Wohnen neben Toten: Anrainerprotest

Ein Wohnbau-Projekt beim Neustifter Friedhof in Währing sorgt für Proteste. Auf dem Areal der ehemaligen Friedhofs-Gärtnerei sollen geförderte Wohnungen entstehen, eine Bürgerinitiative und der Bezirksvorsteher sind aber dagegen.

Das Areal, das bebaut werden soll, ist an drei Seiten von Gräbern umgeben. Auf der Pötzleinsdorfer Höhe sind die Anrainer auf den Barrikaden. „Stellen sie sich einmal vor, wenn sie in sechs Metern Entfernung einen Wohnklotz unmittelbar vor den Gräbern stehen haben. Da gibt es ja keine Friedhofsruhe“, sagt Yves Risacher von der Bürgerinitiative „Rettet den Neustifter Friedhof“ gegenüber dem ORF Wien.

Das Wohnprojekt ist auch für den Währinger Bezirksvorsteher Karl Homole (ÖVP) unvorstellbar. „Es gibt in ganz Wien keinen Friedhof wo man in die Mitte einen Wohnbau hineinstellt. Bei Begräbnissen wäre das nicht das Optimum für die Leute“, so Homole.

Neustifter Friedhof in Währing

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An drei Seiten des Friedhofes soll gebaut werden

Chorherr verweist auf steigende Wohnungspreise

Außerdem geht es laut den Anrainern auch um die Umwelt. Der Tierbestand sei aktenkundig. Das Projekt sei dort geplant, wo „im Jahr 2010 von der damaligen Stadträtin ein Umweltfriedhof mit einem eigenen Biotop für Amphibien eröffnet wurde“, sagt Anrainer Adalbert Stampfer.

TV-Hinweis:
„Wien heute“ hat mit Anrainern und Verantwortlichen gesprochen. Den Beitrag sehen Sie um 19.00 Uhr in ORF2 und danach in der TVthek.

Christoph Chorherr, der Planungssprecher der Grünen, verweist auf andere Friedhöfe. „Ich erinnere etwa an den Hernalser Friedhof, wo Wohnungen auch auf einen Friedhof blicken. Wenn wir es uns heute leicht machen und den Anrainern nachgeben und die Wohnungen nicht bauen, steigen die Wohnungspreise noch dramatisch weiter“, so Chorherr.

Das letzte Wort ist für das fünf Häuser umfassende Wohnbauprojekt noch nicht gesprochen. Bis es zur Bauwidmung kommt, wollen die Anrainer weiter kämpfen und Unterschriften dagegen sammeln. Bis 9. Oktober liegen die Pläne für die Umwidmung sowohl im Bezirksamt Währing als auch Online auf.