Hauptbahnhof: Aufholbedarf bei Pünktlichkeit

Seit 50 Tagen wird der Hauptbahnhof von Fernverkehrszügen angefahren, bei der ÖBB zeigt man sich zufrieden, nur bei der Pünktlichkeit gibt es noch Aufholbedarf. Ab Dezember gibt es vom Westbahnhof weg eine neue Schnellverbindung.

Mit derzeit 93 Prozent liegt der Hauptbahnhof noch unter dem landesweiten Durchschnitt von 96,7 Prozent. Silvia Kaupa, Leiterin des ÖBB-Fernverkehrs, versicherte in einem APA-Interview, dass man die Rate noch verbessern werde. Sie verwies zugleich aber darauf, dass es am Hauptbahnhof freilich eine überdurchschnittlich hohe Frequenz an Nachtzügen gebe: „Die drücken den Schnitt.“

Außerdem sei man im Fernverkehr sehr oft auf Bahnpartner im benachbarten Ausland angewiesen. Soll heißen: Für technische Pannen oder schadhafte Garnituren, die nicht in ÖBB-Verantwortung liegen, kann man nichts. „Aber wir sind natürlich laufend in Gesprächen mit unseren Nachbarn“, so Kaupa. Wobei 93 Prozent durchaus eine „exzellente Zahl“ sei.

Täglich 1.000 Tickets verkauft

Ansonsten wird der mehr als eine Milliarde teure Schienenknotenpunkt offenbar gut angenommen. Allein im Reisecenter verkaufe man 1.000 Tickets täglich, über die Automaten kämen noch einmal 2.800 Fahrkarten dazu. Was die Passagiere betrifft, gibt es anscheinend nicht nur Verlagerungen, sondern ein Mehraufkommen. „Seit der Eröffnung haben wir wienweit bereits Mehrbuchungen von einem Prozent“, rechnete die ÖBB-Abteilungsleiterin vor.

Der Hauptbahnhof bedient seit Mitte Dezember alle Fernverkehrszüge auf der Südstrecke (Italien, Slowenien, Graz und Villach), der Oststrecke (Budapest) und der Nordstrecke (Brünn, Prag und Warschau) - mehr dazu in Hauptbahnhof für Fernverkehr geöffnet (wien.ORF.at; 13.12.2014).

Neue Schnellverbindung vom Westbahnhof

Was den Westen anbelangt, dient heuer noch der Westbahnhof als zentrale Ankunfts- bzw. Abfahrtsstelle. Das wird sich erst mit dem Fahrplanwechsel 2015/16 ändern, wenn auch die Züge Richtung Linz, Salzburg oder München zum Hauptbahnhof verlagert werden. Für den Kopfbahnhof bleiben dann nur noch Regionalzüge.

Um der mehrheitlich privaten „Westbahn“ das Feld allerdings nicht zur Gänze zu überlassen, planen die ÖBB, eine Schnellverbindung zwischen Wien-St. Pölten-Amstetten aufrecht zu erhalten. Der „REX 200“ soll gleich schnell fahren wie der derzeitige InterCity - und damit eine Spur langsamer als die Railjets. Diese im Stundentakt vorgesehene Verbindung soll mit den Fernzügen, die dann vom Hauptbahnhof in Richtung Westen brausen, abgestimmt sein, sodass man ohne viel Zeitverzögerung umsteigen wird können, versprach Kaupa.

Durch die Verlagerung des Fernverkehrs werden zugleich Trassenkapazitäten frei. Dadurch wären dann Taktverdichtungen für Regionalzüge zwischen Wien und dem westlichen Umland möglich. Theoretisch gingen sich bis zu 150 zusätzliche Züge pro Tag aus, erklärte Kaupa. Welche Verbindungen in welchem Ausmaß tatsächlich verstärkt werden, darüber werde gerade mit Wien und Niederösterreich verhandelt. Ein Ergebnis soll es noch in der ersten Jahreshälfte geben.

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