Rasen statt Autos auf der Ringstraße

Der europaweite autofreie Tag hat die Autos von einem Teil der Ringstraße verbannt, stattdessen hat es Rasen und Liegestühle auf der Fahrbahn gegeben. Kritik kam vom ÖAMTC und der Wiener ÖVP.

Wegen des Wetters hielt sich der Andrang heuer in Grenzen, der autofreie Ringstraßen-Abschnitt fand aber wiederum einige Anhänger. „Wir könnten uns daran gewöhnen, es würde uns nicht abgehen, wenn hier weniger Verkehr wäre. Die Autos gehen uns nicht ab“, meinte eine Passantin gegenüber „Wien heute“. „Immer wären die Autofahrer wohl nicht glücklich, ich schon, weil ich kein Auto habe“, meinte ein Pensionist.

Rasen am Ring

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Rasen auf der Ringstraße

Die Staus rund um die Ringstraße kommentierte Alec Hager, Geschäftsführer des Organisators Radlobby Österreich, mit „Man weiß statistisch, dass ein Großteil dieser Fahrten kürzer ist als fünf Kilometer. In einem Großteil der Autos sitzt nur eine Person. Pro Tag gibt es 60.000 Fahrten, die innerhalb eines Bezirkes stattfinden. Das sind alles Fahrten, die man ganz leicht einsparen könnte, und dann gäbe es auch nicht so viel Stau.“

ÖVP: „Anschlag auf Autofahrer“

„Die Veranstaltung ‚Rasen am Ring‘ ist ein alljährlicher Anschlag auf die Autofahrer. Eine Ringsperre an einem Werktag ist eine außerordentliche Chuzpe“, meinte dagegen Manfred Juraczka, Obmann der Wiener ÖVP. Nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Wirtschaftstreibenden litten unter der „zunehmenden Demoluft am Ring“. Die Veranstalter beschwichtigen. Der Tag habe keine Auswirkungen auf das Verkehrsklima. Er beeinträchtige nicht das Verhältnis zwischen Auto- und Radfahrern.

Martin Hoffer vom ÖAMTC ärgerte sich vor allem über die doppeldeutige Bezeichnung: „Wenn auch ganz allgemein solche Initiativen prinzipiell interessant sind, ist eine Sperre und Provokation mit dem Vorwurf ‚Rasen am Ring‘ gegenüber Autofahrern doch eher als kontraproduktiv zu betrachten.“ Man dürfe nicht vergessen, dass das Auto für viele leider nicht verzichtbar sei. Man solle statt solcher Aktionen lieber den öffentlichen Verkehr ausbauen und ausfallssicherer machen.

Motivation zum Radfahren und Spazieren

„Die Veranstaltung soll einfach ein Umdenken bewirken, wie man auch ohne Auto unterwegs sein kann. Der Tag soll zur Kreativität anregen und zeigen, dass es möglich ist, kein Auto zu verwenden. Natürlich nicht immer, denn in manchen Fällen braucht man schlichtweg das Auto. Menschen, die aber einfach gerne Auto fahren, sollen motiviert werden, auf ,Öffis‘, das Rad oder Fußwege umzusteigen“, konterte Hager.

TV-Hinweis

„Wien heute“ war auf der autofreien Ringstraße. Den Beitrag sehen Sie am Montag, 19.00 Uhr, ORF2 und danach in der ORF TVThek.

Doch Juraczka meint, die Sperre des Rings sei auch aus umweltpolitischer Sicht sehr fragwürdig. Denn die ausweichenden Autos würden im Stau stehen und so mehr Emissionen erzeugen als im flüssigen Verkehr. Hager kontert: „Das ist eine Schuldumkehr. Der 22. September ist europaweit autofreier Tag. Die Menschen sind informiert. Wer dennoch kurze Wege fährt und im Stau steht, ist Selbstverursacher der Emission. Das liegt dann nicht an der Veranstaltung.“

Polizist bei Sperre der Ringstraße vor der Staatsoper

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Vor der Staatsoper wurden die Fahrzeuge von der Ringstraße weggeleitet

Rollrasen statt Asphalt

Die Gesundheits- und Umweltschäden durch Autoverkehr liegen für alle Steuerzahler bei über sieben Milliarden Euro im Jahr, behauptet der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Außerdem nehme der Autoverkehr über 80 Prozent der öffentlichen Wiener Stadtfläche ein. Dagegen wollen die Veranstalter von „Rasen am Ring“ ein Zeichen setzen.

Die Plattform „Autofreie Stadt“ fordert mehr Lebensraum statt Staufläche. Im Mittelpunkt davon steht der schon 1993 von Bürgermeister Helmut Zilk eingebrachte Vorschlag, den Ring jeden Sonntag zur autobefreiten Erholungszone zu machen. Außerdem richtet sich die Veranstaltung gegen die Lobau-Autobahn durch den Nationalpark Donau-Auen.

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