Zahl der Armutsgefährdeten seit 2008 gesunken

1,572 Millionen Menschen oder 18,8 Prozent der Bevölkerung galten in Österreich 2013 als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, um 127.000 Personen weniger als 2008. In Wien war der Rückgang ähnlich, allerdings auf einem höheren Niveau.

In Wien sind prozentuell wesentlich mehr Menschen armutsgefährdet als im restlichen Österreich, zeigt eine Auswertung der Statistik Austria. Von 2008 bis 2013 ging die Zahl der Betroffenen von 31 auf 29 Prozent zurück. „Wien hat eine andere Sozialstruktur und eine andere Bevölkerungszusammensetzung. Da spielt Beschäftigung bzw. Arbeitslosigkeit eine Rolle, auch die Migrationsbevölkerung. Wien ist die einzige Großstadt in Österreich“, sagt Nadia Lamei von der Statistik Austria.

Grafik Armut

APA/ORF.at

Das Ziel in Österreich ist es, die Zahl bis 2020 um 235.000 zu reduzieren. Mit dem Rückgang um 127.000 Menschen seit 2008 ist man damit etwa bei der Hälfte angekommen.

EU-weit stieg die Zahl

Anders als in Österreich sieht die EU-Entwicklung aus. Die Quote der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdeten stieg hier von 2008 auf 2012 (für 2013 liegen nur Schätzungen vor) von 23,7 auf 24,8 Prozent. Dies sei wohl eine Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise, vermutete man bei der Statistik Austria.

Was bedeutet armutsgefährdet?

Als armutsgefährdet gelten Haushalte, deren Nettohaushaltseinkommen weniger als 60 Prozent des Medians aller Einkommen beträgt. Schwellenwert für die Gefährdung war hierzulande 2013 ein Betrag von 1.104 Euro pro Monat für Alleinlebende, plus 331 pro Monat für jedes Kind unter 14 Jahren und 545 Euro für jeden zusätzlichen Erwachsenen.

Als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gilt ein Haushalt dann, wenn er von mindestens einer von drei definierten Gefährdungslagen betroffen ist. Zu diesen zählt laut der sogenannten Europa-2020-Definition neben der Armutsgefährdung die „erhebliche materielle Deprivation“, also das Unterschreiten eines bestimmten Mindestlebensstandards, wovon 4,2 Prozent oder 355.000 Personen betroffen waren.

Darunter versteht man all jene Personen, die sich gewisse Ausgaben nicht leisten können (etwa jeden zweiten Tag Fleisch oder Fisch zu essen, unterwartete Ausgaben zu tätigen, eine einwöchige Urlaubsreise zu machen oder die Wohnung warm zu halten). Wenn mindestens vier von neun Merkmalen zutreffen, so gilt der Haushalt als materiell depriviert.

Caritas: „Von Entspannung keine Rede“

Von Entspannung könne keine Rede sein, sagte der Generalsekretär der Wiener Caritas, Klaus Schwertner, in einer Reaktion auf den Rückgang. „Die Zahl der Menschen, die von Einkommensarmut bzw. Armutsgefährdung betroffen sind, ist konstant hoch - um nicht zu sagen zu hoch.“

Nach den EU-Silc-Indikatoren würden in Wien heute 393.000 Menschen unter der Armutsgrenze leben. Der Druck an den Rändern der Gesellschaft sei spürbar, das zeige die tägliche Arbeit etwa in der Obdachloseneinrichtung „Gruft“ oder beim Lebensmittelprojekt „Le+O“, so Schwertner.

Auch die Armutskonferenz sieht keine Entspannung. Die langfristige Entwicklung seit 2008 zeige konstant hohe Armutslagen. Die Gruppe von Menschen, die als einkommensarm, depriviert und erwerbsarbeitslos ausgewiesen wird, sei seit 2004 stabil hoch, mit 2008 stark angestiegen, leicht sinkend seit 2008 - aber weiter auf und über dem Niveau von vor 2008, heißt es in einer Aussendung.

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