„Strafdusche“: Kind in Lebensgefahr

Jenes zweijährige Mädchen, das von seinem Vater zur Strafe unter die heiße Dusche gestellt worden sein soll, schwebt in Lebensgefahr. Durch die schweren Verbrennungen seien die Organfunktionen beeinträchtigt, heißt es aus dem Spital.

Es sei eine „sehr große Körperfläche“ von der Verbrennung betroffen, sagte Alexander Rokitansky, Leiter der Kinderchirurgie im SMZ-Ost, im Interview mit dem ORF Wien. Dadurch sei es bei dem zweijährigen Mädchen zu einer Beeinträchtigung der Organfunktionen gekommen, und es sei auf die Kinderintensivstation überstellt worden, wo es eine organunterstützende Therapie erhält. „Die Patientin ist jetzt in künstlichem Tiefschlaf, das Kind hat keine Schmerzen“, so Rokitansky.

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Alexander Rokitansky, Leiter der Kinderchirurgie im SMZ-Ost

Der Gesundheitszustand des Mädchens habe sich verschlechtert, das Kind befinde sich in einer „kritischen Phase“, hatte ein Sprecher des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) am Dienstag einen Bericht der Zeitung „Heute“ bestätigt. „Die Ärzte kämpfen um das Leben des Kindes.“

Staatsanwaltschaft ermittelt

Das Mädchen war von den Eltern am Sonntagabend vor eineinhalb Wochen mit schweren Verbrennungen am Rücken in das SMZ-Ost gebracht worden. Der Vater gab an, er habe seine Tochter am Vormittag als „Erziehungsmaßnahme“ unter die Dusche gestellt und dabei irrtümlich heißes statt kaltes Wasser aufgedreht - mehr dazu in Zur Strafe unter die Dusche: Verbrennungen.

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Das Mädchen wurde auf die Intensivstation verlegt

Am Dienstag vergangener Woche wurde vom Krankenhaus die Polizei verständigt. Sowohl der Vater als auch die 25-jährige Mutter wurden wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt, nachdem sie das Kind erst am Abend ins Krankenhaus gebracht hatten. Gegen den Mann ermittelt die Staatsanwaltschaft auch wegen Quälens oder Vernachlässigens Unmündiger, so Behördensprecherin Nina Bussek. Zum Grad der Verletzungen der Zweijährigen wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Zwei Buben weiter bei Mutter

Gegen den Vater wurde nach dem Vorfall ein Betretungsverbot für die gemeinsame Wohnung und das Spital ausgesprochen. Dieses war laut Jugendamtssprecherin Herta Staffa am Dienstag nach wie vor aufrecht. Das Paar hat außerdem zwei Buben im Alter von sieben Monaten und sieben Jahren, die sich bei der Mutter befinden.

Bei einer fachärztlichen Untersuchung der beiden seien keine Verletzungen festgestellt worden, so Staffa. Die beiden Kinder seien bei der Frau „gut versorgt“, bis eine etwaige Mitschuld der 25-Jährigen geklärt sei. Eine Gefährdung der Kinder war demnach bisher nicht feststellbar.

„Wir werden mit der Mutter weiter in Kontakt sein, wie sie sich das Zusammenleben mit ihrem Partner vorstellen kann und wie wir sicherstellen können - falls er in die Familie zurückkommt -, welches Betreuungsnetz wir knüpfen können“, sagte Staffa gegenüber „Wien heute“. Außerdem gehe es darum nachzulernen, „wie man gewaltfrei erzieht“. Das Jugendamt hatte im Jahr 2012 einmal Kontakt zu der Familie aufgenommen, damals war laut Staffa alles in Ordnung. 

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