„Ebu Tejma“ soll Salafisten-Schlüsselfigur sein

Der in Wien festgenommene Prediger „Ebu Tejma“ gilt laut Staatsanwaltschaft als Schlüsselfigur des Salafistennetzwerks. Er soll bei Predigten 14 Personen so radikalisiert haben, dass sie sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien angeschlossen hätten, berichtet der „Kurier“.

Der „Kurier“ (Mittwoch-Ausgabe) beruft sich auf ihm vorliegende Teile des Gerichtsaktes. „Ebu Tejma“ habe aufgrund seiner „Prediger-, Lehr- und Ideologisierungsarbeit“ eine „zentrale Stellung bei der Anwerbung“, wird die Staatsanwaltschaft zitiert. Mindestens drei der in der Vorwoche festgenommenen Verdächtigen sind demnach Rückkehrer und gelten als besonders gefährlich, weil sie im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult seien.

Neben zwei Wiener Moscheen sei ein Grazer Moschee-Verein im Visier des Verfassungsschutzes gestanden, berichtete der „Kurier“. Dort sollen Angeworbene ideologisch und körperlich für den Dschihad ausgebildet worden sein. „Ebu Tejma“ sei dort Gastprediger gewesen, außerdem soll er 20.000 Euro an den IS überwiesen und Kontakt zu Vertretern des IS in der Türkei gehabt haben.

Jüngste Inhaftierte sind 22 Jahre alt

Der Hauptverdächtige dürfte sich noch in Wien in Haft befinden, ebenso wie ein gleichaltriger Mann und zwei 22-Jährige, die ebenfalls in Wien festgenommen wurden, berichtete die APA. Weiters in Wien festgenommen wurden ein 24-jähriger und ein 27-jähriger Mann. Sie alle sollen demnächst nach Graz ins Landesgericht überstellt werden - mehr dazu in Großrazzia: Sechs Verdächtige vor Überstellung.

In Graz wurde über zwei Männer im Alter von 43 bzw. 46 Jahren die U-Haft verhängt. Vier Männer im Alter von 21 bis 32 Jahren waren zwar in Graz festgenommen worden, wurden aber nach der Haftverhandlung wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Verdächtigen wurden wegen des Verdachts der terroristischen Vereinigung (Paragraf 278b) und der Terrorismusfinanzierung (278d) festgenommen.

Verteidiger: „Falscher Verdacht“

„Ebu Tejmas“ Verteidiger Lennart Binder sprach in dem Bericht von einem „falschen Verdacht“: „In keiner Predigt tätigt er die Formulierung, jemand soll nach Syrien in den Krieg ziehen“, wurde er im „Kurier“ zitiert. Ein Kenner der Materie bezeichnete die Angaben in dem Bericht als „durchaus plausibel“.

Der mutmaßliche Salafisten-Prediger, der in einem Gemeindebau in der Donaustadt festgenommen wurde, wies die Vorwürfe schon davor zurück - mehr dazu in „Ebu Tejma“ bestreitet Dschihad-Rekrutierung, Nach Razzia: Verdächtiger schweigt und in „Ebu Tejma“ in Untersuchungshaft. Insgesamt wurden am vergangenen Freitag 14 Verdächtige festgenommen, 13 im Zuge der Razzia mit rund 900 beteiligten Beamten, einer etwas später. Zahlreiche Wohnungen und Fahrzeuge wurden durchsucht - mehr dazu in Razzia: Festnahme im Gemeindebau.

Neue Beratungsstelle und Hotline

Die Regierung will die Präventionsarbeit unterdessen verstärken. Am Montag wurde eine neue „Beratungsstelle Extremismus“ und eine Hotline präsentiert. Dabei gehe es nicht nur um Dschihadismus, sondern alle Formen des Extremismus, erklärte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Neben der Hotline (0800 2020 44) bestehe die Beratungsstelle aus einem mobilen Team, deren Mitarbeiter für Kriseninterventionen ausgebildet seien und die Familien oder Freunde schnell aufsuchen können - mehr dazu in „Ebu Tejma“ in Untersuchungshaft.

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