Gert Voss: Abschied von einem Genie

Im Burgtheater haben am Donnerstag Ensemble, Freunde und Weggefährten mit einer Prozession von Gert Voss Abschied genommen. Das Ehrenmitglied des Burgtheaters war nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben.

„Ich habe den ganzen Sommer immer an Gert gedacht: Jetzt liegt er in seinem Eisblock und wartet auf diesen Tag“, sagte Ex-Burgtheater-Direktor Claus Peymann, der 46 Jahre mit Voss zusammengearbeitet hatte, in seiner Rede, die am Ende der Trauerfeier stand. Voss war am 13. Juli überraschend nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 72 Jahren verstorben - mehr dazu in Trauer um Gert Voss und in Gert Voss ist tot (news.ORF.at).

„Wir tragen ein Genie zu Grabe“

Vor Peymann erinnerten sich die interimistische Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), der Regisseur Luc Bondy sowie die Burgschauspieler Johanna Wokalek und Philipp Hauß an Voss, dessen Sarg auf der Feststiege des Burgtheaters aufgebahrt war und anschließend traditionsgemäß von einem Trauerzug um das Haus geleitet wurde, eine Abschiedszeremonie, die den Ehrenmitgliedern des Hauses vorbehalten ist.. „Wir tragen ein großes Kind zu Grabe, ein Genie, einen der größten Schauspieler unserer Zeit“, schloss Peymann seine Rede.

Fotos von der Trauerfeier:

Mit Peymann, Nikolaus Bachler, Matthias Hartmann und Karin Bergmann waren vier Burgtheater-Direktoren zur Trauerfeier erschienen. Bergmann, die amtierende, wenngleich interimistische Leiterin des Theaters, erinnerte an dem mit weißen Rosen geschmückten Sarg, an dessen Seiten auf Samtpolstern die Auszeichnungen des 72-jährig gestorbenen Schauspielers ausgelegt waren, daran, dass Voss über ihr ganzes Theaterleben lang ein wichtiger Wegbegleiter und Gesprächspartner gewesen sei.

„Vielleicht würde ich gar nicht hier stehen, wenn ich nicht von ihm so viel über den Schauspielerberuf gelernt hätte.“ Voss sei nun selbst Teil jenes Mythos Burgtheater geworden, der ihn eigentlich nie sonderlich interessiert habe: „Die Geschichte des Burgtheaters ist im Negativen die Geschichte seiner Krisen, im Positiven die Geschichte seiner Schauspieler. Gert ist jetzt Teil dieser Geschichte.“

An den Beruf „absolut geglaubt“

Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) bedankte sich „für alles, was er für dieses Theater, die Menschen dieser Stadt und darüber hinaus geleistet hat“ und erinnerte sich an einen Besuch bei Gert Voss und seiner Frau Ursula, als er im Zuge der Burgtheater-Krise seinen Rat suchte. Der Regisseur Luc Bondy würdigte Voss als „Typus eines modernen Schauspielers - Deine Intuition reichte Dir nicht“, der an seinen Beruf „absolut geglaubt“ habe.

Die Schauspielerin Johanna Wokalek erinnerte in einer berührenden Rede an Erfahrungen aus vier gemeinsamen Produktionen. „Die Ausschließlichkeit, mit der Du Deinen Beruf lebtest, war einzigartig. Das Theater war Dein Kloster - und Du sein Mönch.“ Mit dieser Ausschließlichkeit, mit perfekter Vorbereitung bereits bei der Leseprobe, habe er ihr aber auch Angst gemacht: „Es fiel mir nicht immer leicht, Dich zu mögen.“

Video von der Tauerfeier:

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Viele Prominente bei der Trauerfeier

Zur Trauerfeier waren unter anderen Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger, Burgtheater-Aufsichtsratchef Christian Strasser, der Salzburger Festspielchef Sven-Eric Bechtolf, Georg Springer und Günter Rhomberg, der ehemalige und der interimistische Bundestheater-Holding-Chef, Ex-Kanzler Franz Vranitzky, zahlreiche Burgschauspieler wie Klaus Maria Brandauer, Annemarie Düringer und Michael Heltau, Künstler und Regisseure wie Michael Haneke, David Schalko und Andre Heller und Kulturpolitiker wie Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) erschienen.

Das Burgtheater wird das letzte November-Wochenende dem künstlerischen Schaffen von Voss widmen. Dabei werden unter anderem Theateraufzeichnungen und Filme gezeigt. Den Abschluss soll die Präsentation des im Auftrag der Akademie der Künste Berlin von der Dramaturgin Ursula Voss, der langjährigen Ehefrau des Verstorbenen, herausgegebenen Buches „Gert Voss auf der Bühne“ bilden. Das Buch sei noch gemeinsam mit Gert Voss geplant worden, sagte Karin Bergmann. „Die Präsentation müssen wir jetzt ohne ihn machen.“

Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof

Die Beisetzung fand anschließend in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof statt. Die Grabrede wurde von Dramaturg Hermann Beil gehalten, die Musik steuerte Jazz-Musiker Christian Muthspiel bei. Den Platz suchte die Witwe des Schauspielers aus. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Gräber von Leon Askin, Gusti Wolf und Fritz Muliar.

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