AUA: Mehr Arbeit für weniger Geld

Ab 1. Dezember soll der neue Vertrag für die Piloten und Flugbegleiter der AUA gelten, sie werden weniger verdienen als früher. Betriebsrat und Gewerkschaft sehen den „Weg zur Standortsicherung und zum Erhalt der Arbeitsplätze frei“.

Der neue Kollektivvertrag bedeute im Vergleich zum alten AUA-Gehaltsschema „mehr Arbeit für weniger Geld“, sagte AUA-Chef Jaan Albrecht am Mittwoch im Gespräch mit Journalisten. Man werde aber immer noch über den Bedingungen bei Konkurrent Niki liegen. Dort hatte man sich kürzlich ebenfalls auf einen Kollektivvertrag geeinigt - mehr dazu in Niki bekommt eigenen Kollektivvertrag.

Flugzeuge der AUA am Flughafen Wien-Schwechat

APA/Herbert Pfarrhofer

Zuletzt gab es auch das Gerücht über eine mögliche AUA-Neugründung

„Erst in den nächsten Tagen wird der Kollektivvertrag zur Gänze getextet“, sagte Albrecht. Die AUA hofft, dass der neue Vertrag bis Monatsende im Detail fixiert wird und ab 1. Dezember für die 900 Piloten und 2.300 Flugbegleiter gilt. Geregelt werden darin Gehälter, Pensionen, Arbeitszeiten, Karriereentwicklung und Produktivität.

Auch Tyrolean-Mitarbeiter kommen zur AUA

Mit dem neuen Kollektivvertrag wird auch das Bordpersonal der Tochter Tyrolean Teil der AUA. Damit gelte künftig „one Austrian“ und „Flown by Austrian and Operated by Austrian“. Ob auch das in Innsbruck beheimatete Technikpersonal und andere Tyrolean-Mitarbeiter in die AUA überführt werden, steht noch zur Diskussion: „Die Zukunft der Tyrolean, was der Name noch an Bedeutung haben wird, daran arbeiten wir noch“, so Albrecht. Am Technikstandort Innsbruck gebe es aber keine Zweifel, hob Albrecht hervor.

Nachzahlungen „aus eigener Kraft stemmen“

Bedeckt hielt sich Albrecht vorerst zu den Nachzahlungen, die die Piloten und Flugbegleiter als Entschädigung dafür erhalten, dass sie zwei Jahre lang weniger Geld erhalten haben als im alten Kollektivvertrag vorgesehen. Jedenfalls handle es sich um „ein Volumen, das die AUA aus eigener Kraft stemmen wird können“.

Vor rund zwei Jahren hatte die damals fast insolvente AUA ihr fliegendes Personal zwangsweise in den günstigeren Kollektivvertrag ihrer Tochter Tyrolean überführt, um sich zu sanieren. Der Europäische Gerichtshof urteilte aber im September, dass das nicht rechtens war, was entsprechende Nachzahlungen nach sich zieht - mehr dazu in AUA-Management unter Druck.

Betriebsrat: „Große Brocken geschafft“

Der Weg zur Standortsicherung und zum Erhalt der Arbeitsplätze sowie zur Rechtssicherheit für beide Seiten „ist nun frei“, kommentierten Karl Minhard, Vorsitzender des Bord-Betriebsrats, und Gottfried Winkler, Vorsitzender der Gewerkschaft Vida, in einer gemeinsamen Reaktion. Mit den Punkten Karriereentwicklung, Regelung der Arbeitsbedingungen und Flugdienstzeiten, Gehälter und Abfertigungen sehen sie die „großen Brocken“ geschafft. Offene Details müssen für Minhard und Winkler noch „nachjustiert“ werden: „Wir gehen davon aus, dass diese Ausformulierungen bis Ende Oktober abgeschlossen sein werden.“

Einigung bereits am Montagabend

Die Einigung auf den neuen Kollektivvertrag wurde offensichtlich bereits am Montagabend erzielt, wie am Dienstag bekanntwurde - mehr dazu in AUA: Einigung auf Kollektivvertrag. Von der AUA hatte es bis zuletzt geheißen, es habe keine Einigung gegeben. Am späten Dienstagnachmittag wurde die Einigung der Konzernmutter Lufthansa bei einer Aufsichtsratssitzung in Frankfurt präsentiert.

Die Stimmung im Aufsichtsrat sei „sehr erleichtert“ gewesen, sagte Klaus Froese, als Geschäftsführer der AUA-Tochter Tyrolean mit den Verhandlungen über den neuen Kollektivvertrag betraut. Teil der Vereinbarung zwischen AUA und Betriebsrat ist auch eine außergerichtliche Einigung mit dem Personal. Man gehe davon aus, dass Klagen zurückgezogen werden, so Froese.

Spekulationen über Alternativszenarien

Die AUA soll nach dem neuen Konzept eine Qualitätsairline bleiben, Alternativkonzepte wie eine Schrumpfung des Unternehmens oder eine Umwandlung in eine Billigairline seien im Aufsichtsrat am Dienstagabend nicht mehr diskutiert worden, sagte AUA-Chef Albrecht. Auch Konzernchef Carsten Spohr stehe voll dahinter, die AUA als Qualitätsairline am Drehkreuz Wien zu stärken.

Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen war über Alternativszenarien spekuliert worden - mehr dazu in Sorgen um AUA-Schicksal und Jobs. In der Schublade liegen angeblich Konzepte, die auf eine starke Verkleinerung der AUA hinauslaufen, mit weniger Flugzeugen, weniger Personal und ohne Langstrecke, berichtete das Ö1-Morgenjournal am Dienstag - mehr dazu in AUA ohne KV vor Schrumpfkur?

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