Flüchtlingsquartier in Erdberg voll belegt

Das Übergangsquartier in Wien-Erdberg für Flüchtlinge ist inzwischen mit 350 Personen voll belegt. Bei einer vom Innenministerium organisierten Besichtigung konnten sich Journalisten ein Bild von der Unterkunft machen.

Weil vergangene Woche in Medienberichten Kritik an der Unterbringungsqualität in dem Gebäude laut geworden war, luden die Verantwortlichen Journalisten zur Besichtigung. Hergezeigt wurden der Speisesaal, die Unterbringung der Flüchtlinge sowie ein Depot mit zur Verteilung vorgesehenen Sachspenden - mehr dazu in Flüchtlinge in Erdberg kündigen Hungerstreik an (wien.ORF.at, 10.10.2014).

„Erdberg besser als Traiskirchen“

In einem Doppelzimmer im fünften Stock wohnt die syrische Familie Shobaki, eine junge Mutter mit ihrem einjährigen Sohn und ihrem Vater. Seit einem Monat sind sie in Österreich. Bevor sie nach Erdberg gekommen sind, waren sie in der Erstaufnahmestelle Traiskirchen. Hier gefällt es ihnen besser, erzählt die junge Frau gegenüber Ö1: „Traiskirchen ist so groß und es sind bis zu 20 Leute in einem Zimmer.“

Asyl-Übergangsquartier in Wien-Erdberg

APA/ Hans Klaus Techt

Der Wunsch der Flüchtlinge: Rasch zu erfahren, wie es mit ihnen weitergeht

Deutschkurse und Rechtsberatung

Fragt man andere Bewohner im Gang oder im Stiegenhaus, bekommt man diesselbe Antwort. Mit der Unterkunft sind die Asylwerber zufrieden, genauso mit den Betreuern der vom Innenministerium beauftragten Firma ORS. Insgesamt arbeiten derzeit neun ORS-Mitarbeiter in Erdberg. Für die Zutrittskontrolle ist ein Sicherheitsunternehmen zuständig.

Sendungshinweis:

Ö1-Morgenjournal, 16.10.2014

Dazu kommt die Leiterin, eine Beamtin des Innenministeriums. Sie schildert einen der Pläne für die nächsten Wochen: „Wir möchten unbedingt gerne einen Raum einrichten, wo man Kinderspielsachen, die man eher in der Gruppe spielt, drinnen hat.“ Bisher gibt es nur einen Gemeinschaftsraum und das ist der Speisesaal, dort finden regelmäßig Gruppengespräche und Deutschkurse statt. Die Essenausgabe funktioniere wie ein „ganz normaler Kantinenbetrieb“, von stundenlangen Wartezeiten, wie zuletzt kritisiert wurde, könne keine Rede sein.

Außer dem Frühstück werden die Mahlzeiten nun nicht mehr aus Traiskirchen geliefert, sie kommen von einer Cateringfirma. Den Flüchtlingen stehen Möglichkeiten zum Waschen ihrer Wäsche zur Verfügung, Auskünfte gibt es bei einem Infopoint, Rechtsberatung wird montags angeboten. Ein Ärztezimmer im Haus steht auf der Wunschliste der Verantwortlichen.

Asyl-Übergangsquartier in Wien-Erdberg

APA/ Hans Klaus Techt

Der Speisesaal wird auch als Aufenthaltsraum genützt

Einzelzimmer statt Schlafsaal

Georg Eckeslberger, Journalist bei der Rechercheplattform Dossier.at, hat österreichweit schon zahlreiche Betreuungseinrichtungen für Asylwerber besucht. In Erdberg würden die Leute, ähnlich wie in Traiskrichen, zweckmäßig untergebracht und mit dem Nötigsten versorgt.

„Was es hier nicht gibt, sind Aufenthaltsräume, Fernsehzimmer oder Sportmöglichkeiten. Man muss aber dazusagen, dass es das Quartier erst seit zwei Wochen gibt“, so Eckelsberger. Einzigartig sei aber, dass die Asylwerber in Einzel- und Doppelzimmern untergebracht sind. Eckelsberger: „Das heißt, die Leute haben Privatsphäre, können sich auch zurückziehen und wissen das auch zu schätzen.“

Quartier mit Ablaufdatum

Das Quartier in Erdberg hat aber ein Ablaufdatum. Wiens Bürgermeister Michael Häupl stimmte der Unterbringung nur unter der Bedingung zu, dass sie nach vier Monaten wieder geschlossen wird. Die Bundesländer kündigten an, ihre Quoten bis dahin zu erfüllen, also hunderte neue Unterbringungsplätze für zu schaffen - mehr dazu in Häupl zu Asyl: „Nicht die Deppen der Nation“ (wien.ORF.at; 29.9.2014).

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