Überfall auf Geldtransporter war abgesprochen

Der Überfall auf einen Geldtransporter in der Brigittenau im August ist geklärt. Der Fahrer des Transporters hatte sich von einem Komplizen überfallen lassen. Dieser setzte sich mit der Beute in die Türkei ab.

Der 37-jährige Postmitarbeiter und Fahrer des Geldtransporters hatte angegeben, am 8. August in der Wehlistraße, während er Tageslosungen von Supermärkten einholte, überfallen worden zu sein. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, war dieser Überfall allerdings fingiert.

Schlüssel mit Postuniform besorgt

Der Fahrer des Transporters ließ sich von einem Freund fesseln und knebeln. Dieser fuhr nach dem angeblichen Überfall in Postuniform weitere Supermärkte an, um einen zweiten Schlüssel für die Geldkoffer zu erschleichen. Denn erst damit konnte er die Koffer öffnen und das Geld entnehmen, ohne Alarm auszulösen. Beim fünften Versuch bei einem Geschäft in der Leopoldstadt klappte es schließlich - mehr dazu in Raubüberfall: Flucht mit Post-T-Shirt (wien.ORF.at, 11.8.2014).

Komplize mit Beute in Türkei geflüchtet

Dann ließ er den Fahrer in der Ladefläche des Transporters liegen und flüchtete zu Fuß. Angeblich dehydriert und mitgenommen fand die Polizei den Fahrer und den Transporter im Bezirk Landstraße.

Yunus K. (Fahndungsfoto)

Polizei

Das Landeskriminalamt bittet um Hinweise zum möglichen Aufenthaltsort von Yunus K. (34) unter 01 31310 33800

Bei der Tatortarbeit sicherten die Ermittler einen Fingerabdruck, der einem der Polizei in Zusammenhang mit Drogendelikten wohlbekannten 34-jährigen türkischen Staatsbürger zugeordnet werden konnte. Die Ermittler fanden auch heraus, dass der Verdächtige mit dem Fahrer befreundet war. An seiner Wohnadresse am Alsergrund befand sich der Mann jedoch nicht mehr.

Nach dem vorgeblichen Überfall teilte der Komplize nicht - wie zuvor ausgemacht - mit dem Fahrer, sondern setzte sich mit der gesamten Beute - etwa eine halbe Million Euro - in die Türkei ab. Nach ihm wird mit einem internationalen Haftbefehl gefahndet. Der Fahrer des Geldtransporters befindet sich in Haft. Er zeigte sich geständig.

Polizei erreichte Komplizen am Handy

Ein Detail am Rande: Als der Fahrer einvernommen wurde, meldete sich der Komplize auf seinem Handy. Die eindringliche Aufforderung der Ermittler, mit der Beute nach Österreich zurückzukommen, beantwortete er laut Polizei sinngemäß so: „Ihr könnt mich gernhaben, ich mach’ mir mit dem Geld in der Türkei ein schönes Leben.“ Robert Klug vom Landeskriminalamt: „Das war aber kein wörtliches Zitat. Das habe ich etwas verschönt.“