IS: „Ein Freund ist in den Krieg gezogen“

Jugendliche Musliminnen berichten gegenüber Ö1, wie Freunde und Verwandte mitten in Wien radikalisiert werden. „Die haben gesagt, kommt in die Moschee es ist Gottes Krieg. Ein Freund von mir ist in den Krieg gezogen“, erzählt ein Mädchen.

Ein Jugendzentrum in Wien: Mit Haarspray und Bürste machen sich junge Musliminnen die Haare zurecht. Ezra und auch Nurten tragen kein Kopftuch. In ihrer Familie, sagt die 16-Jährige gegenüber Ö1, habe damit niemand ein Problem - außer ihrem Bruder, offenbar ein Anhänger der radikalislamischen Salafisten: „Er meint, dass ich mich sehr freizügig anziehe und mich bedecken soll. Und dann eskaliert immer alles und alle schreien herum“.

Rekrutierung für den Krieg
Die Terrormiliz islamischer Staat (IS) rekrutiert nicht nur junge Männer aus Österreich. Auch sechs junge Frauen sind laut Innenministerium nach Syrien gereist. IS-Kämpfer zu heiraten, dürfte ihr Ziel gewesen sein. Insgesamt sollen 150 junge Menschen aus Österreich in den Krieg gezogen sein.

Der Bruder wäre auch fast zum Kämpfen nach Syrien gefahren, erzählt Nurten im Gespräch mit Ö1: „Er wollte, aber meine Mutter hat immer mit ihm diskutiert und dann hat er es doch gelassen. Sehr viele Freunde von ihm sind schon nach Syrien gefahren und sie werden jetzt auch von Interpol gesucht. Er redet jeden Abend darüber und es ist einfach nur ermüdend immer zuzuhören, wie Leute umgebracht werden im Namen des Islams. Es ist einfach nicht richtig.“

„Es gibt Leute, die sagen ‚Kopftuchmafia‘“

In der Großfeld-Siedlung hat alles mit Koran-Verteilaktionen angefangen, erzählt Ezra. „Aber dann sind sie in die Ecke gegangen mit ein paar Jugendlichen und haben gesagt, kommt in die Moschee es ist Gottes Krieg, wir müssen da alle hingehen. Ein Freund von mir ist in den Krieg gezogen“, sagt Ezra.

Die Methoden der Salafisten seien aber wie eine Gehirnwäsche, sagt Ezra: „Die sind echt freundlich, aber sie werden schnell wütend, wenn man ihre Meinung nicht vertritt“. Eine entscheidende Rolle spielen auch Videos. Videos, die Moslems als Opfer zeigen, sagt die 14-jährige Sümeye: „Kinder werden getötet, Männer werden getötet.“

Sümeye ist für die radikalen Ideen nicht zu haben. „Ich bin stolz, dass ich in einem demokratischen Land lebe“, sagt sie und sie nehme in Kauf, dass es in letzter Zeit mehr abwertende Bemerkungen wegen ihres Kopftuchs gibt: „Ich wurde blöd angeschaut, manchmal auch angesprochen. Es gibt Leute die sagen ‚Kopftuchmafia‘“, erzählt sie. Aber ganz egal scheint es der Jugendlichen nicht zu sein, dass sie als junge Frau den Zorn abbekommt, den die IS-Terroristen in Österreich auslösen.

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