Grabpflege per Handy-Fernsteuerung
Am Matzleinsdorfer Friedhof in Favoriten wird derzeit nicht nur getrauert, sondern auch ein Prototyp des neuen Grabsystems „Ewig nah“ beworben. Dabei handelt es sich um ein Grab, das sich mithilfe von versteckter Technik selbst pflegt.
Bewässerungs- und Alarmanalage
Sendungshinweis:
Wien heute, 17.10.2014
„Das fängt an mit einem automatischen Bewässerungssystem für den Sommer, das man genau einstellen kann, bis hin zu einer Einbruchs-, Diebstahls- und Vandalismuslösung“, so Projektchef Jörg Bauer. „Das heißt, wenn jemand das Grab angreift, bekommt der Angehörige ein SMS geschickt.“ Genauso, wenn der im Grab integrierte Wassertank für die Bewässerung der Blumen leer ist.
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Überwachungskamera am Grab
„Wenn ich keine Möglichkeit zu einem Zugang zum Grab habe, sei es aus Krankheit, Gebrechlichkeit oder Ähnlichem, dann ist das Grab noch zusätzlich mit einer Webcam versehen, wo ich mir über eine App entsprechend Fotos schicken lassen kann“, so Bauer. Ergänzend hat das Grabsystem noch eine solarbetriebene LED-Kerze.
Ferntrauer via Handy - in Zeiten, wo Angehörige auf Internetportalen eine virtuelle Kerze anzünden können, ist das für Pfarrerin Heike Wolf nichts Außergewöhnliches mehr: „Es gibt ja trotzdem den Ort des Gedenkens, wo der Mensch begraben wurde oder die Urne ist. Trotzdem gibt es imaginär im Webspace noch das Kerzerl, wo deutlich wird, da trauert jemand oder da soll erinnert werden.“
Gelassen reagiert auch Pfarrer Michael Wolf auf das Hightech-Grab: „Man kann sich dem Fortschritt nicht entgegenstellen, sondern man muss schauen, dass das, was für die Trauerkultur von den Betroffenen angenommen wird, auch von uns soweit angeboten werden kann.“
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Konkurrenz für Friedhofsgärtner
Das neue Grabsystem ist für Hinterbliebene, die weite Strecken zum Familiengrab hinlegen müssen oder keine Zeit für Grabpflege haben, aber das Grab dennoch nicht vernachlässigen wollen, eine Alternative. Es ersetzt die Arbeit der Friedhofsgärtnerei oder die schlichte Grabplatte.
Das System kann bei Einzel-, Doppel- und Urnengräber verwendet werden und schränkt die individuelle Grabgestaltung, vom Grabstein bis zur Grabumrandung, nicht ein. Und selbst wenn das Grab einmal aufgelassen wird, ist das noch lange nicht das Ende. „Dann können wir das Material mit einer neuen Farbe und neuem Design wiederverwenden“, so Graberfinder Guido Pusch. „Das ist etwas für die Zukunft.“
Links:
- Ewig Nah-Grabsystem
- Neues Bestattungsmuseum eröffnet (wien.ORF.at; 8.10.2014)
- Urnen-Tourismus: Japanische Gräber in Wien (wien.ORF.at; 11.9.2014)
- Gräber teurer: Tausende betroffen (wien.ORF.at; 28.8.2014 )
- Zentralfriedhof folgt Facebook-Trend (wien.ORF.at; 1.3.2014)
- Friedhof Matzleinsdorf