Ulrike Kaufmann gestorben

Die Wiener Theaterleiterin, Kostümbildnerin und Schauspielerin Ulrike Kaufmann ist am Freitag im Alter von 61 Jahren gestorben. Das teilte das Theater Odeon in einer Aussendung mit. Kaufmann erlag „einem schweren Leiden“, so das Theater.

Ulrike Kaufmann ließ sich in Graz zur Grafikerin ausbilden und studierte Bühnenbild an der Wiener Akademie der bildenden Künste. Doch so richtig begann ihr Leben, als sie auf Erwin Piplits traf und mit ihm eine symbiotische Verbindung aus Leben und Theaterarbeit einging, die in der Gründung des Serapions Ensemble und des Odeon Theater mündete. Am Freitag starb Kaufmann im Alter von 61 Jahren.

Nestroy für das Lebenswerk

Kaufmann hat die Theaterwelt in Wien und Österreich maßgeblich mitgeprägt, darüber waren sich bei der Verleihung des Lebenswerk-Nestroys im Jahr 2010 alle einig. Gemeinsam mit Piplits habe sie es stets geschafft, selbst in einer Gaststube „eine Welt der Fantasie“ zu eröffnen, die man nicht mehr vergessen sollte, erinnerte sich damals die Nestroy-Juryvorsitzende Karin Kathrein an die erste Begegnung mit dem Theaterduo.

Theatermacherin Ulrike Kaufmann

APA / Herbert Neubauer

Ulrike Kaufmann

Gründung des Odeon Theaters

Kaufmann, am 13.9.1953 in Gai in der Steiermark geboren, gründete 1973 mit dem rund 14 Jahre älteren Piplits gemeinsam die Theatergruppe Pupodrom - nicht zuletzt aufgrund des intensiven Einsatzes von Figuren. Ab Jänner 1980 verwendete man den Namen Serapionstheater. Zu Beginn war man meist als fahrendes Theater unterwegs: „Wir haben begonnen, in Gewerkschaftssälen, Schulklassen oder Gasthäusern zu spielen“, so Piplits.

Dann entdeckten die Künstler das stillgelegte Vindobona-Kino auf dem Wallensteinplatz. Die heutige Kabarettbühne wurde 1977 ihr erstes künstlerisches Zuhause. 1988 gab es den nächsten Ortswechsel: Kaufmann und Piplits zogen mit ihrem Serapions Ensemble in die ehemalige Getreidebörse in der Taborstraße in Wien-Leopoldstadt und gründeten schließlich das Odeon Theater.

Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann mit dem Nestroy für ihr Lebenswerk 2010 im Burgtheater

APA/ Herbert Neubauer

Ulrike Kaufmann mit dem Nestroy für ihr Lebenswerk und Erwin Piplits

Dort wurden die Stücke des internationalen Ensembles gemeinsam erarbeitet und meist auch über einen längeren Zeitraum aufgeführt. Das gemeinsame Wirken machte das Duo über die Grenzen Wiens bekannt, im Odeon realisierte ihre Theatertruppe immerhin mehr als 30 eigene Arbeiten. Obwohl sie „in der Arbeit nie gleicher Meinung“ gewesen seien, wie Kaufmann einmal in einem Interview gestand, beeindruckten sie und Piplits immer wieder mit ihrem Sinn für atmosphärisch dichte Gesamtkunstwerke.

„Unersetzlicher Verlust“

Als Piplits, der auch für die Salzburger Festspiele und die Wiener Staatsoper tätig war, im April dieses Jahres das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht bekam, sagte er, dass er sich über die Auszeichnung freue, er sie aber definitiv nicht alleine bekomme. „Es ist schade, dass Ulrike Kaufmann nicht auch ausgezeichnet wurde.“ Kaufmann durfte sich dafür über zwei weitere Nestroys für die beste Ausstattung (2000 und 2005) sowie den Preis der Stadt Wien (1984) und die Kainz-Medaille 1997 freuen.

Am 19. Dezember erlag Kaufmann nun „einem schweren Leiden“, wie das Odeon Theater am Samstag bekanntgab. „Das Serapions Ensemble, die Belegschaft des Odeon, Max Kaufmann und Erwin Piplits trauern zutiefst über diesen unersetzlichen Verlust.“

Stadt Wien trauert um Kaufmann

Der Tod von Ulrike Kaufmann ist in der Bundeshauptstadt mit großer Trauer aufgenommen worden. „Die Wiener Theaterfamilie verliert mit Ulrike Kaufmann eine ihrer bedeutendsten Vertreterinnen“, bedauerte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) den „großen Verlust“. Das Ableben von Kaufmann „reißt eine große Lücke in die Wiener Theaterlandschaft“, sagte auch FPÖ-Kultursprecher Gerald Ebinger.

Kaufmanns Wirken sei von Anfang an „von Aufopferung und Pioniergeist geprägt“ gewesen, so Mailath. „Als eine der wichtigsten Frauen aus der Gründergeneration der freien Theaterszene“ habe sie sich zeitlebens „ihren einzigartigen, innovativen Geist“ bewahrt. Die Stadt Wien trauere um einen Menschen, der „uns in großer Meisterschaft ein unvergessliches Schaffen voller Hingabe geschenkt hat“. Die Anteilnahme gelte der Familie und den Freunden der Verstorbenen, ergänzte Ebinger, der sich „in stillem Gedenken vor der großen Künstlerin“ verneige.

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