Prückel-Rauswurf: HOSI sieht „Signal“

Der Lokalverweis gegen ein lesbisches Paar im Cafe Prückel wegen eines Kusses sorgt für Aufregung, das Vorgehen der Betreiberin ist rechtlich gedeckt. Für die HOSI Wien ist der Vorfall ein „Signal, dass Diskriminierung immer noch existiert“.

„Dieser Vorfall ist für uns ein Signal: Achtung, Diskriminierung existiert immer noch“, meinte Cecile Balbous, Obfrau der „Homosexuelle Initiative Wien“ (HOSI) gegenüber „Wien heute“. Laut HOSI würden immer mehr homosexuelle Menschen nur mehr in spezielle Schwulen- oder Lesbenlokale gehen.

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„Wenn ich zum Beispiel als lesbisches Paar am Samstagnachmittag durch Schönbrunn händchenhaltend spaziere, ist das so unangenehm, das lässt man irgendwann sein. Weil einfach alle Familien schauen, die Kinder schauen und die Eltern müssen dann irgendetwas erklären. Was die sagen, will man schon gar nicht hören, weil das teilweise so wahnsinnig verletzend und dumm ist“, so Karin Schönpflug, von der „Rosa Lila Villa“ gegenüber „Wien heute“.

Paar vor dem Cafe Prückel

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Das Paar vor dem Cafe Prückel

„Vor ein paar Jahren waren wir vielleicht mutiger oder die Bevölkerung vielleicht toleranter. Ein Vorfall wie im Herbst war lange nicht mehr der Fall“, meinte Balbous. Im September hatten unbekannter Täter die Drohung „Töte Schwule“ auf die Wand der „Rosa Lila Villa“ in Mariahilf gesprüht - mehr dazu in Demo nach homophobem Sprayangriff (wien.ORF.at; 27.9.2014).

Nicht der erste Vorfall im Prückel

Der aktuelle Fall ereignete sich am 6. Jänner. Wegen eines Kusses wurde ein lesbisches Paar aus dem Prückel in der Innenstadt verwiesen. Prückel-Betreiberin Christl Sedlar bestätigte das Vorgehen, laut ihr war es "mehr als ein Begrüßungskuss“. Doch es war nicht der erste Vorfall dieser Art im Prückel. Es wurden bereits Proteste angekündigt - mehr dazu in Kuss: Lesbisches Paar aus Prückel verwiesen.

Audio: „Radio Wien“-Redakteurin Evelyn Kanya hat mit den betroffenen Frauen gesprochen

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Lokalverweis rechtlich gedeckt

„Das Paar hat überhaupt keine rechtliche Handhabe. Wir fordern schon seit vielen Jahren, dass man den Anti-Diskriminierungsschutz auf Bereiche außerhalb der Arbeitswelt ausdehnt“, sagte Rechtsanwalt Helmut Graupner vom Rechtskomitee Lambda. Der Verein setzt sich gegen die Diskriminierung gleichgeschlechtlicher „Liebender und transidenter Frauen und Männer“ ein.

„Es ist ja eine völlig absurde Situation. Es kann die Betreiberin und die dort tätigen Kellnerinnen und Kellner gleichgeschlechtliche Paare sogar dann hinauswerfen, wenn sie nur bemerken, dass es sich um ein gleichgeschlechtliches Paar handelt“, sagte Graupner. Umgekehrt sei es verboten, wenn „man sich nicht von einem schwulen Kellner oder einer lesbischen Kellnerin bedienen lässt. Das ist verboten und die Person ist mit Schadenersatzansprüchen haftbar, weil der Kellner am Arbeitsplatz diskriminiert wird“.

„Der Kunde ist vogelfrei, weil es nicht sein Arbeitsplatz ist. Der Kellner darf, weil es sein Arbeitsplatz ist, nicht diskriminiert werden und kann sich mit Schadenersatzansprüchen dagegen wehren. Das ist völlig absurd“, so Graupner. Fälle wie im Prückel seien aber „immer hilfreich das Problem aufzuzeigen und den Menschen bewusst zu machen, dass es noch Schutzlücken gibt“.