Allergene: Kritik an Wirteprotest

Heute tritt die EU-Allergenverordnung, mit der auch Wirte über Zutaten informieren müssen, die für Allergiker und Menschen mit Unverträglichkeiten gefährlich sein können, in Kraft. Patientenvertreter begrüßen das und üben Kritik am Protest der Wirte.

„Jeder Wirt sollte service- und kundenorientiert arbeiten. Und es ist nun einmal so, dass es viele Menschen gibt, die besondere Rücksichtnahme bei ihrem Essen brauchen“, ärgert sich Angelika Widhalm über den Protest der Wirte. Sie ist Präsidentin des Wiener Vereins FruLak & Co für Menschen mit Nahrungsmittelallergien und Unverträglichkeiten.

„Viele Betroffene gingen bisher nicht essen“

Das Argument, es habe ja bisher auch funktioniert, lässt Widhalm nicht gelten: „Es hat bisher nicht funktioniert, weil viele Betroffene einfach nicht essen gegangen sind“, sagt sie im Interview mit Radio Wien. Denn Erlebnisse wie dieses seien keine Seltenheit: „In einem indischen Restaurant habe ich einmal gefragt: Sind da Nüsse drin? Und die Antwort war: Das müssen Sie selbst wissen! Man fühlt sich diskriminiert und als Kunde zweiter Klasse.“ Durch die Verordnung würden jetzt wesentlich mehr Betroffene in Restaurants gehen, ist sie überzeugt.

Schnitzel am Teller

APA/Günter R. Artinger

Ist in der Schnitzelpanier Ei? In Zukunft müssen Wirte darüber informieren.

Patientenverein kündigt Kontrollen an

14 Zutaten müssen aufgrund einer EU-Verordnung nun auch in der Gastronomie gekennzeichnet werden, beispielsweise glutenhaltiges Getreide, Krebstiere, Eier, Erdnüsse, Sojabohnen und Milch - mehr dazu in Allergene lehren Wirte das Fürchten (news.ORF.at) und in Allergene: EU-Verordnung fordert Wirte. Verpackte Lebensmittel, die diese Stoffe enthalten, mussten schon bisher gekennzeichnet werden, nun wurde die Regelung auf „lose Ware“ ausgedehnt.

„Wir werden in Restaurants und bei verschiedensten Gelegenheiten überprüfen, ob die Verordnung auch eingehalten wird“, kündigte Widhalm an. Bei Verstößen seien auch Anzeigen möglich. Die Verordnung selbst geht der Patientenvertreterin noch nicht weit genug: „Es fehlt die Angabe über Fructose- und Histamininhalte und auch einige Gluteninformationen.“ Das könnte sich theoretisch rasch ändern: Die Verordnung sieht vor, dass die Europäische Kommission die Liste der kennzeichnungspflichtigen Stoffe jederzeit erweitern kann.

Konsumentenschützer begrüßen Verordnung

Konsumentenschützer sehen die neue Verordnung ebenfalls positiv. „Jetzt muss sich auch der Gastronom damit auseinandersetzen, was serviere ich meinem Gast eigentlich, welche Bestandteile hat mein Essen“, sagte etwa Gabriele Zgubic von der Wiener Arbeiterkammer im ORF-Interview. Den Mehraufwand der Gastronomen hält Birgit Beck vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) für machbar: „Gerade wenn man sich die Weinkarten ansieht, sieht man sehr wohl, dass eine ausgesprochen ausführliche Information für die Gäste möglich ist.“

Die Gastronomie zeigte sich über die neue Vorschrift wenig erfreut. Der Wiener Gastronom Manfred Stallmajer warnte etwa davor, dass vor allem kleinere Betriebe aus Sicherheitsgründen künftig vermehrt auf Fertigprodukte setzen könnten - mehr dazu in Allergene: „Betriebe setzen auf Fertigprodukte“.

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