Zu wenig Experten für Barrierefreiheit

Ab 1. Jänner 2016 müssen Geschäfte und öffentliche Gebäude barrierefrei sein. Das „Österreichische Netzwerk Barrierefrei“ kritisiert, dass bisher zu wenig Unternehmen die nötigen Arbeiten erledigt haben. Zudem gebe es zu wenig Experten.

Basis für die Barrierefreiheit ist das ab 1. Jänner 2016 geltende Behindertengleichstellungsgesetz. Betroffen sind nicht nur Ämter und Supermärkte, sondern auch Friseure, Theater, Hotels und Gasthäuser - kurz alle Gebäude, die öffentlich zugänglich sind. Demnach müssen Rampen für Rollstuhlfahrer, ein Handlauf bei einer Stiege oder Blinden-Leitsysteme eingerichtet werden.

Für Bernhard Hruschka vom „Österreichischen Netzwerk Barrierefrei“ ist trotz einer langen Übergangsfrist seit dem Gesetzesbeschluss 2005 bisher zu wenig geschehen. In Wien sind vier Fünftel der Betriebe noch nicht barrierefrei, in ganz Österreich haben laut Hruschka erst 15 bis 20 Prozent der Betriebe die Vorgaben erfüllt.

Klagen und Schadenersatzprozesse möglich

Der Mangel an Fachkräften und Experten für Barrierefreiheit wird oft als Ursache angegeben, laut Hruschka fehlen in Österreich für die verbleibende Zeit rund 1.000 Experten, um den Bedarf an Beratung und Planung zu erfüllen. Er fordert deshalb sowohl von der Wirtschaft als auch von der Politik Maßnahmen, etwa Spezialschulungen für arbeitslose Fachkräfte oder berufsbegleitende Weiterbildung in den betroffenen Branchen.

Erfolgt der Umbau bis zum 1. Jänner 2016 nicht, drohen Klagen und teure Schadenersatzprozesse. „Auf die Betriebe sehe ich ein riesiges Problem zukommen. Wenn dort ein Unfall passiert - etwa wenn eine ältere Person zu Sturz kommt - dann ist für mich als Sachverständiger ganz klar, dass die Barrierefreiheit nicht eingehalten wurde, das heißt, es wurde eine fahrlässige Handlung gesetzt“, so Hruschka gegenüber „Radio Wien“.

Die Wirtschaftskammer verwies auf laufende Beratungen, immer mehr Firmen würden sich über die nötigen Umbauten informieren. Laut Hruschka aber zu spät, bis 2016 würde sich der Umbau aller Geschäfte rein zeitlich nicht mehr ausgehen.

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