„Talentecheck“ für leichtere Orientierung

Zum zweiten Mal werden im Dezember Wiener Schüler beim „Talentecheck“ geprüft. Susanne Brandsteidl (SPÖ), die Präsidentin des Wiener Stadtschulrats, will gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine leichtere Orientierung ermöglichen.

219 Wiener Schulen werden an dem verpflichtenden „Talentecheck“, einer Kooperation von Stadtschulrat und Wirtschaftskammer, teilnehmen. Über 16.000 Schülerinnen und Schüler werden dabei sein. Die Prüfung ist computergestützt und orientiert sich stark an den Bewerbungstests für Lehrlinge, wie Anton Ofner, Bildungsbeauftragter der Wirtschaftskammer Wien, in einer Pressekonferenz erklärte: „Ziel ist es, Stärken und Schwächen der Schüler aufzuzeigen und ihnen in einer sehr sensiblen Lebensphase eine Orientierungshilfe zu bieten.“

Ergebnisse liegen im Jänner vor

Man wolle den Schülern zeigen, was in der Wirtschaft von ihnen erwartet werde. Geprüft wird daher in den Kategorien Praktisches Rechnen, Deutsch, Textverständnis, Konzentration, Logik, Englisch und Technisches Verständnis. Die Ergebnisse liegen im Jänner vor, sie sind von der Schule und den Schülern selbst einsehbar und können mit den zuständigen Lehrern besprochen und analysiert werden. Jeder Schüler bekommt dabei sein Ergebnis in Prozenten vorgelegt.

Ansprechen will die Wirtschaft damit nicht nur Neue Mittelschulen (NMS), sondern vor allem auch AHS-Schüler: Denn derzeit scheide jeder Fünfte in einer AHS-Oberstufe ohne Abschluss aus oder wechsle zumindest den Schultyp, so Ofner. Gleichzeitig würden sich immer weniger Schüler für einen Lehrberuf entscheiden, obwohl die Zahl der Lehrberufe stetig steige.

Brandsteidl: „Bilden für die Wirtschaft aus“

„Ich bin ein Fan von externen Leistungsüberprüfungen“, erklärte Stadtschulrats-Präsidentin Brandsteidl. Sie würden auch als Feedback für die Schulen dienen: „Wir bilden ja für die Wirtschaft aus“, so Brandsteidl. Da in Österreich leider keine mittlere Reife existiere, sei der Talentecheck eine gute Möglichkeit, den Wissensstand in den Schulen zu überprüfen. Auch Lehrlingsausbildner könnten nach den Ergebnissen fragen, obwohl es natürlich keine Verpflichtung gebe, diese vorzulegen, meinte Ofner.

Beim ersten großflächigen Testversuch im vergangenen Jahr schnitten jedenfalls Jugendliche in AHS deutlich besser ab als Schüler der Neuen Mittelschule und der Wiener Mittelschule (einer Sonderform der Neuen Mittelschule): In der Kategorie mit den allgemein besten Ergebnissen, Englisch, erreichten AHS-Schüler im Durchschnitt 81,44 Prozent, in der Neuen Mittelschule waren es 52,2 Prozent, in der Wiener Mittelschule 62,3 Prozent.

Die meisten Probleme gab es im Vorjahr dagegen im Fragenblock Textverständnis: Hier kamen die Wiener Schüler auf durchschnittlich nur rund 49 Prozent - AHS-Schüler auf 59,5 Prozent, NMS-Schüler auf 43,9 Prozent. Der Mangel an Lehrlingen wurde vor zwei Jahren als Begründung für den „Talentecheck“ angegeben - mehr dazu in Verpflichtender „Talente-Scan“ an Schulen (wien.ORF.at; 13.4.2012).

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