Blaue Stunden in der Kunsthalle Wien

In der Kunsthalle Wien ist ab Mittwoch der Farbe Blau eine eigene Schau gewidmet. „Blue Times“ zeigt 36 Werke - von Yves Klein und Derek Jarman bis zu Liam Gillick und Remco Torenbosch. Das Spektrum reicht von Malerei und Mode bis zu Plattencovern.

„Blau ist eine warme Farbe“, so hieß 2013 der Gewinnerfilm der Festspiele in Cannes. Für den britischen Konzeptkünstler Liam Gillick steht Blau für das Böse, weil es sich so gut für Manipulationen eigne. 80 Prozent der Bevölkerung nennen andererseits Blau als ihre Lieblingsfarbe, sagt Nicolaus Schafhausen, der Direktor der Kunsthalle Wien.

Interessant ist für Amira Sad von der Londoner Serpentine Gallery, die die Gruppenausstellung „Blue Times“ gemeinsam mit Schafhausen kuratiert hat, nicht zuletzt der politische Bedeutungswandel, den die Farbe im Laufe der Zeit durchgemacht hat: Ursprünglich mit dem Royalen und Heiligen assoziiert, sei Blau mittlerweile doch - nicht zuletzt aufgrund von Jeans und Fabrikjobs („blue collar“) - die klassische Arbeiterfarbe.

Auch Wasserflaschen- und Tuchdesign zu sehen

Genau an diesem Punkt hätte die 36 internationale Positionen umfassende Schau besonders spannend werden können, steht Blau heute doch auch für politische Versprechen an eine benachteiligte Gesellschaftsgruppe, für Versprechen von Freiheit, Überlegenheit und den großen Traum, den etwa Ryan Gander in seinem Clip „Imagineering“ nachbildet. Aber nicht nur rechtspopulistische Parteien, auch die EU hat sich eine - wenn auch nicht immer gleicherart - blaue Flagge gegeben, wie Remco Torenbosch zeigt.

Dieses politische Spannungsfeld wird im obersten Stockwerk der Kunsthalle zwar aufgemacht, letztlich bleibt es aber nur ein Aspekt der Ausstellung, die sich in schier unzählige Teilaspekte aufgliedert: Blau in der Mode, in Inschriften, in der Malerei, auf Platten- und Buchcovern, als Wasserflaschen- und Tuchdesign.

„Blauer Salon“ mit Büchern, Filmen und Musik

Es fehlen auch die prominenten Vertreter „blauer Kunst“ wie Yves Klein und Derek Jarman mit ihren ikonischen Werken nicht. Ausgelöst durch die medizinische Behandlung im Zusammenhang mit seiner HIV-Erkrankung war es Jarman nicht mehr möglich, die Farbe Blau zu sehen. Er widmete der Farbe Blau eine Reihe von „Pop-Oden“ wie seinen Film „Blue“, der 76 Minuten lang ein monochrom blaues Bild zeigt. Die Tonspur zum Film ist eine lyrische Kombination aus klassischer Theorie, Anekdote und Dichtung.

Dass die Farbe für Harmonie, Zufriedenheit, Ruhe und Passivität stehen kann (wie die deutsche Sprache mit Begriffen wie der blauen Stunde oder dem „blau machen“ nahelegt), aber heute angesichts der Exekutive und der UNO-Blauhelme auch deutlicher mit einem Durchgreifen und bestimmten Handeln assoziiert wird, wird angedeutet. Im „Blauen Salon“ sollen zudem Bücher, Filme und Musik eine direktere Auseinandersetzung des Publikums mit dem Thema ermöglichen. Die Ausstellung läuft bis 11. Jänner 2015.

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