Pfleger mit Computern: Zeit für Patienten „erhöht“

Nach sieben Jahren Vorlaufzeit ist es soweit: Sämtliche mobile Pflegerinnen und Pfleger der Wiener Sozialdienste sind ab sofort mit Computern ausgestattet. Damit sollen die Patientenakten besser und schneller aktualisiert werden. Und es soll mehr Zeit für den persönlichen Kontakt bleiben.

Statt auf Zettelchaos und bei Klienten gelagerte Mappen setzen die Wiener Sozialdienste bei der mobilen Pflege künftig auf ein elektronisches Datenbanksystem. Per Laptop oder kleinem Handgerät leitet das System nicht nur durch die Anamnese und Diagnose, sondern hilft auch bei der Pflegeplanung und Dokumentation.

„Das Tool standardisiert und erleichtert die Bürokratie und erhöht damit die Betreuungszeit“, erklärte Marianne Klicka, dritte Landtagspräsidentin und Präsidentin des Vorstandes des Vereins Wiener Sozialdienste bei der Präsentation des neuen Systems am Mittwoch. Denn immer mehr alte Menschen würden lieber zuhause betreut werden, als etwa in ein Altersheim zu übersiedeln.

„Raschere Info-Weitergabe zwischen Mitarbeitern“

Die Datenbank stellt den Heimhilfen und Krankenpflegerinnen nicht nur das aktuellste Pflegewissen zur Verfügung, auch die Anamnese und die Pflegediagnose laufen nun per System angeleitet - vordefinierte Textbausteine erleichtern die Arbeit. „Ist eine Pflegediagnose erstellt, schlägt das System automatisch passende Maßnahmen vor“, erklärte Anastasia Becker, Pflegedienstleiterin der Wiener Sozialdienste. Auch Veränderungen im Zustand des Klienten oder andere Informationen werden hier vermerkt und stehen so automatisch der nächsten Pflegekraft zur Verfügung.

„Das sorgt für eine raschere Informationsweitergabe zwischen den Mitarbeitern. Außerdem kann besser auf die Ressourcen der Klienten eingegangen und schnell auf Veränderungen reagiert werden“, so Becker. Der große Vorteil gegenüber früher: Das System kann von jedem Ort aus aufgerufen werden. Das Einlesen in die Akten oder die Dokumentation können so etwa auch vor bzw. nach dem Besuch erledigt werden, beim Patienten selbst bleibt mehr Zeit.

Sieben Jahre lang an neuem System gefeilt

Auch die Fachliteratur, die bisher zu den Klienten mitgenommen wurde, ist nun in das elektronische Pflegeplanungs- und Dokumentationssystem integriert. „Die Technik unterstützt, im Vordergrund bleibt der persönliche Kontakt“, betonte Marianne Hengstberger, Geschäftsführerin der Wiener Sozialdienste. Mit der Umstellung als erster mobiler Dienst nehme man in Österreich eine Vorreiterrolle ein.

Sieben Jahre lang wurde an dem neuen System gefeilt, das die Daten der Klienten in ein geschütztes und verschlüsseltes Netzwerk einspeist. Neben dem Planungssystem für Einsätze und der Leistungserfassung wurde nun auch das Dokumentationssystem fertiggestellt, das auf 800 mobilen Endgeräten verwendet wird. Grundsätzlich besteht auch die Möglichkeit, das System in Zukunft mit der Elektronischen Krankenakte ELGA zu vernetzen. Die Wiener Sozialdienste führen mit 1.400 Mitarbeitern täglich rund 2.800 Einsätze durch.

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