Zu wenige Arbeitsplätze für behinderte Menschen

Die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung ist in den vergangenen fünf Jahren um zwei Drittel gestiegen. Nur jedes vierte Unternehmen kommt der Beschäftigungspflicht nach. Der Gründer einer Jobplattform für Betroffene meint, der strenge Kündigungsschutz habe sich als Bumerang erwiesen.

Ab einer gewissen Größe muss jeder Betrieb Menschen mit Behinderung einstellen, doch drei von vier Unternehmen zahlen lieber eine Ausgleichstaxe. Gregor Demblin vermittelt auf seiner Internetplattform career moves rund 5.000 Jobs pro Jahr an Menschen mit Behinderung.

HINWEIS: Die Jobplattform Career Moves wurde nach eigenen Angaben mittlerweile umbenannt. Aus Career Moves wurde myAbility.jobs

Er sei kein großer Freund der Ausgleichstaxe: „Ich sehe sie problematisch, weil sie ein stark diskrimierendes Element hat. Fast wie: Menschen mit Behinderung sind so schlechte Arbeitnehmer, dass man Unternehmen zwingen muss, um sie anzustellen. Das glaube ich nicht.“

Aufklärungskampagne für Unternehmen

Zudem fehle der positive Effekt, denn in Ländern ohne Quotensystem sei die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung ähnlich groß. Zusätzlich gebe es ganz viele Unsicherheiten, die dazu führen, dass Firmen Menschen mit Behinderung nicht beschäftigt werden. Demblin wünscht sich daher eine Aufklärungskampagne, um den Unternehmen zu zeigen, wie gut die Beschäftigung funktionieren kann.

Diskrimierungs- statt Kündigungsschutz

Auch der strenge Kündigungschutz für behinderte Arbeitnehmer habe sich als Bumerang erwiesen. „Der Satz hat sich in die Köpfe eingebrannt: Einen Menschen mit Behinderung, den werde ich nie wieder los.“ Das stimme zwar nicht, aber das Vorurteil sei da und er sei dafür den Kündigungsschutz komplett abzuschaffen. Demblin: „Der war ja dafür gedacht, Arbeitsplätze zu schützen, aber jetzt funktioniert er eher in die Richtung, dass Menschen mit Behinderung keinen Arbeitsplatz finden.“

Wenn etwa eine gesamte Abteilung aufgelöst werde und jeder gehen müsse, dann müssten auch alle gleich behandelt werden. Der Experte fordert vielmehr einen Diskriminierungsschutz: So sollten Arbeitnehmer nur aufgrund ihrer Behinderung nicht gekündigt werden dürfen.

Inklusionstag in der Messe Wien

In Wien findet am Montag der 2. Österreichische Inklusionstag statt, veranstaltet von den Lotterien. Das Motto lautet heuer „Miteinander arbeiten ohne Barrieren“. Angesprochen werden sollen Interessierte, - ob selbst betroffen, als Angehörige, potenzielle Arbeitgeber oder schlicht aus dem Wunsch, mehr Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt zu erfahren.

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