Gefälschte Viagra: 9,8 Mio. Euro Schaden

Beim Betrugsprozess um gefälschte Viagra-Pillen haben sich die sechs Angeklagten teilweise schuldig bekannt. Der Schaden beträgt laut Anklage 9,8 Mio. Euro. Der Prozess wird voraussichtlich am 22. Jänner fortgesetzt.

Angeklagte im Prozess um gefälschte Viagra-Pillen

ORF

Prozess um gefälschte Pillen

Ob am nächsten Verhandlungstag ein Urteil gefällt wird, ist unklar. Ein zusätzlicher Verhandlungstag dürfte notwendig sein. Am Donnerstag wurden die Anträge auf Enthaftung der sechs Angeklagten abgelehnt. Fünf Israelis und einem Österreicher - wird schwerer gewerbsmäßiger Betrug, Geldwäscherei und Vergehen nach dem Arzneimittelgesetz vorgeworfen.

Fünf der sechs Beschuldigten bekannten sich vor dem Schöffengericht nur zum letzten Vorwurf schuldig. Mit dem Betrug und der Geldwäscherei wollen sie nichts zu tun haben. Sie hätten lediglich „Serviceleistungen“ vollzogen. Dass es sich bei den Tabletten um laut Staatsanwalt „minderwertige Nachahmungen, die weniger oder einen anderen Wirkstoff wie angegeben bzw. wie das Originalprodukt enthielten“ handelt, wollen fünf Angeklagte nicht gewusst haben. Der sechste Angeklagte wies jegliche Schuld von sich.

Angeklagter: „Wusste nicht, dass es nicht wirkt“

„Ich wusste, dass es keine Originale sind“, er habe jedoch geglaubt, dabei handle es sich um Imitate. „Gefälscht heißt, dass es nicht von der Originalfirma kommt, aber ich wusste nicht, dass es nicht wirkt“, sagte der 37-jährige Hauptangeklagte. Er habe die Tabletten ja selbst auch genommen. „Ich habe nie gedacht, dass die (die Hintermänner, Anm.) Leute betrügen“, so der 37-Jährige. Er sei nur für das Verpacken und Verschicken zuständig gewesen. Aufgrund der umfangreichen Anklage und weil dem Gerichtsakt neue Unterlagen hinzugefügt wurden, wird der Prozess vermutlich vertagt.

Spielschulden als Motiv

Im Sommer 2012 wurde der 37-jährige Hauptangeklagte in Israel von drei Verbindungsmännern, deren Identität der Justiz nicht bekannt ist, angeworben, um für eine Gruppierung zu arbeiten, die auf mehreren Internetseiten vorgibt, Online-Apotheken zu betreiben und originale Potenzmittel zu vertreiben. Tatsächlich würden jedoch nur Fälschungen an die Kunden ausgeliefert werden, wie der Staatsanwalt in seinem Eröffnungsplädoyer ausführte. Mit der Aussicht einer „verlockenden Provision“ sollte er von Wien aus die Verpackung und den Versand der gefälschten Pillen organisieren. Aufgrund von Spielschulden in der Höhe von einer Million Euro nahm er das Angebot an.

Dabei wurde Kunden auf rund 50 Internet-Seiten - darunter www.apotheke-austria.com, www.pharmathek-europe.com und www.meddirekt.com - Potenzmittel wie Viagra, Cialis und Levitra zu besonders günstigen Preisen angeboten. Die Angeklagten sollten die Bestellungen bearbeiten, die ihnen von ihren Hintermännern beinahe täglich an eine Email-Adresse übermittelt wurden. Die Ware wurde über eine Spedition in ein Lager in Simmering gebracht, wo sie sicher versteckt wurde. Anschließend wurde sie verpackt und an die Kunden ausgeliefert.

Geld auf zypriotischen Konten

Sie „betreuten“ auch vier eigens bei heimischen Geldinstituten eingerichtete Bankkonten, auf welchen die Zahlungen für die vermeintlichen Potenzmittel eingingen. Ein großer Teil des Geldes wurde in weiterer Folge laut Anklage auf zypriotische Bankkonten verschoben. „Ich habe so viele Bankpapiere (...) unterschrieben, dass ich gar nicht mehr weiß, wie viele Konten das gewesen sind“, sagte ein Helfer der Bande, der gegen Geld seinen Namen für die Kontoeröffnung hergab.

Zunächst weihte der 37-Jährige nur seinen 33-jähren Schwager in die Machenschaften ein. Da das Interesse aufgrund der günstigen Preise enorm war, halfen auch bald sein älterer Bruder, seine Schwester und zwei Freunde mit. Die sechs verfügten bald über beachtliche Einkommen, der Hauptangeklagte soll mit dem Versand laut Staatsanwalt über 9.300 Euro monatlich verdient haben.

Zufall führte zu Festnahme

Aufgeflogen war die Sache durch einen Zufall. Als Absender für die Sendungen wählten die Beschuldigten tatsächlich existierende Apotheken in Wien. Da aber einige Kuverts nicht ausreichend frankiert waren, wurden die gefälschten Potenzpillen an eine Apotheke im dritten Bezirk retourniert. Die Mitarbeiter wunderten sich über den Inhalt und informierten die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), die wiederum die Kriminalpolizei einschaltete. Anfang September wurde die Gruppierung im Zuge der „Operation Vigorali“ zumindest teilweise zerschlagen.

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