Wahlrecht: Keine Verhandlungen seit Krise

Am 15. Dezember traf sich die rot-grüne Regierungsspitze zu einem Krisentreffen im Rathaus, um die Patt-Stellung in Sachen Wahlrechtsreform zu durchbrechen. Seit damals habe es jedoch keine Gesprächsrunde gegeben, so der grüne Klubchef David Ellensohn.

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) kündigte nach dem Krisen-Treffen eine Einigung bis zur dritten Jännerwoche an - mehr dazu in - Wahlrecht: Reform bis Jänner geplant. Ellensohn erklärte das verhandlerische Innehalten urlaubsbedingt und verwies auf die Feiertage rund um Weihnachten und Neujahr. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass noch im Jänner eine Lösung zustande kommt. Nachsatz: „Ich gehe davon aus, dass die SPÖ der Koalitionsvereinbarung nachkommen wird.“

Opposition will Druck erhöhen

Die Opposition versucht einstweilen Druck zu machen. Am kommenden Donnerstag findet eine Sonderlandtagssitzung statt. Die FPÖ hat diese verlangt und sie unter das Motto „Umsetzung der Wiener Wahlrechtsreform im Sinne der überfraktionellen Verpflichtungserklärung“ gestellt. Damit adressieren die Blauen in erster Linie die Grünen. Denn diese hatten - noch zu Oppositionszeiten - vor der Wien-Wahl 2010 gemeinsam mit FPÖ und ÖVP einen Notariatsakt unterzeichnet.

In diesem wurde festgehalten, das mehrheitsfördernde Wahlrecht im Falle einer Regierungsbeteiligung so zu ändern, dass die Mandatsanzahl einer Partei künftig möglichst genau ihrem prozentuellen Stimmenergebnis entsprechen soll. ÖVP-Parteichef Manfred Juraczka glaubt indessen an keine Lösung mehr. „Grün traut sich nicht, Rot will nicht. Die beiden Parteien sollten den Bürgerinnen und Bürgern lieber reinen Wein einschenken und endlich öffentlich zugeben, dass es zu keiner Lösung kommen wird.“

Schwarze und Blaue bezichtigen die Grünen inzwischen des Verrats. Denn letztere pochen nun nicht mehr auf die vollständige Eliminierung des mehrheitsfördernden Faktors, sondern geben sich - mit Verweis auf koalitionäre Kompromisszwänge - schon mit einer Minderung zufrieden. Konkret bot man den Roten eine Halbierung dieses Faktors an. „Unser Angebot gilt nach wie vor“, so Ellensohn zur APA. Vielleicht sei die SPÖ über die Weihnachtsferien ja in sich gegangen. Die Sozialdemokraten - sie profitierten vom Mandatsverstärker am meisten - hatten zuvor lediglich eine Reduzierung um ein Viertel angeboten.

Niedermühlbichler zeigt sich zurückhaltend

SPÖ-Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler zeigte sich auf APA-Nachfrage äußerst zurückhaltend. Er ließ über einen Sprecher lediglich ausrichten, dass es derzeit keinen fixierten offiziellen Verhandlungstermin gebe. Man werde aber jedenfalls die Sondersitzung für weitere Gespräche nutzen.

Ellensohn kündigte ebenfalls einen Austausch anlässlich der außertourlichen Sitzung an. Dass die Koalition die Wahlrechtsreform schon am kommenden Donnerstag und damit ausgerechnet in einem von der FPÖ einberufenen Sonderlandtag beschließen wird, gilt aber als so gut wie ausgeschlossen. Der nächste reguläre Sitzungstermin findet am 28. Jänner statt.

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