Frauennotruf: 15 Prozent mehr Anrufe

In der angeblich stillsten Zeit des Jahres steigt die Anzahl der Anrufe beim Frauennotruf um 15 Prozent. Von Weihnachtsfrieden kann in vielen Familien keine Rede sein. Gerade an den Feiertagen schlägt die Situation oft in Gewalt um.

Ein verpatztes Essen reicht schon als Auslöser für einen Konflikt unterm Weihnachtsbaum. Der Partner schlägt zu, die Opfer sind in der Regel Frauen oder Kinder, so Andrea Brem von den Wiener Frauenhäusern: „Man hat so eine Vorstellung, wie der Abend zu verlaufen hat. Und wenn das dann nicht klappt, kann das auch sehr oft zu Enttäuschungen und bei Menschen, die eine niedrige Frustrationstoleranz haben, zu Gewalt führen.“

24-Stunden-Frauennotruf:
01/71 71 9

E-Mail-Beratung gibt es unter frauennotruf@wien.at.

Oft sei auch Geld ein Grund für Konflikte in Partnerschaften zu den Feiertagen, sagt Irma Lechner, die Leiterin des dritten Wiener Frauenhauses. „Wenn weniger Geld für schöne Geschenke und ein nettes Festmahl zur Verfügung steht, dann kann das schon dazu führen, dass es hier zu Anspannungen und Konfliktsituationen kommt, die auch in Gewalteskalation enden können.“ Die Frauenhäuser bieten 175 Plätze, auch zu Weihnachten stehen die Türen öffnen. Viele der Frauen suchen aber erst nach den Feiertagen Hilfe, um die vermeintliche Idylle nicht zu stören. „Die Idylle, die um Weihnachten beschrieben wird und wonach große Sehnsucht gibt, existiert oft für viele Familien nicht mehr. Man steht einer anderen Lebensrealität gegenüber als hier oft von der Gesellschaft gezeichnet wird“, sagt Lechner.

Viele melden sich erst nach den Feiertagen

Alkohol senkt zusätzlich die Hemmschwelle. Gerade zu Silvester eskaliert es dadurch noch häufiger. Nach den Feiertagen greifen viele Frauen dann zum Telefon und wählen die Notrufnummern wie den 24-Stunden-Frauennotruf. Bei der Hotline der Frauen-häuser werden auch vorübergehende Wohnmöglichkeiten für Betroffene und deren Kinder organisiert. Die Zahl der Notrufe steigt zu den Feiertagen um 15 Prozent.

Jede fünfte Frau in Wien ist Opfer von Gewalt. In den meisten Fällen suchen betroffene Frauen wegen ihrer Verletzungen zuerst Spitalsambulanzen statt Opferschutzeinrichtungen auf. Deswegen gibt es jetzt eine Checkliste für Ärzte. Auch eine App soll Betroffenen helfen - mehr dazu in Gewalt gegen Frauen: Checkliste für Ärzte.

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