Alf Poier startet „Maler“-Karriere

Von Henri de Toulouse-Lautrec zu Alf Poier: Das Kunstforum widmet dem Kabarettisten 2015 eine eigene Schau. Poier, der sich selbst als „Gegenkünstler“ bezeichnet, will das Publikum mit Strichzeichnungen im „tresor“ überzeugen.

Alf Poier im Bank Austria Kunstforum

Alf Poier/Reinhard Mayr

„Gegenkünstler“ Alf Poier

„Grundsätzlich verstehe ich mich eher als Gegenkünstler und ‚Vielosoph‘, da ich ja auch als Kabarettist, Komponist und Musiker tätig bin“, erklärt Poier im Interview mit wien.ORF.at. Mit der Malerei beschäftige sich der Künstler seit 1991. „Als Maler im gemeinen Sprachgebrauch würde ich mich allerdings nicht bezeichnen, da ich jegliche Zünftigkeit und Zuweisung in dieser Hinsicht verweigere“, so Poier. Der Kabarettist hatte sich zuletzt wegen homophoben Auslässen gegen Conchita Wurst nicht unbedingt beliebt gemacht - mehr dazu in Wurst-Manager verlässt Poier (wien.ORF.at; 16.6.2014).

Kabarettprogramme als Kunst

Dennoch widmet das Kunstforum dem „Neuro-Dadaisten des Kabaretts“ ab 13. Mai eine eigene Schau im „tresor“. Sie zeigt nicht nur sein bildnerisches Werk, mit Schwerpunkt auf den Zeichnungen, sondern auch Requisiten, musikalische und filmische Auszüge seiner Kabarettprogramme der letzten 20 Jahre. „Es wird 50 Objekte, Malereien, Grafiken und Zeichnungen zu sehen geben. Viele davon stammen aus meinen Kabarettprogrammen. Aber auch bis jetzt noch Ungesehenes und Großformatiges wird es zu belugen geben“, verrät Poier.

Strichzeichnungen mit Unterhaltungswert

Die Bezeichnung „Neuro-Dadaist des Kabaretts“ führt Poier auf seine verkehrt gedachten Strichzeichnungen, wie zum Beispiel das Werk „Kami-Katze“, zurück. Sie sollen an die Dada-Kunst des beginnenden 20. Jahrhunderts erinnern. „Dada-Kunst stellte damals einen Gegenpol zur konventionellen Kunst dar und stand für den totalen Zweifel an allem. Besonders für meine anfänglichen Kabarettprogramme scheint dies in sehr hohem Maße zuzutreffen“, so Poier.

Seine Kunst beschreibt er als eigengemäß und sonderhaft, meist nicht einordenbar und kausalabstrus: „Egal ob es sich um meine Kabarettprogramme, meine Musik oder meine Malerei handelt – die dahinter stehende Gegenvehemenz und Sonderträchtigkeit ist stets erkenntlich. Oft ist sie auch mystisch-philosophisch inspiriert und wendet sich gegen die vernünftige Begrifflichkeit und Diktatur der Sprache.“

Ansehen sollte sich das Publikum seine Werke, weil es „in einer streng reglementierten Gesellschaft, wo die Massenmenschhaltung und Gleichbeschattung jegliche Individualität auszulöschen droht, wichtig sei, Gegenakzente zu konsumieren, um nicht unter die Räder des gesteuerten Meinungskonformismus und seichten Boulevards zu geraten.“ Zudem „handelt es sich durchaus auch um ‚lachhafte‘ Dada-Kunst, die abgesehen von ihrem Unterhaltungswert natürlich auch als Gegenpol zur überhöhten Ernsthaftigkeit des künstlich hochgezüchteten Kunstbetriebes gesehen werden kann.“

Julie Monaco, Andreas Gursky, VG BILD-KUNST, Bonn, Andreas Gursky, VG BILD-KUNST, Bonn

VG Bild- Kunst, Bonn und Bildrecht, Wien, 2014 Foto: © Julie Monaco

Im Februar startet die Fotografie-Schau „Landscape in my Mind“

Reise- und Landschaftsfotografie

Neben der Poier-Ausstellung setzt Ingried Brugger, Direktorin des Bank Austria Kunstforum, im Ausstellungsjahr 2015 auf eine große Bandbreite an österreichischer und internationaler Kunst. „Auch die Programmschiene Fotografie bauen wir weiter aus“, so Brugger.

Noch bis 25. Jänner 2015 ist die Ausstellung „Henri de Toulouse-Lautrec – Der Weg in die Moderne“ anlässlich des 150. Geburtstags des Künstlers im Kunstforum zu sehen. Ab 11. Februar präsentiert das Kunstforum mit der Fotografie-Ausstellung „Landscape in my Mind“ eine mentale Reise durch unterschiedliche bildliche Artikulationen des Landschaftsbegriffs. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der berühmten Becher-Schule mit Vertretern wie Andreas Gursky, Axel Hütte oder Thomas Struth.

Ab 26. Februar gastiert Michael Höpfner im Kunstforum. Entschleunigung, Reduktion, Rückzug, die Erkundung „fremder“ Territorien und Lebensformen zu Fuß und die damit einhergehende Befragung von Denkkategorien bilden Eckpunkte des künstlerischen Schaffens von Höpfner. Für seine Ausstellung unternahm Höpfner eine vierwöchige, vierhundert Kilometer lange Wanderung über das Hochplateau des Chang Tang in der westchinesischen Provinz Qinghai.

„Neue Wilde“ und russische Künstlerpaare

Ab 6. Mai ist eine Werkschau von Hubert Schmalix im Kunstforum geplant. Schmalix’ malerisches Werk wird gerne unter dem Begriff der „Neuen Wilden“ eingeordnet. Seit jeher nimmt der Akt eine zentrale Rolle in der Bildwelt des Malers ein, erotisch, in den jüngeren Arbeiten sogar lasziv und mit der Pornografie kokettierend.

Am 14. Oktober startet die Schau „Liebe in Zeiten der Revolution: Künstlerpaare der russischen Avantgarde“. Die Schau geht der Frage nach, welche Ausprägungen von Beziehungsverhältnissen die russische Avantgarde hervorgebracht hat und welche Besonderheiten sich daraus im Hinblick auf künstlerische Identität, Kreativität und Produktion ergeben. Paare wie Wawara Stepanowa und Alexander Rodtschenko oder Natalia Gontscharowa und Michail Larionow werden vorgestellt.

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