Rettungsgasse: Einführung ohne Daten

Neuerlich Kritik gibt es an der Einführung der Rettungsgasse. Denn für die angenommene Zeitersparnis von vier Minuten der Rettungskräfte gibt es kein Datenmaterial. Die Zahl beruht lediglich auf Angaben aus Deutschland.

Bereits im November übte der Rechnungshof (RH) in einem Bericht harte Kritik an der Einführung der Rettungsgasse. Eine Zeitersparnis bei der Zufahrt zum Einsatzort konnte darin nicht nachgewiesen werden, obwohl das einer der maßgeblichen Gründe für die Einführung der Rettungsgasse gewesen war, stellte der Rechnungshof fest - mehr dazu in Vernichtende RH-Kritik an Rettungsgasse.

Der „Kurier“ berichtete, dass es für die angenommene Zeitersparnis von vier Minuten keinerlei Datenmaterial gab. Das zeige ein Konzept der ASFINAG, auf dessen Grundlage die Rettungsgasse auch eingeführt wurde. Das fehlende Datenmaterial bestätigte auch ASFINAG-Sprecher Christian Spitaler. „Die vier Minuten kamen vom Roten Kreuz. Diese haben sich auf Angaben von deutschen Kollegen berufen“, so Spitaler auf Nachfrage von wien.ORF.at. Mehr Datenmaterial habe die ASFINAG nicht gehabt.

Konzept: Werbekampagne vor rechtlichen Details

Die Angaben des Roten Kreuzes reichten aus, damit die Rettungsgasse beschlossen und groß beworben wurde. Im Verkehrsministerium hieß es auf Anfrage von wien.ORF.at ebenso, dass es kein weiteres Datemnaterial gibt.

In dem Konzept werde bereits unter Punkt eins – noch bevor es in dem Papier um rechtliche Details oder bauliche Maßnahmen geht – die Werbekampagne thematisiert, berichtete der „Kurier“. Bereits vor dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der Rettungsgasse standen laut dem Konzept „schon Inserate (zwei Tranchen), PR-Maßnahmen (fünfmal) und immerhin vier Kampagnenwellen auf dem Programm. Sogar während der gesetzlichen Begutachtung – also noch bevor das Gesetz beschlossen wurde – waren laut dem Konzept offensichtlich schon Inserate und PR-Maßnahmen eingeplant“, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Mitglieder der zuständigen Arbeitsgruppe im Verkehrsministerium hatten bereits früher im „Kurier“ berichtet, dass wegen der fixierten Werbekampagne Druck auf sie ausgeübt worden sei. Die damalige Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) hatte dass stets heftig zurückgewiesen.

Rettungsdienste von Nutzen überzeugt

Obwohl sich durch die Einführung der Rettungsgasse keine Zeitersparnis auf dem Weg zum Einsatzort nachweisen lässt, sind die heimischen Einsatzkräfte mit dem System zufrieden. „Ich bin vom Nutzen der Rettungsgasse überzeugt“, teilte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, am Montag in einer Aussendung mit.

„Die Rettungsgasse funktioniert im Großen und Ganzen gut. Bei komplexen Verkehrssituationen - viele Spuren, Ausfahrten - kommt es jedoch vor, dass die Rettungsgasse nicht korrekt gebildet wird“, hielt Foitik fest. Es werde noch eine gewisse Zeit dauern, bis sich diese Verhaltensänderung voll durchgesetzt habe. Die Verkürzung der Anfahrtszeit lasse sich nicht seriös messen, erläuterte Foitik gegenüber der APA. Die Einsatzzeit der Rettungsfahrzeuge hänge nämlich von vielen Faktoren ab. Bei einem durchschnittlich ein, zwei Kilometer langen Stau seien aber theoretisch drei bis fünf Minuten Zeitersparnis möglich. Er verlasse sich dabei auf seine Einsatzfahrer, die sagen: „Es ist besser als früher“, so Foitik.

Auch Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes, erklärte in einer Aussendung, der Nutzen der Rettungsgasse sei gegeben. Jede Veränderung brauche Zeit. „Aber die Entscheidung ist getroffen, und wir befinden uns insgesamt auf einem guten Weg. Eine verzögerungsfreie Zufahrtszeit der Einsatzfahrzeuge erhöht die Überlebenschancen der Unfallopfer wesentlich. Ich appelliere daher einmal mehr an alle Verkehrsteilnehmer, den Einsatzfahrzeugen Platz zu machen.“

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