Ältestes Road-Movie wiederentdeckt

Zufallsfund eines verschollen geglaubten Films: „Der Kilometerfresser“ aus dem Jahr 1923 wurde vom Filmarchiv bei einem Antiquitätenhändler wiederentdeckt. Nach 90 Jahren kehrt das Road-Movie nun in die Urania zurück.

1925 feierte „Der Kilometerfresser“ Premiere in der Urania. Recherchen zufolge blieb das Road-Movie auch bis in die 30er Jahre in dessen Archiv. „Nach dem Anschluss wird die Geschichte dann diffus. Der Film war verschwunden. Nur durch einen glücklichen Zufall kehrt das Road-Movie nun auf die Leinwand zurück. Ein Antiquitätenhändler hat 2002 beim Filmarchiv angerufen und gefragt, ob Interesse an einem Film besteht. Das Filmarchiv Austria hat ihn daraufhin einfach erworben“, erzählt der künstlerische Leiter Michael Seeber.

„Erst nach genauer Recherche konnte ermittelt werden, um welchen Film es sich dabei überhaupt handelt. Mit Hilfe des Enkels des Regisseurs konnte auch die immer noch verschollene Filmrolle mit der Vorgeschichte rekonstruiert werden. Szenenfotos vervollständigen die Handlung für die Zuschauer“, fährt Seeber fort.

Aufführung mit Live-Orchester

Am 23. Oktober wird „Der Kilometerfresser“ in der Urania erstmals als DVD präsentiert. Diese enthält zusätzlich eine 50-minütige Dokumentation rund um den Film und seine Geschichte. Außerdem hat der Komponist Florian C. Reithner 2007 einen Soundtrack erarbeitet. Am 30. Oktober begleitet die Vienna Concert Band den Stummfilm live, wenn dieser im MuTh, dem Konzertsaal der Wiener Sängerknaben, als Filmkonzert präsentiert wird.

Veranstaltungshinweis:

„Der Kilometerfresser“ mit Live-Orchester, 30. Oktober, MuTh

Nach den ersten Aufführungen der Live-Musik-Fassung in Klagenfurt, Tirol und Pordenone, in Italien sind laut Filmarchiv weitere Aufführungen in europäischen Ländern geplant, die einst Schauplatz von „Der Kilometerfresser“ waren.

Mahnmale des Weltkrieges

Nicht in 80 Tagen um die Welt, sondern in 80 Minuten quer durch Mitteleuropa begleitet das laut Seeber älteste Road-Movie seine Zuschauer. Eine Wette führt den Motorsportler Ernest 1923/24 auf seinem Motorrad von der Schweiz nach Tirol und von dort weiter nach Italien. Die Route führt anschließend mit zahlreichen Hindernissen durch den Balkan, über die Steiermark nach Pilsen, auf den Großvenediger und schließlich nach einer Rudertour durch die Wachau zurück nach Wien, wo die Wette abgeschlossen wurde.

Als moderner Phileas Fogg zeigt Ernest auf der 6.000 Kilometer langen Tour ganz nebenbei authentischen Brauchtum, Landschaft, Menschen und Mahnmale des Weltkrieges. Hier dient Kino den Wiederentdeckern zufolge als Völkerverständigung, Bildung und Unterhaltung. Der Regisseur des Films Karl Imelski hatte mit dem Hauptdarsteller Ernst Ganauser, bereits 1922 den Kulturfilm „König Dachstein“ gedreht.

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