Albertina zeigt Rainer-Retrospektive

Mit dem übermalten Gesicht ist Arnulf Rainer zu einer der Ikonen der österreichischen Nachkriegskunst geworden. Anlässlich seines 85. Geburtstags zeigt die Albertina eine Retrospektive mit 120 Werken des Künstlers. Eröffnung war am Dienstag.

Auf der renommierten „Kunstkompass“-Liste der international meistbeachteten zeitgenössischen Künstler liegt Rainer konstant auf Platz 1 der heimischen Künstler und belegt 2014 Rang 64. Dies ist nicht zuletzt der Kreativität des Künstlers zu verdanken, der auch mit knapp 85 Jahren von seinem Bauernhof im Innviertler Enzenkirchen, aus Wien oder aus Teneriffa seine Galeristen mit immer neuen Werken bedient.

Fotos von der Ausstellung:

Radikale Verhüllung von religiösen Symbolen

Mit Beginn der 50er-Jahre wandte sich Rainer nach erstem Interesse für Surrealismus und Informel seinen heute für ihn charakteristischen Übermalungen zu. Eigene und fremde Bilder, Selbstporträts und Fotos kamen ihm unter Farbe, Kohlestift und Kugelschreiber, 1961 wurde er in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes sogar gerichtlich verurteilt.

Gerade wegen seiner radikalen Verhüllung von oft auch religiösen Symbolen war Rainer jahrelang umstritten - von kirchlicher Seite wurde seine Arbeit aber mit mehreren Auftragsarbeiten und Ehrendoktoraten sowohl der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität von Münster als auch der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz zunehmend gewürdigt.

Rainer verweigerte Wiener Kunstpreis

Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin, München, Köln und schließlich Wien, wo 1968 im Museum des 20. Jahrhunderts auch seine erste Retrospektive stattfand. Als ihm 1974 der Kunstpreis der Stadt Wien verliehen werden sollte, verweigerte er die Teilnahme an der Übergabe-Zeremonie - der Preis wurde ihm wieder aberkannt.

1977 nahm er an der documenta 6 teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Biennale von Venedig. Im November 1978 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis und wurde im gleichen Jahr Mitglied des Österreichischen Kunstsenates. Der Auszeichnungsreigen sollte 2005 gekrönt werden, als Rainer als erster nicht spanischer Künstler den Aragon-Goya Preis für sein Lebenswerk erhielt.

Arnulf Rainer

APA/ Hans Klaus Techt

Arnulf Rainer in seinem Atelier in Passau

Schock wegen zerstörter Bilder

Ab 1981 hatte Rainer eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien inne. Dort wurden 1994 allerdings 36 Bilder, die in seinem Akademie-Atelier aufbewahrt waren, übermalt und beschädigt. Ermittlungen gegen Rainer selbst und seine Galeristin wurden im Jahr darauf eingestellt, ein Täter wurde nie dingfest gemacht. Rainer selbst ließ sich auf den Schock hinaus auf eigenen Wunsch emeritieren.

Ausstellungshinweis:

Arnulf Rainer, 3. September 2014 bis 6. Jänner 2015, Albertina Wien

Die Museen der Welt würdigten die künstlerische Arbeit des Malers mit zahlreichen Personalen und Retrospektiven - vom Centre Pompidou in Paris (1984) über das Guggenheim in New York (1989) bis zur Pinakothek der Moderne in München, die Rainer 2002 einen eigenen Raum widmete. 2009 wurde in Baden, seiner Geburtsstadt, das eigens ihm gewidmete Museum im einstigen Frauenbad eröffnet.

85. Geburtstag im Dezember

Geboren wurde Arnulf Rainer am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien. Von 1940 bis 1944 besuchte er die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Traiskirchen und danach die Staatsgewerbeschule in Villach, wo er 1949 maturierte. In Folge wurde er sowohl an der Hochschule für angewandte Kunst als auch für bildende Kunst aufgenommen, die er aber beide bald wegen Kontroversen mit seinen Lehrern verließ.

Gemeinsam mit Fuchs, Lehmden, Brauer, Hollegha und Mikl gründete er 1950 die „Hundsgruppe“ und begegnete 1953 dem Priester Otto Mauer. In dessen „Galerie nächst St. Stephan“ war Rainer schließlich mit seinen ersten Einzelpräsentationen sowie mit Hollegha, Prachensky und Mikl als Malergruppe „Galerie St. Stephan“ zu Hause.

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