Wien wird zur Zweimillionenstadt
Nach Jahrzehnten des Negativtrends wächst Wien seit den 1980er-Jahren wieder kontinuierlich. Derzeit leben hier rund 1,77 Mio. Menschen. In zehn Jahren werden bereits 1,95 Mio. Personen in Wien wohnen, 2034 rund 2,04 Millionen und 2044 bereits 2,11 Millionen, was einem Anstieg von fast einem Fünftel gegenüber heute gleichkommt.
Damit wäre sogar der bisherige Höchststand von 2,08 Millionen Einwohnern im Jahr 1910 überschritten. Wobei die Prognosen desto unschärfer würden, je weiter man in die Zukunft blicke, wie Klemens Himpele, Leiter der zuständigen Magistratsabteilung 23 erklärte.
ORF.at/Julia Hammerle
Die Stadt wird jünger und älter
Rund zwei Drittel des Einwohneranstiegs machen Zuzügler aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland aus. Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) wertet das als Kompliment: „In eine schiache Stadt kommt niemand.“
Das restliche Drittel erklärt sich aus einem Geburtenüberschuss. „2013 hatte Wien beispielsweise die höchste Geburtenanzahl seit 1969“, so Himpele. Für die nähere Zukunft bedeutet dies, dass neben den Über-75-Jährigen - dieses Alterssegment nimmt bis 2024 um rund 37 Prozent zu - der Kreis der Null- bis 14-Jährigen am stärksten wächst, und zwar um 16 Prozent in den kommenden zehn Jahren. „Die Stadt wird jünger und älter zugleich“, fasst der MA-23-Chef zusammen.
Wobei Wien gerade auf dem Weg ist, bis spätestens 2016 Vorarlberg als jüngstes Bundesland Österreichs den Rang abzulaufen. Derzeit liegt das Wiener Durchschnittsalter bei gut 41 Jahren. Auch in den kommenden Jahren wird es nur leicht ansteigen, während die Kurve in Rest-Österreich deutlich steiler nach oben geht.
APA/Martin Hirsch
Mehr Bevölkerung wegen Seestadt Aspern
Für den Blick in die Zukunft haben die Statistiker bis auf Bezirks- und Grätzelebene Daten analysiert. Dabei zeigt sich, dass vor allem die Donaustadt boomen wird, was nicht zuletzt am neuen Stadtteil Aspern liegt. Bis 2034 werden im 22. Bezirk um ein Drittel mehr Leute leben als derzeit. Die Leopoldstadt, Favoriten, Floridsdorf, Mariahilf oder die Brigittenau gehören zu den Boomregionen der Stadt. Mit Hietzing und der Inneren Stadt gibt es aber auch Bezirke, die schrumpfen werden. Im 13. Bezirk erwartet man ein Minus von zwei Prozent, in der City gar um elf.
Das habe unter anderem damit zu tun, dass hier die Bevölkerung überdurchschnittlich alt sei, woraus sich mangels genügend Leuten im gebärfähigen Alter ein Geburtendefizit ergebe. Das trifft auch auf Döbling zu, das seine heutige Einwohnerzahl in etwa halten dürfte. Was die kleinräumige Analyse auch zeigt: Vor allem der westliche Stadtrand und einzelne Bezirksteile im Süden werden von überdurchschnittlichen Alterungsprozessen betroffen sein.
Herausforderung für Infrastruktur
Für Stadträtin Brauner sind die jüngsten Zahlen eine Herausforderung. Denn der Anstieg bei Jung und Alt erfordere mehr Kindergärten sowie Schulen einerseits und Pflegeeinrichtungen andererseits. Dazu kämen noch Wohn-, Verkehrs- und Gesundheitsinfrastruktur. In Sachen Finanzierung könnte es die Bundeshauptstadt schlechter erwischen. Denn laut Himpele ist Wien das einzige Bundesland, in dem der Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen - und damit steuerpflichtigen - Alter nicht sinken wird.
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- „Wien wächst“-Studie (PDF)