Mehr als Werbung: Plakate als Botschafter

Eine internationale Jury hat aus 1.700 Einreichungen die 100 besten Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gekürt. Ab morgen sind die „unersetzbaren Stadtmöbel“ und „Botschafter des öffentlichen Raums“ im MAK zu sehen.

„Wie wirken die Plakate im öffentlichen Raum? Wie spielen sie mit der Umgebung? Sind die Ideen dahinter lustig und mutig? Das waren die Kriterien, nach denen wir ausgewählt haben“, sagt Juryvorstand Verena Panholzer gegenüber wien.ORF.at. Die Ausstellung bietet einen Überblick über Kulturplakate aus Deutschland, der Schweiz und Österreich aus dem Vorjahr und stellt dar, wie Plakate als „unersetzbare Stadtmöblierung wirksam sind“, so Jurymitglied Holger Matthies.

„Kulturplakat in Wien keinen Stellenwert“

Bereits zum neunten Mal zeigt das MAK die Siegerprojekte des deutschsprachigen Grafikdesignwettbewerbs. Die Beiträge bestechen in Materialauswahl, Arrangement, Schriftgestaltung und setzen sich mit der Frage nach dem adäquaten Maß von Schrift im Plakat auseinander.

Aus Deutschland sind 55 Plakate dabei, aus der Schweiz 41 und Österreich ist mit vier „Botschaftern des öffentlichen Raumes“ vertreten. Warum aus Österreich nur wenige Einreichungen und daher auch weniger Siegerprojekte kamen, erklärt Panholzer damit, dass das „Kulturplakat in Österreich und Wien im Vergleich zu anderen Ländern und Städten keinen hohen Stellenwert hat. Noch fehlt die Wertschätzung.“

Ausstellungshinweis:

„100 Beste Plakate 13. Deutschland Österreich Schweiz“, Eröffnung am 21. Oktober um 19.00 Uhr, Ausstellung von 22. Oktober 2014 bis 26. April 2015, MAK, Kunstblättersaal

Plakate als profitable Seesäcke

Einen gestalterisch autonomen Zugang zum Plakatdesign eröffnet die österreichische Gewinnerin Pia Moana Scharler mit ihrer Plakatserie für das Programm der NOWOW-Filmvorführungen in der Mensa der Universität für angewandte Kunst.

Scharler verwendet unterschiedliche Textilien als Trägermedien ihrer in Siebdrucktechnik applizierten Botschaften. Nach dem Ende der Veranstaltungen verarbeitet sie die Plakate zu Seesäcken und sichert durch deren Verkauf auch die Finanzierung der Bewerbung der Folgeproduktion. Ökonomie und Ökologie stehen in diesem Projekt aus Oliver Kartaks Grafik Design-Klasse der Universität für angewandte Kunst Wien in ausgewogenem Einklang.

Künstlerisches Spiel mit Buchstaben

Francesco Ciccolella und Gerhard Jordan, ebenfalls Studierende von Kartak, gewannen mit ihrem Plakat für The Essence 13, die Jahresausstellung der Universität für angewandte Kunst Wien. Das Zusammenspiel von Fotografie, Schriftgestaltung und Fotocollage verbildlicht die „Essenz“ der in der Ausstellung gezeigten Vielfalt an gestalterischer Produktion.

Die weiteren beiden Siegerprojekte aus Österreich beschäftigen sich mit der Spiegelung von Typografie. Während Benjamin Buchegger die Buchstaben der Ausstellung Prints, die druckgrafische Arbeiten der Studierenden zeigte, um die Basis der Typografie spiegelt, sprengen Florian Koch und Christine Zmölnig die gewohnte Leserichtung im Plakat und thematisieren für eine Gruppenausstellung im Kunstverein Wolfsburg das Thema „Wahl/Qual“ auch optisch.

Kronenkorken als Augen

Unter den prämierten Plakaten trifft Arriviertes auf Neues. Beispielsweise interpretierte der Schweizer Erich Brechbühl für das Luzerner Theater das Gemälde „Aufstieg zum Mont Blanc“ (1928) von Aeternam Ernst Hodel neu. Durch Decollage lässt Brechbühl die schneebedeckten Berge der typischen Bergsteigeridylle dreidimensional in den Raum „abblättern“. Während hier vorrangig das Theaterprogramm kommuniziert wird, transportiert Brechbühl im Subtext auch die Klimaveränderung und den Rückzug der Gletscher in der Alpenregion mit.

Sendungshinweis:

Wien heute, 21.10.2014

Wie schlicht und dennoch aufregend Werbung sein kann, zeigt die Hamburger Agentur Rocket & Wink mit den beiden Plakaten „Müde?“ und „Wach!“. Die Jungunternehmer Petronius Amund Wink und Gerald Rocketson akzentuieren den Koffeingehalt von Fritz Kola durch die Reduktion des Sujets auf zwei Kronenkorken. Mit spärlich eingesetztem Text und einem vereinfachten, realistischen Motiv stehen die beiden Plakate deutlich in der Tradition der Anfänge des Sachplakats zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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