„Kopulationsring Ball“ eröffnet „Wienwoche“

Das von den Grünen gegründete Kulturfestival „Wienwoche“ setzt sich in 15 Projekten mit dem Thema Migration auseinander. Provokationspotential hat der Eröffnungsabend: Der „Wiener Kopulationsring Ball“ ist als „queere Antwort“ auf den Akademikerball gedacht.

„WKR“ steht in diesem Fall nicht für „Wiener Korporationsring“ - den Vorgänger des von Burschenschaftern veranstalteten nunmehrigen Akademikerballs - steht, sondern für „Wiener Kopulationsring“. „Wir geben die queere Antwort auf den Akademikerball, von Antifaschisten mit oder ohne Migrationshintergrund“, wie Can Gülcü, Mitglied des Wienwoche-Leitungsteams erklärte.

Nach einem Demozug vom Museumsquartier zum Michaelerplatz inklusive Kundgebung erwartet die Ballgäste am 12. September ein Sektempfang in der Hofburg. Wobei allerdings nicht die Prunkräume bespielt werden, sondern das über der Batthyanystiege beheimatete Institut für Theaterwissenschaft. Das Fest selbst - organisiert von der „Perversen Initiative“ - geht dann im Lokal Aux Gazelles über die Bühne.

Kritik an der Eröffnungsveranstaltung kam bereits von der FPÖ. Die Grünen hätten den Wunsch, selbst einen Ball zu veranstalten und nicht nur im Kreis der teils gewaltbereiten Gegendemonstranten mitzumarschieren, heißt es in einer Aussendung.

Sujet Wienwoche

Wienwoche

Massenhochzeit im Augarten

Die Organisatoren der Wienwoche setzen aber auch auf Aktionistisches mit weniger Provokationspotenzial: In der Ottakringer Brunnenpassage wird etwa die „Migrationale“ ausgerufen - eine Art Tauschbörse, wie Co-Leiterin Petja Dimitrova informierte. Als „Händler“ fungieren u.a. Asylwerber, die aufgrund der Gesetzeslage nicht arbeiten dürfen, deren Know-how man aber sichtbar machen wolle.

Angeboten werden von Sprachunterricht über Beratung bei Behördenwegen bis zur Fahrradreparatur. Bei der „Love Migration“ sollen hingegen mittels symbolischer Massenhochzeit im Augarten (behördliche) Schwierigkeiten in Sachen Liebe und Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft in den Fokus gerückt werden.

„Parallelgesellschaft in Österreich“

Mit derlei niederschwelligen Initiativen, die außerdem allesamt bei freiem Eintritt zugänglich sind, will die Wienwoche auch jene Menschen ansprechen, die sich wenig oder ablehnend mit Migration beschäftigen. „In Österreich gibt es immer noch eine Parallelgesellschaft“, meinte Radosina Patulova vom Leitungstrio: „Wir leisten hier Erste Hilfe.“ Das Thema sei „heiß“ und ein „Dauerbrenner“ in Politik und Medien, wobei Patulova in dem Zusammenhang „vielschichtiges Denken“ vermisst.

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Peter Hautzinger

Radostina Patulova, Petja Dimitrova und Can Gülcü, das Leitungsteam der Wienwoche

Um den Blick in den Alltag von Menschen, die hier leben wollen, zu ermöglichen, geht es im Projekt „WIENerWARTEN“ um Geschichten vom Warten - auf Bestätigungen, Aufenthaltsbewilligungen oder Behördentermine. Prominente Einwanderer wie Autor Dimitre Dinev oder Poetryslammerin Yasmo erzählen in der Wienbibliothek von Geduld und Enttäuschung, Langeweile und Angst. Der dazu erscheinende Erzählband enthält zudem Interviews mit Personen, die derzeit im Einwanderungsprozess nach Österreich stecken.

Wienwoche kostet 453.000 Euro

Neben Kurzfilmabenden, einer Kampagne zur „schikanösen Praxis des Bettelverbots“ und einem Leseabend zum historischen (gerichtlichen) Kämpfen von Gastarbeitern um Wahlrecht oder Sozialleistungen spielt Musik bei der Wienwoche eine große Rolle.

In der Szene Wien in Simmering präsentiert die zwölfköpfige Combo „Bad Weibz“ Breakdance und Rap abseits genreüblicher Dicke-Hose-Attitüden, erste Kostproben sind zuvor in einer Party-Bim zu hören, die von der Börse zur Konzertlocation gondelt. Beschlossen wird die heurige Wienwoche, deren Budget in Höhe von 453.000 zur Gänze von der Stadt Wien bezahlt wird, am 28. September mit einer „langen Nacht der GastarbeiterInnenmusik“ - Titel: „Gazino Royal Viyana“.

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