„Equal Pay Day“: SPÖ-Frauen mit Krawatten
Als Grundlage für den Tag werden die durchschnittlichen Gehälter von Vollzeitbeschäftigten auf zwölf Monate hochgerechnet und verglichen. Das Ergebnis: Um 22,7 Prozent verdienen Frauen im Schnitt nach wie vor weniger als Männer.
Debatte: Gleicher Lohn: Woran hakt es?
Im Vergleich zum Vorjahr findet der „Equal Pay Day“ heuer um zwei Tage später statt. Damit sei ein kleiner Schritt zum Schließen der Lohnschere erreicht, sagte Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) dazu bei der Straßenaktion der SPÖ-Frauen am Bahnhof Wien-Landstraße. Damit will sie sich aber nicht zufriedengeben: „Der Kampf um gerechte Bezahlung muss auf mehreren Fronten ausgetragen werden.“
APA/Roland Schlager
Als wichtigste Maßnahmen sieht Heinisch-Hosek Investitionen in den Ausbau der Kinderbetreuung und Ganztagsschule, die Motivation von Vätern, in Karenz zu gehen, sowie die Evaluierung der Einkommenstransparenz. In den letzten Jahren seien wichtige Instrumente zum Schließen der Einkommensschere geschaffen worden, diese müssten evaluiert und weiterentwickelt werden, meinte Heinisch-Hosek.
Wienerinnen arbeiten täglich vier Stunden gratis
Auch die Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger versprach: „Wir werden nicht aufhören, weiter Druck zu machen und den Gleichstellungsprozess voranzutreiben“. Die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner machte als einen Grund für die ungleichen Karrierechancen und Einkommen aus, dass Frauen immer noch überproportional für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege sorgen müssen.
APA/Roland Schlager
Das zeigte kürzlich auch der Wiener Gleichstellungsmonitor: Frauen leisten in Wien 62 Prozent der Hausarbeit. In einem Viertel der Wiener Haushalte sind Frauen sogar alleine für Staubsauger und Co. zuständig. Wienerinnen arbeiten dadurch im Durchschnitt sieben Stunden am Tag, allerdings vier Stunden davon unbezahlt. Männer arbeiten nur 2,5 Stunden unbezahlt - mehr dazu in Wienerinnen arbeiten täglich vier Stunden gratis. Bei der bezahlten Arbeit verdienen die Wienerinnen zudem um 2,40 Euro brutto weniger pro Stunde als die Wiener.
2004 noch 100 Tage Gratisarbeit
Die ÖGB-Frauen machten darauf aufmerksam, dass die Frauen 2004 genau 100 Tage gratis gearbeitet haben und der „Equal Pay Day“ auf den 23. September fiel. Heuer sind es „nur“ noch 83 Tage, im Zehnjahresvergleich eine Verbesserung um 17 Tage. Für die geschäftsführende ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Anderl schließt sich diese Schere jedoch zu langsam. Sie forderte daher konkrete Maßnahmen wie den Ausbau ganztägiger und flächendeckender Kinderbetreuungseinrichtungen sowie eine gesetzliche Verpflichtung zur Anrechnung aller Elternkarenzzeiten.
Verpflichtende betriebliche Verhandlungen für mehr Einkommensgerechtigkeit, bis der „Equal Pay Day“ am 31. Dezember stattfindet, verlangte Ilse Fetik, Frauenvorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp).
ÖVP-Frauensprecherin will Einkommensanwalt
Die Frauensprecherin der Wiener ÖVP, Barbara Feldmann, sprach sich am Donnerstag für die Einrichtung eines Einkommensanwalts aus. „Der Einkommensanwalt sollte als unabhängiges Organ für Fairness im Bereich der Entlohnung tätig sein und Beschwerden über Einkommensunterschiede prüfen sowie bei Missstandsfeststellungen ähnlich der Volksanwaltschaft Empfehlungen an den Landtag bzw. das Unternehmen aussprechen“, so Feldmann in einer Aussendung.