Onlineshops setzen Wiener Handel zu

Das Weihnachtsgeschäft hat begonnen. Immer mehr Menschen besorgen ihre Geschenke im Internet. Das setzt dem Wiener Handel zu. Onlineshops sind zwar keine Existenzbedrohung, die Auslese und der Wettbewerb werden jedoch härter.

Im Onlinehandel dominieren meist große internationale Konzerne wie Amazon. Im Buchhandel und im Elektrohandel wird laut Regioplan bereits ein Drittel der Umsätze im Internet gemacht. In den vergangenen Jahren verlagerten sich die Umsätze auch im Bekleidungs- und Schuhhandel mehr und mehr ins Internet. Auch Möbel werden vermehrt online gekauft.

Diese Tendenz bedroht den Wiener Handel nicht in seiner Existenz, sie beschleunigt aber bestehende Entwicklungen im stationären Handel, sagt Wolfgang Richter vom Standort-Berater Regioplan. „Wir werden in zehn Jahren insgesamt weniger Geschäfte haben und sie werden sich räumlich konzentrieren, und zwar auf Bereiche, wo es gute Strukturen gibt, Einkaufsstraßen oder Shopping Center.“ In schlechten Lagen werden noch mehr Geschäfte zusperren, prophezeit Richter. „Dieser Veränderungsprozess wird nicht durch das Internet initiiert, sondern lediglich beschleunigt.“

Onlineshop kein Rettungsanker für kleine Händler

Stationäre Händler, die Probleme haben, werden sich durch einen Onlineshop nicht retten können, sagt der Handelsexperte Peter Schnedlitz, der für die Wirtschaftskammer den Modehandel im Internet analysiert hat. „Händler, die stationär schwach sind und Verlust machen, werden sich nicht durch den Internetauftritt retten können.“

Ein funktionierender Onlineshop erfordert oft, das Geschäftsmodell und die Strukturen neu aufzusetzen, sagt Richter. „Da geht es um Fragen der Gewährleistung, der Logistik und des Service.“ Große Player im Onlinehandel können da viel schneller reagieren. Für kleine Händler sei ein Onlineshop daher nicht empfehlenswert.

„Emotionen, Überraschung, Beratung“

Trotzdem braucht jeder Händler eine eigene Website, wo sich die Kundinnen und Kunden über das Geschäft oder die Öffnungszeiten informieren können. So können mehr Konsumenten in das Geschäft gelockt werden. Dort muss dann aber mit Freundlichkeit und kompetenter Beratung gepunktet werden. „Da geht es um Emotionen, Überraschung und wirkliche Beratung.“ Auch das Ambiente und die Ausstattung des Geschäfts sei wichtig. „Es muss mehr Gründe für den Kunden geben, ins Geschäft zu gehen, als das Produkt auszuprobieren.“

Oft würden sich Kunden vor dem Gang ins Geschäft online informieren und dann unter Umständen mehr wissen als der Berater. Daher werden Verkäuferinnen und Verkäufer auch speziell auf Kunden geschult, die sich vorher im Internet informieren.

Das Weihnachtsgeschäft lief in Wien am ersten Adventwochenende „solide“ an. Wegen des Nieselregens verschlug es viele Konsumenten eher in Einkaufszentren. Auf der neu gestalteten Mariahilfer Straße hoffen die Kaufleute auch auf die Neugierde der Kunden - mehr dazu in „Solider Start“ ins Weihnachtsgeschäft.

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