Nach Chaos: Baustellen nun ganzjährig

Die Stadt Wien will aus dem Chaos des letzten Baustellensommers ihre Lehren ziehen: Ein Baustellenmanager soll die Arbeiten koordinieren. Die Baustellen auf den Straßen sollen auf das ganze Jahr verteilt und nicht im Sommer konzentriert werden.

Die Baustellen auf der Gürtelbrücke und in der Westeinfahrt waren die Staufallen im Baustellensommer des Vorjahres. Von Autofahrern und Verkehrsclubs kam heftige Kritik an der Baustellenkoordination, auch die Volksanwaltschaft schaltete sich ein. Man habe sich die Kritik genau angehört und sei zum Schluss gekommen, „einiges zu reformieren, was die Baustellenkoordination betrifft“, sagte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).

Um solche Szenarien in Zukunft zu vermeiden oder zumindest besser zu kontrollieren, setzt die Stadt ab sofort auf einen Baustellenmanager. Er soll durch eine bessere Gesamtplanung, mehr Kontrolle und umfassende Information aller Beteiligten dafür sorgen, dass das Baustellenchaos ausbleibt.

„Auslastung gleichmäßiger, Auswirkungen geringer“

Zum Baustellenmanager wird Peter Lenz bestellt, der bisher für die Baustelle um das Krankenhaus Nord verantwortlich war. In seiner neuen Rolle will er dafür sorgen, dass nicht alle Baustellen gleichzeitig eingerichtet werden. Die Hauptlast werde zwar weiter im Sommer zu tragen sein, aber: „Wir versuchen, Baustellen über das ganze Jahr zu verteilen, dass die Auslastung gleichmäßiger und die Auswirkungen so gering wie möglich sind.“ Werde es dann einen Dauerstau in Wien geben? „Wir versuchen, das Verkehrsgeschehen über das ganze Jahr möglichst flüssig zu halten“, sagt Lenz.

Lenz im Blitzlichtgewitter

ORF

Peter Lenz wurde am Mittwoch vorgestellt

Als konkretes Beispiel nannte Lenz die Koppstraße im 16. Bezirk. Dort soll schon ab kommender Woche weitergebaut werden. „So zeitig deswegen, damit wir, wenn der Song Contest beginnt, diese Hauptausfallsstraße auch frei haben.“

Apps sollen informieren

Das neue Management fuße grundsätzlich auf zwei Säulen, sagte Stadtbaudirektorin Brigitte Jilka. Einerseits plant ein technisches Team, dem etwa Magistratsexperten, ASFINAG, Wiener Linien und Polizei angehören, die Baustellenstandorte und Projektabläufe. Wesentlich ist dabei, dass die Verkehrsfolgen der Arbeiten nicht mehr nur lokal, sondern mit Blick auf die ganze Stadt bzw. das Umland vorausberechnet werden. Ausweichrouten und Umleiten werden ebenso gemeinsam festgelegt wie Konsequenzen für den öffentlichen Verkehr und Radfahrer prognostiziert.

Andererseits wurde ein Infoteam ins Leben gerufen, das für eine raschere und intensivere Kommunikation sorgen soll. Neben einer Hotline und verstärkter Kooperation mit Autofahrerclubs sind hier für Baustellen mit mehrmaligen Änderungen der Verkehrsführung oder in Gegenden mit viel Lieferverkehr Apps - wie jene während der ersten Umbauphase der Mariahilfer Straße - geplant.

Schärfere Kontrollen und härtere Strafen

Wichtig sei, die Verkehrsteilnehmer gut über Baustellen zu informieren und die Baustellen untereinander zu koordinieren, gibt Lenz seine Prioritäten vor. „Auf einer Ausweichroute einer Baustelle darf nicht gleichzeitig eine andere Baustelle sein.“ Bauverzögerungen sollen künftig schärfer kontrolliert und härter bestraft werden.

Denn künftig will die Stadt säumige Firmen ahnden. Pönalen seien zwar auch bisher schon Bestandteil der Verträge gewesen, man habe sich mit den Unternehmen - nicht zuletzt aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit - oftmals auf Kulanzlösungen geeinigt, sagte Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne). In Zukunft werde man hier strenger sein.

Mit der Installierung des Baustellenmanagers sei eine langjährige FPÖ-Forderung umgesetzt worden, sagte FPÖ-Verkehrssprecher Anton Mahdalik. Die Ankündigungen zum Baustellenmanagement seien zu begrüßen, sagte ÖVP-Chef Manfred Juraczka, sie müssten jetzt aber auch in die Tat umgesetzt werden. Die ÖVP werde sich das genau anschauen, so Juraczka.

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