„Strafdusche“: Boiler laut Gutachten defekt

Nach einer „Strafdusche“ ist ein zweijähriges Mädchen aus Wien-Floridsdorf im November im SMZ Ost verstorben, ihr Vater soll sie mit heißem Wasser verbrüht haben. Einem Gutachten zufolge gab es Mängel am Warmwasser-Boiler.

„Die Verstellung der Temperatur ist nicht möglich. Der Boiler fährt immer auf 72 Grad“. Diesen Mangel stellt der beeidete Sachverständige in seinem 17-seitigen Gutachten fest. Die Theorie des Verdächtigen, er habe das Mädchen versehentlich mit brennheißem Wasser abgeduscht, sieht sein Strafverteidiger Roland Friis damit untermauert.

„Meiner Ansicht nach ist daraus ableitbar, dass es bei der Temperaturregelung einen Defekt gab und dass dieser Defekt auch mitverantwortlich war, dass hier eine Menge an Heißwasser herausgeschossen ist, mit der man so nicht rechnen konnte“, meinte Friis gegenüber „Wien heute“.

Medizinisches Gutachten noch ausständig

Die Staatsanwaltschaft Wien gab mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme zu dem Gutachten ab. Zudem wird noch auf das Gutachten des Gerichtsmediziners gewartet. Dieses soll auch klären, ob das Kind tatsächlich abgeduscht oder mindestens 30 Sekunden ins heiße Wasser eingetaucht worden ist. Das war aus einem ärztlichen Bericht im November hervorgegangen - mehr dazu in „Strafdusche“: Offenbar länger in heißem Wasser (wien.ORF.at; 15.11.2014).

Das medizinische Gutachten soll laut Friis noch diese Woche vorliegen. „Es wurde mir für die erste Jänner-Woche zugesagt“, sagte der Verteidiger. In dem Gutachten soll geklärt werden, ob die Verbrennungen zum Tod geführt haben.

Das Mädchen starb am 11. November 2014 im SMZ Ost. Sie war zwei Wochen davor mit schweren Verbrühungen in das Spital eingeliefert worde. Dass der 26-Jährige nicht in Untersuchungshaft genommen wurde, hatte unmittelbar nach Bekanntwerden der Tat für heftige Diskussionen gesorgt - mehr dazu in „Strafdusche“: Zweijährige gestorben (wien.ORF.at; 10.11.2014).