Attacke in Paris: „Blasphemie“-Schau in Wien

Als Reaktion auf den Terroranschlag gegen das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ überlegt die Wiener Galerie Komische Künste im MuseumsQuartier, die angedachte religionskritische Schau „Meisterwerke der Blasphemie“ vorzuziehen.

„Vielleicht machen wir es jetzt früher als sonst - vielleicht für nächstes Weihnachten“, so Geschäftsführer Clemens Ettenauer gegenüber der APA. Grundsätzlich sei die Thematik Religion in der Satire immer kritisch, was sich an der eben abgelaufenen Ausstellung mit Weihnachtscartoons gezeigt habe: „Auch in der Weihnachtsausstellung hat es Leute gegeben, die meinten, dass sie sich dadurch beleidigt fühlen - dabei sind das harmlose Bilder gewesen.“

Die Menschen würden hier Satire persönlicher nehmen als bei politischen Karikaturen. „Bei politischen Sachen habe ich so etwas noch nie erlebt. Da lachen die Leute drüber - anders als bei Religion“, konstatierte der Museumsmacher.

Paris-Attentat im „Bananenblatt“

Auch Ettenauer selbst, neben seiner Geschäftsführertätigkeit bei den Komischen Künsten auch Mitbegründer des Satiremagazins „Bananenblatt“, sieht manche Religionssatire kritisch: „Es muss immer lustig sein und um die Message gehen, die dahinter steht. Bei den Mohammed-Karikaturen ging es hingegen um die reine Provokation, wobei teils dahinter keine Kritik erkennbar ist. Wenn es aber nur um die Provokation geht, finde ich es auch nicht so gut.“

Ein „Je suis Charlie“-Plakat wird Ettenauer im Museumsquartier jedenfalls nicht anbringen: „Wenn das ein österreichisches Magazin gewesen wäre, das wir auch verkaufen, wäre es etwas anderes. Aber ich habe das Magazin noch nie in der Hand gehabt und würde es ein bisschen verlogen finden, das aufzuhängen.“ Im nächsten „Bananenblatt“, das im März erscheint, werde man das Attentat jedoch thematisieren.

„Charlie“-Plakat am Rathaus

Anders sah man das hingegen im Wiener Rathaus. Dort ist im Gedenken an den Anschlag ein Plakat mit der Aufschrift „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie, Anm.) affichiert worden - und zwar an der Frontseite des Gebäudes. Es wird dort eine Woche lang zu sehen sein, wie am Freitag betont wurde.

Ein Plakat mit der Aufschrift "Je suis Charlie" hängt am Freitag, 9. Jänner 2015, am Rathaus in Wien

APA/Roland Schlager

Am Vormittag fanden sich zudem Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sowie weitere Mitglieder der Stadtregierung am Rathausplatz ein. Sie präsentierten ein Transparent, auf dem ebenfalls „Je suis Charlie“ zu lesen war. Häupl hatte sich bereits am Tag des Terrorakts betroffen gezeigt: „Dieser Anschlag ist kaum zu kommentieren und auf keinen Fall zu rechtfertigen“, so der Bürgermeister. Derartige Angriffe dürften nicht hingenommen werden, die Pressefreiheit müsse gewahrt bleiben.

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