Ex-Häftlinge bauen Longboards
Melanie Ruff ist Doktorin der Geschichte und Simone Melda Zahn- und Nachrichtentechnikerin. Ihre gemeinsame Leidenschaft ist das Skateboarden. Vor einem Jahr haben die beiden 32-jährigen Quereinsteigerinnen das Unternehmen „Ruffboards“ in Währing gegründet. Weltweit sind sie die einzigen Longboard-Herstellerinnen, die außerdem noch umweltfreundlich und sozial produzieren.
„Das Besondere an unseren Boards ist, dass wir als Rohmaterial alte Snowbards nehmen. Das ist nicht nur ressourcenschonend, sondern das gibt den liebgewonnenen, alten Snowbards auch einen Nutzen“, so Simone Melda. Das Design können die Kunden selbst bestimmen. Zusätzlich besteht die Auswahl aus drei verschiedenen Brettvarianten. „Die ‚Pummering‘, die ist zum Cruisen, den ‚Bert‘ für die Stadt und die ‚fesche Sopherl‘ als Freeride Board“, erklärt Melda.
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Soziale Idee bei USA-Reise
Ursprünglich wollten die beiden Unternehmerinnen wissen, woher ihre Skateboards eigentlich kommen. Ruff: „Wir waren dann gemeinsam in den USA ein halbes Jahr in einem Wohnwagen unterwegs. Dort haben wir auch immer wieder in den Skateläden gefragt, wo die Boards her sind, wer die macht, ob die umweltfreundlich und sozial fair produziert werden. Wir haben da nichts gefunden, wo wir uns gedacht haben: Das ist das perfekte Board.“ Darum beschlossen die beiden, ihre eigenen Boards herzustellen. Vom Fräsen über das Marketing bis zum Erstellen eines Businessplans mussten die Quereinsteigerinnen alles erst einmal lernen.
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Ehemalige Häftlinge als Designer
Schon nach einem halben Jahr lief das Unternehmen so gut, dass sie sich Partner für die Produktion suchen mussten. Sie wendeten sich an den Verein Neustart, der ehemaligen Häftlingen beim Wiedereinstieg in die Gesellschaft hilft. „Wenn man ein Unternehmen gründet, kann man genauso soziale Arbeitsplätze schaffen. Und ich denke mir mal, für Ex-Häftlinge ist gerade eine produzierende Tätigkeit sicher eine spannende Angelegenheit. Vor allem können sie die Designs selbst bestimmen - und da sind der Kreativität eigentlich keine Grenzen gesetzt“, so Melda.
Die ehemaligen Häftlinge arbeiten in der Werkstatt von Neustart für „Ruffboards“. Dort schneiden und fräsen sie die Bretter aus. Ein halbes Jahr lang begleitete der Verein die Straffälligen bei der Resozialisierung. Einer der Mitarbeiter ist so talentiert, dass ihn die Jungunternehmerinnen fix anstellen wollen. Er kreierte außerdem das Board „Bert“, ein kürzeres, flexibleres Board für die Stadt - und das, obwohl er selbst noch nie einen Fuß am Board hatte.
Internationale Beachtung
Mit ihrem Unternehmen erregen die beiden Skaterinnen auch international Aufmerksamkeit. Beim europäischen Innovations Award für Soziales (ESF) schafften sie es von 1.200 Unternehmern unter die besten zehn. Beim Wettbewerb einer amerikanischen Eismarke gewannen sie 10.000 Euro Startkapital und ihr Logo wird ein Jahr lang weltweit auf den Eisbechern zu sehen sein. Auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen sie sich trotzdem nicht. Die Unternehmerinnen arbeiten schon an einer Erweiterung ihrer Produktpalette.