WK: Keine Betriebsflächen für Wohnraum

Die Wirtschaftskammer macht sich Sorgen um die Industrie in Wien: Fehlende Flächen und zu viel Bürokratie würden den Betrieben in Wien das Leben schwer machen. Sie fordert daher einen Umwidmungsstopp von Industrieflächen in Wohnraum.

Der Schwedenbombenhersteller Niemetz geht nach Niederösterreich, andere Produktionsbetriebe sind am Sprung - mehr dazu in Niemetz wandert nach Wiener Neudorf ab und in Staud’s überlegt Abwanderung aus Wien. Die Gründe für diese Entwicklung seien zu viele behördliche Auflagen, zu langsame Genehmigungsverfahren zu wenig Platz für Wiens Industrie, heißt es von der Wirtschaftskammer.

WK: Platznot fördert Abwanderung

Die Betriebe würden 140.000 Arbeitsplätze bieten, eine direkte Wertschöpfung von 11,7 Milliarden Euro generieren und einen großen Anteil an den Gemeindesteuern zahlen. Die Stadt Wien soll daher mehr auf die Industrie schauen und zum Beispiel verhindern, dass Betriebsflächen in Wohngebiete umgewidmet werden, fordert Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Ruck. Denn sonst seien sie irgendwann gezwungen, ins benachbarte Umland zu übersiedeln.

Ruck: „Was da ist, muss erhalten bleiben“

Laut Kammeranalyse sind jene Areale, die den produzierenden Unternehmen gewidmet sind, seit 2001 um 16,5 Prozent auf 2.200 Hektar zurückgegangen. Außerdem würden Wohngebiete immer näher an die Industrie heranrücken, wodurch es zunehmend Probleme mit Anrainern gebe. Angesichts des prognostizierten Bevölkerungswachstums meinte Ruck: „Mir ist schon klar, dass man keine neuen Industriegebiete schaffen kann, aber das, was da ist, muss erhalten bleiben.“

Derzeit gebe es - gemessen an den gesamten Industrieflächen in der Stadt - nur noch acht Prozent Reserveflächen, beispielsweise in Liesing. Problematisch sei zudem, dass inzwischen viele Industriegebiete von Fachmarktzentren oder Verbrauchermärkten belegt werden. Ruck forderte hier eine Beschränkung.

Weniger Bürokratie durch zentrale Stellen

Bei ihrer Analyse hat die Kammer auch Unternehmer gefragt, wo der Schuh drückt. Am meisten würden Bürokratie sowie hohe Betriebs-und Lohnkosten beklagt, sagte Industrie-Spartenobmann Stefan Ehrlich-Adam. Wobei er grundsätzlich einräumte, dass hier die Stadtpolitik - etwa im Bereich von Arbeitszeitflexibilisierung oder Auflagen durch das Energieeffizienzgesetz - nur sehr begrenzt eingreifen könne und man sich deshalb auch an den Bund wende.

Mit dem Wiener Magistrat liefen die Gespräche beispielsweise in Sachen Vereinfachungen bei Betriebsanlagengenehmigungen in die richtige Richtung. So sollen die Genehmigungsstellen demnächst auf vier Standorte konzentriert werden, wovon man sich eine schnellere Abwicklung erhofft. Der Dauerbrenner Fachkräftemangel scheint in der Umfrage übrigens nicht sehr prominent auf. Auch dafür hat die Kammer eine Erklärung: Viele Unternehmer hätten inzwischen resigniert.

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