Anrainer fordern neuen Suchthilfe-Standort

Bereits zwei Anrainerinitiativen machen gegen das geplante Suchthilfe-Tageszentrum in Wien-Alsergrund mobil. Am Dienstag forderten sie gemeinsam einen neuen Standort, da der derzeitig vorgesehene ihrer Meinung nach ungeeignet sei.

Der Standort liege zu nahe an Schulen und Kindergärten, so die Gegner. Auch fühlt man sich übergangen: „Wir kritisieren, dass wir überhaupt nicht eingebunden wurden“, erklärte Matthias Peterlik, der Sprecher der Initiative www.spritzenfrei.at. Es sei allen Beteiligten klar, dass es für eine derartige Einrichtung nie eine Mehrheit geben werde. Man wolle aber trotzdem nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden - mehr dazu in Proteste gegen Drogenberatungsstelle (wien.ORF.at; 14.10.2014).

Veranstaltungshinweis:

  • Info-Veranstaltung der Suchthilfe Wien, 23. Oktober, 18.30 Uhr, Pfarrsaal der Canisiuskirche, Pulverturmgasse 11
  • Tag der offenen Tür, 11. November, von 15.00 bis 20.00 Uhr in der geplanten Drogenberatungsstelle in der Nußdorfer Straße 41

Angst vor Kriminalität und Schmutz

„Wir befürchten eine Verlagerung der Drogenszene in diese Gegend“, so Peterlik. Nach Ansicht der Aktivisten drohe damit erhöhte Beschaffungskriminalität oder auch eine Verschmutzung durch gebrauchte Spritzen. Vertreter der Bürgerinitiativen berichteten von einem Besuch bei der Suchthilfe-Einrichtung „jedmayer“ am Gumpendorfer Gürtel. Dort habe man Spritzen auf Spielplätzen gefunden, beteuerten sie.

Auch die Süchtigen seien wenig begeistert, versicherten die Anrainervertreter. Betroffene im „jedmayer“ hätten ihr Unbehagen geäußert, weil sie beim neuen Standort „in die Auslage“ gestellt würden. Zu befürchten sei jedenfalls, dass sich das Geschehen auch auf der Straße abspielen werde, hieß es. Denn die Einrichtung sei zu klein und verfüge etwa nicht über Räume für Gruppentherapien wie im „jedmayer“.

Gebäude

ORF/Kobler

Drogenzentrum vor Schuberts Geburtshaus

Vertreter der Suchthilfe Wien versuchten vor dem künftigen Tageszentrum derartige Bedenken zu zerstreuen. Für den Zweck, den es erfüllen solle, sei es genau richtig dimensioniert, wurde etwa bekräftigt. Vorgesehen sind Serviceleistungen wie Spritzentausch, Beratungen, etwaige Vermittlung zu anderen Gesundheits- oder Sozialeinrichtungen oder Krisenintervention. Auch ein Tagesaufenthaltsraum für rund zehn Personen ist geplant.

Die neue soziale Tageseinrichtung soll am 13. November in einem ehemaligen Geschäftslokal in der Nußdorfer Straße 41, also an der Ecke zur Schubertgasse, eröffnet werden. Der Komponist wurde bei der Kundgebung auch als Gegenargument ins Treffen geführt. Denn die Wohnung, in dem er das Licht der Welt erblickte, liegt direkt gegenüber: „Drogen vor Schuberts Geburtshaus? Eine Kulturschande“, hieß es dazu auf einem Transparent.

Gebäude

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Das Gebäude wurde beschmiert

Anrainer: „Standort sei ausgeschlossen“

Die Anrainerinitiativen fordern eine Aufhebung der Entscheidung sowie eine unabhängige Standortstudie bzw. eine Verträglichkeitsprüfung. Auch ein Konzept zu Verkehr und Sicherheit müsse es in solchen Fällen geben, erklärten sie. In Sachen Location zeigten sie sich jedenfalls nicht kompromissbereit. Der ausgewählte Standort sei „ausgeschlossen“. Sollte die Eröffnung wie vorgesehen stattfinden, werde man alle Maßnahmen ergreifen, die von den „demokratischen Grundwerten“ erlaubt seien, kündigten sie an.

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