Hartmann wünscht Bergmann „viel Glück“

Durchwegs positive Reaktionen hat die Berufung Karin Bergmanns als Burgtheater-Direktorin bis 2019 hervorgerufen. Auch Ex-Burg-Direktor Matthias Hartmann reihte sich in die Liste der Gratulanten ein.

Die 61-jährige Trouble-Shooterin Bergmann konnte vor allem mit ihrer interimistischen Theaterleitung überzeugen - mehr dazu in Bergmann bleibt bis 2019 Burgtheater-Direktorin (wien.ORF.at). „Die Berufung der Frau Bergmann überrascht uns nicht“, äußerte sich Matthias-Hartmann-Anwältin Katharina Körber-Risak nach der Bekanntgabe. „Aufgrund der bisherigen Vorgehensweise der Politik war klar, dass nur jemand, der tief im alten System verwurzelt ist wie die Frau Bergmann, das Interesse der Politik, weitere Transparenz zu verhindern, bestmöglich erfüllen kann.“

Matthias Hartmann

APA/HERBERT PFARRHOFER

Matthias Hartmann: „Ich wünsche ihr viel Glück.“

Ensemblemitglieder sind erfreut

Zur Zuschreibung Bergmanns zum „alten System“ hat Körber-Risaks Mandant indes „no comment“. „Frau Bergmann hat in den drei Jahren, bevor ich kam, das Theater federführend geleitet und professionelle Arbeit getan“, so Hartmann gegenüber dem Magazin „News“. „Ich kenne Frau Bergmann aus vielen Jahren der gemeinsamen Arbeit und habe ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihr gepflegt. Ich wünsche ihr viel Glück.“

Wie schon bei der Berufung Bergmanns als interimistische Direktorin im März zeigten sich Ensemblemitglieder auch am Dienstag angetan. Für Peter Matic, seit 20 Jahren Ensemblemitglied der Burg, ist die Entscheidung eine „ganz große Freude“. „Es ist mir besonders lieb, dass es eine Frau ist, das wird aber jetzt jeder sagen“, so der Schauspieler.

Lob von Jelinek, Freude bei Turrini

„Besonders wichtig ist es, dass es keine Schauspielerin und keine Regisseurin ist, sondern jemand, der darüber und nicht als Konkurrent auf der Bühne steht.“ Auch Kollege Michael Maertens freue sich „sehr, es ist eine gute Entscheidung, sie macht das ja jetzt schon ganz toll“.

„Mit zwei Worten ausgedrückt: a Freud“ hielt auch Peter Turrini gegenüber „News“ fest, während Elfriede Jelinek die Bekanntgabe mit einem „Sehr gut“ kommentierte. „Man kann sie nicht nur zum Ausmisten holen“, so die Schriftstellerin. „Man muss ihr auch Gelegenheit geben, sich auch künstlerisch einzuschreiben.“

Opern-Direktoren gratulieren der neuen Kollegin

Karin Bergmanns Kollegen an den Spitzen der Bundestheater-Opernhäuser freuen sich mit der nunmehr definitiv bestellten Burgtheater-Direktorin. „Ich bin sehr glücklich. Sie ist eine sehr begabte Kollegin. Und wir sitzen im selben Boot“, meinte Staatsopern-Direktor Dominique Meyer.

„Wir haben dasselbe Finanzproblem. Ich hoffe, dass wir uns so schnell wie möglich treffen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten werden“, so Meyer, der die Ankündigung Bergmanns in der heutigen Pressekonferenz, zusammen mit den anderen Direktoren eine Valorisierung der Subventionen für die Bundestheater erreichen zu wollen, begrüßte. Auch aus der Volksoper hieß es auf Nachfrage, Direktor Robert Meyer freue sich sehr und habe Karin Bergmann bereits zu ihrer Bestellung gratuliert.

Für Kulturpolitiker „die beste Lösung“

Freude über die erste Frau an der Spitze des Wiener Burgtheaters kommt auch aus den Reihen der Politik. Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) etwa sieht in Karin Bergmann „nicht nur eine Kennerin des Hauses, sondern auch eine Integrationsfigur, die stabilisierend wirkt“. Nach Erfolgen als Krisenmanagerin erhalte sie nun Gelegenheit, das Haus „mit ihrer künstlerischen Handschrift zu prägen“.

Seine Parteikollegin, SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm, sieht vor allem im Hinblick darauf, dass Leitungsfunktionen an Theatern im deutschsprachigen Raum „nach wie vor fest in Männerhand sind“, ein „deutliches Zeichen gesetzt“. 250 Jahre habe es gedauert, bis erstmals eine Frau Direktorin des Burgtheaters wird. „Karin Bergmann ist die beste Lösung“, meinte sie daher unisono mit SPÖ-Kultursprecherin Elisabeth Hakel in einer Aussendung.

„Künstlerische Arbeit soll im Vordergrund stehen“

Zustimmung zur „nüchternen, pragmatischen und letztlich klugen Entscheidung“ von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) kommt auch von Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, der der Theaterexpertin „die nötige Erfahrung“ zuspricht. „Sie kennt das Haus, gehört nicht zu den eitlen Selbstdarstellern, unter denen die Bundestheater zu leiden hatten, und genießt den Rückhalt des Ensembles und der Belegschaft“, so Zinggl. „Ihre Ernennung wird hoffentlich dazu beitragen, das Haus finanziell zu stabilisieren, es künstlerisch neu auszurichten und den Schutt der Ära Hartmann abzutragen.“

ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter traut Bergmann jedenfalls zu, „den Spagat zwischen einer funktionierenden wirtschaftlichen Gebarung und einem künstlerisch hochstehenden Angebot des Theaters“ zu schaffen. Bergmann gehe „mit Ruhe, künstlerischem Anspruch und wirtschaftlichem Sachverstand an ihre schwierige Aufgabe heran“ und sei eine gute Wahl, das Burgtheater „wieder auf Kurs zu bringen“.

Nicht die Skandale, sondern „die künstlerische Arbeit des Hauses soll endlich wieder in den Mittelpunkt gestellt werden und für Schlagzeilen sorgen“, meint auch NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger in einer Aussendung. Sie wünsche Bergmann, „dass sie mit voller Rückendeckung des Kulturressorts die Altlasten des Hauses möglichst rasch hinter sich lassen kann“.

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