Niavarani: Neues Theater für „Richard III.“
„Wir haben keinen Kredit aufnehmen müssen. Das Publikum hat das Projekt finanziert - quasi Crowdfunding über Ö-Ticket!“, zogen Michael Niavarani und Film-Verleger Georg Hoanzl am Montag Zwischenbilanz. Das Investment „von der ersten Idee bis zur letzten Vorstellung“ bezifferte Niavarani auf 1,3 Mio. Euro, doch bisher sei es gelungen, die anfallenden Rechnungen aus den Vorverkaufs-Einnahmen zu begleichen. „Wir sind noch nicht auf Null, aber es kann sich ausgehen“, so Hoanzl. 9.000 Karten warten noch auf ihre Abnehmer.
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„Globe Wien“ im Schlachthof-Areal
Nicht ganz ausgegangen ist sich der komplette Globe-Nachbau. In der 20.000 Quadratmeter umfassenden Marx Halle im ehemaligen Schlachthof-Areal in Wien-Landstraße hat die extra gegründete „Niavarani & Hoanzl GmbH“ die kleinere der beiden eingebauten Hallen gemietet. Die Bundestheater-Tochter „Art for Art“ hat eine Holzbühne mit Balkon sowie an den Seiten jeweils ein paar Logen und Holzbänke gebaut, auf denen auch Publikum Platz nehmen wird.
Der Rest der Halle wartet mit grauem Teppichboden, schwarzen Vorhängen, einer Tribüne mit modernen Plastik-Schalensitzen und der alten Dachkonstruktion auf. Das komplette Globe nachzubauen wäre deutlich zu teuer gewesen, beteuern die beiden Produzenten. „Dann hätten wir im Konkursfall nicht vier, sondern zehn Jahre bekommen“, meinte Niavarani. Entsprechenden Erfolg vorausgesetzt, könne man ja jeweils ein paar zusätzliche Logen anstückeln.
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Tragödie wird zur Komödie
Beim für die Presse anberaumten Lokalaugenschein konnte man sich vom Stand der Vorbereitungen überzeugen: Die liebevoll gestaltete Programmzeitung ist bereits gedruckt, die bunten Lunch Boxes warten im Pausen-Pub auf ihre Befüllung mit Gurkensandwiches und anderem „very british food“, nur auf der Bühne läuft es noch nicht ganz rund.
Regisseurin Vicki Schubert hatte alle Hände voll zu tun, die Abläufe zu ordnen - mit dem live aufspielenden Ensemble Unicorn und einem kleinen Stunt-Team sind bis zu 22 Personen am Bühnen-Treiben beteiligt - sowie Verbesserungen beim Schallschutz einzumahnen: Vorläufig ist noch jeder Schritt auf der Hinterbühne, jeder Lacher in den Schauspieler-Garderoben Teil der Vorstellung.
„Aus der leichtfüßigen Tragödie ‚Richard III.‘ hat Niavarani eine schwere Komödie gemacht“, verheißt die Vorwerbung Konfusion. „Ich halte ja die Komödie für das schwierigste Genre“, erklärte Schubert, die besonders die durch Niavaranis Bearbeitung vorgenommene Fokus-Verschiebung spannend findet: „Zur Geschichte des finsteren Aufsteigers Richard ist die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft dazugekommen: Zwei reine Tore treffen auf die Welt von Politik und Perfidie.“
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Vorstellungen bis Ende November
Dass Niavarani persönlich einen der beiden Narren spielt, den Schuster William Forrest, der an der Seite des Kochs Frederick Dighton (Bernhard Murg) unschuldig durch die von Richard (Michael Pink) angerichteten Intrigenküchen stolpert, ist Ehrensache. Diese beiden Figuren erzählen die tragische Geschichte und sollen dafür sorgen, dass bei allen Blutbädern kein Auge trocken bleibt. Auch eher schmerzhafte Schmähs wie „Ich lach mich krumm - dann krieg ich auch einen Buckel“, sind da inkludiert.
Damit das Ganze immer runder und perfekter läuft, sind die Aufführungen ab 7. Oktober als Einspielvorstellungen deklariert. Die offizielle Premiere werde vermutlich gegen Ende des Monats stattfinden, hieß es. Vorläufig sind Vorstellungen bis Ende November angesetzt. Bei Erfolg wird man weiter sehen. Nichts ist ausgeschlossen - eine Verlängerung der Spielserie, weitere Shakespeare-Bearbeitungen, „aber ich kann mir vorstellen, dass auch moderne Stücke in diesem Ambiente funktionieren können“, hielt sich Theaterdirektor Niavarani alle Optionen offen.