Kulturförderung: 4,5 Millionen Euro für freie Szene

Das neue Förderprogramm „Shift“ soll in den kommenden drei Jahren 66 künstlerische Projekte unterschiedlicher Größenordnung ermöglichen. Eine Jury entscheidet einmal im Jahr über die Vergabe von 1,5 Millionen Euro, also insgesamt 4,5 Millionen.

„Es ist frisches Geld, das wir bewusst einsetzen“, sagte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), weil man nicht nur die große und traditionelle Kultur fördern wolle. Grünen-Kulturchef Klaus Werner-Lobo sieht die eingesetzten Mittel dezidiert als ergänzende Fördermöglichkeit für die freie Szene sowie spartenübergreifende Projekte und ortet kulturell vor allem „massiven Nachholbedarf in den Bezirken außerhalb des Gürtels“.

SPÖ und Grüne haben „genug gestritten“

Den vergleichsweise hoch dotierten Subventionstopf sehen die Grünen als ausgleichende Maßnahme zu ihrer Zustimmung für die erfolgte Unterstützung für die Vereinigten Bühnen Wien (VBW), offiziell war die Rede aber von „einem der größten Erfolge der rot-grünen Kulturpolitik“ - mehr dazu in 42 Millionen für Vereinigte Bühnen. Werner-Lobo: „Ich streite mich lieber mit der SPÖ über das Wahlrecht als über Kunst und Kultur.“ Mailath-Pokorny darauf trocken: „Da haben wir auch genug gestritten.“

Ausgeschrieben wird „Shift“ ab Jänner 2015, Einreichschluss ist Ende April. Der Großteil der Projekte wird mit 25.000 Euro unterstützt, fünf Projekte jedoch mit 100.000 Euro und zwei mit je 250.000 Euro. Die technische Abwicklung übernimmt der Verein „Basis.Kultur“, die Jury besteht aus der Kulturwissenschafterin Natalie Bayer, der Musikerin Eva Jantschitsch (Gustav), der Theaterdramaturgin Nadine Jessen, dem Linzer Tabakfabrik-Direktor Chris Müller und dem Architekten und Designer Mark Neuner.

Müller: „Begriff Nachhaltigkeit zum Kotzen“

Auf die Frage, in welche Richtung die Förderung gerichtet ist, gaben sich alle Anwesenden vorerst zurückhaltend. Der Stadtrat verglich das Projekt mit „wissenschaftlicher Grundlagenforschung“, die auch der Möglichkeit des Scheiterns Raum gibt, und interessierte sich für die Frage, was in Wien an Neuem möglich ist. Die Grünen wollen „gesellschaftliche Brennpunkte“ thematisiert wissen, was auch Jury-Mitglied Bayer unterstützte.

Inwiefern ein Projekt, das nur einmal umgesetzt wird, auch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen kann, blieb vorerst offen. „Über die Nachhaltigkeit wird auf jeden Fall noch diskutiert“, sagte Jantschitsch mit Blick auf die anderen Juroren, während Müller „den Begriff der Nachhaltigkeit zum Kotzen“ findet, weil er alles und nichts beschreibe. Er wünscht sich die Möglichkeit, verborgene Talente zu bergen: „Ich hoffe, dass die Hütte beben wird.“

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