Stephansdom als Blitz-Messstation

Ein Wiener Unternehmen hat auf dem Stephansturm über der Türmerstube ein Blitzmess- und Auswertungssystem installiert. Damit sollen künftig das Zerstörungspotenzial von Blitzen gemessen und Schäden verhindert werden.

Weltweit ist bereits eine Reihe bekannter Gebäude mit diesem System ausgestattet, zum Beispiel der Campanile auf dem Markusplatz in Venedig, der Burj Khalifa in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die Seilbahn am Tafelberg in Südafrika, das „Mittagstor“ am Haupteingang der verbotenen Stadt in Peking und jetzt auch der Wiener Stephansdom.

Zerstörungspotenzial von Blitzen

20 Meter über der 70 Meter hohen Türmerstube erfassen Blitzmesssensoren künftig Blitzeinschläge in den Turm. Eine Auswerteeinheit analysiert Steilheit, Ladung, Stromstärke sowie spezifische Energie von Blitzströmen. Diese Kenngrößen geben Aufschluss über das Zerstörungspotential eines Blitzes. Die Messdaten sind im Internet öffentlich einsehbar.

Blitze über den Stephansdom

Sophia Felbermair

Seit Jahresbeginn 2014 schlugen in Österreich 88.434 Blitze ein

200.000 Blitze pro Jahr in Österreich

Blitzeinschläge können verheerende Beschädigungen an Gebäuden sowie elektrischen und elektronischen Anlagen in den Bereichen Energieversorgung, Verkehr und Computersysteme verursachen. Die Blitzforschung liefert dazu Daten und Fakten.

TV-Hinweis:

Einen Beitrag zur Blitzmessung auf dem Stephansturm sehen Sie am 2. September in „Wien heute“.

In Österreich wurden zwischen 2004 und 2013 laut dem österreichischen Blitzortungssystem ALDIS durchschnittlich 198.717 Blitze pro Jahr registriert, die meisten im Jahr 2006 mit 286.690 Blitze. Österreich gehört mit Oberitalien und Slowenien zu den blitzgefährdetsten Regionen in Europa.

Die meisten Gebäude, auch der Stephansdom, besitzen einen klassischen Blitzableiter, der das Bauwerk und die darin befindlichen Personen schützt. In der heutigen, vernetzten Welt tritt der Schutz der elektronisch gesteuerten Netze immer mehr in den Vordergrund. Das Wiener Unternehmen Phoenix Contact entwickelt in Zusammenarbeit mit der Blitzforschung Lösungen zum Schutz von Anlagen und elektronischen Systemen.

Hirschgeweih als Blitzschutz

Für den Stephansdom hat der Blitzschutz schon seit Jahrhunderten eine große Bedeutung. Die Methode unterschied sich allerdings von der heutigen Technik. Im Jahr 1551 wurden laut einer Wien-Sage von Gerhard Cockelberghe-Duetzele auf die oberen acht Spitzen des „Stephansturmes“ Hirschgeweihe als Abwehrmittel gegen das Einschlagen von Blitzen gesetzt.

Damals soll allgemein der Glaube geherrscht haben, dass noch nie ein Hirsch vom Blitz getroffen worden sei. Man hielt seine Geweihe daher für ein Mittel gegen den Blitzstrahl. Wahrscheinlich geschah dies, weil 1449 der Turm des Stephansdom durch einen Blitz entzündet wurde.

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