Aufräumen nach pompösem Opernball

Nach einem pompösen 59. Opernball mit Überraschungsgast Naomi Campbell, fulminanter Eröffnung und Busenblitzer von Lugner-Gast Elisabetta Canalis sind am Freitag 500 Arbeiter damit beschäftigt gewesen, die Spuren des Balls zu beseitigen.

Seit den Morgenstunden arbeiteten 500 Personen - 350 Facharbeiter und 150 Helfer - daran, die Spuren der 59. Ausgabe des Opernballs zu beseitigen. Nur am Nachmittag wurden die Arbeiten für die „Kinderzauberflöte“ unterbrochen.

Bereits um 6.30 Uhr war vom prachtvollen Blumenschmuck im Stiegenaufgang der Oper nichts mehr zu sehen - lediglich einige abgebrochene Köpfe weißer Lilien fanden sich noch im Haus. Kaum ein Detail wies in den Logen noch auf ausschweifende Feiern hin, lediglich übrig gebliebene Brötchen auf Silbertabletts ließen auf die Anwesenheit von 5.150 Ballgästen schließen. Unversehrt gebliebenen Stücke von ursprünglich 40.000 Gläsern und kistenweise leer getrunkene Sekt- und Champagnerflaschen wurden abtransportiert.

Auch die Bars des schillernden Festes waren frühmorgens schon zum Großteil aufgeräumt, hier und da wurden die letzten Reste Champagner ausgetrunken. „Was? So spät ist es schon? Ich bin jetzt seit 25 Stunden wach“, bemerkte eine junge Kellnerin, die gerade mit ihren Kolleginnen in den Feierabend startete, mit Blick auf die Uhr.

Nächste Aufführung am Samstagabend

Während im Obergeschoß gebohrt, gekehrt und der am Ballabend ausgestellte Swarovski-Schmuck sicher verwahrt wurde, wurde vor der Oper der Red Carpet-Bereich abgebaut. „Soweit läuft alles sehr gut. Um 14.00 Uhr werden wir für heute wegen einer Aufführung aufhören müssen, aber morgen um 5.00 Uhr früh geht es dann wieder weiter“, erklärte der Facharbeiter Gerhard Treipl, für den der stressige Abbau nach 22 Jahren bereits Routine ist.

Gearbeitet wurde jedenfalls auf Hochtouren, denn bereits am Samstagabend läuft der Spielplan des Opernhauses wie gewohnt weiter. „Mit der kurzen Unterbrechung für die Kinderzauberflöte wird der gesamte Abbau in ungefähr 21 Stunden abgeschlossen sein“, erklärte Doris König vom Pressebüro der Staatsoper. Bis dahin müssen noch Parkettböden und Verkleidungselemente verladen und mit rund 100 Tiefladern in ihr Depot im niederösterreichischen Petronell zurückgebracht werden.

Campbell kam mit Kathrin Glock

Im weißen Kleid und ebensolchen Pelz schritt Campbell am Donnerstagabend kurz über den roten Teppich und entschwand dann über den Seiteneingang in die Oper, nachdem sie die Medienvertreter mit einem knappen „Hallo“ bedacht hatte. Sie kam in Begleitung von Kathrin Glock, der Ehefrau des Waffenproduzenten Gaston Glock. Im Lauf des Abends machte sie sich rar, um kurz nach Mitternacht hieß es, sie habe den Ball bereits verlassen.

Busenblitzer bei Canalis

Richard Lugner trickste dieses Mal die vor der Oper wartenden Fotografen und Kamerateams aus und schlich sich mit seinem Stargast Elisabetta Canalis seitlich in die Oper. Das italienische Model und Ex-Freundin von Hollywood-Star George Clooney zeigte sich jedoch gut gelaunt und gab bereitwillig Interviews. So etwas muss man gesehen haben", schwärmte Canalis über den Opernball.

Gegen 23.30 Uhr stürmte sie sogar mit „Mörtel“ das Parkett. Bei einer Drehung verrutschte dann - zufällig? - das tief ausgeschnittene Kleid und legte Canalis’ rechte Brust frei. „Sie ist wirklich sehr nett und macht alles mit“, freute sich Lugner über seinen Gast.

Bundespräsident kam ohne Margit

Beinahe zu spät kam Sänger Andreas Gabalier, der in einer Kutsche vorfuhr. Gerade noch rechtzeitig huschte er in die Oper, bevor der Red Carpet für das Eintreffen von Bundespräsident Heinz Fischer gesperrt wurde. Dessen Frau Margit musste übrigens zu Hause bleiben, wegen einer erst vor kurzem überstandenen Blinddarm-Operation sowie einer schweren Verkühlung, wie das Staatsoberhaupt mitteilte. Daher besuchte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) den Ball an seiner Seite.

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) war ebenfalls verhindert, er weilte bei einem EU-Gipfel in Brüssel, gekommen sind aber Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und zahlreiche Minister. Unter den Gästen wurden auch die Schauspielerinnen Christiane Hörbiger und Sunnyi Melles gesichtet, außerdem Life Ball-Organisator Gery Keszler, Harald Serafin und Skilegende Karl Schranz, Larissa Marolt gab ihr Opernballdebüt. Auch viele internationale Intendanten beehrten den Ball heuer, wie Eva Wagner-Pasquier (Bayreuther Festspiele) und Thierry Fouquet (Direktor Opera National de Bordeaux).

Eröffnung mit Kaiserin Sisi

Nach dem Einzug des Jungherren- und Jungdamenkomitees - darunter auch die amtierende Miss Austria Julia Furdea - standen die Künstler der Oper im Mittelpunkt. Mit Aida Garifullina („Je Veux Vivre“ aus „Romeo et Juliette“ von Charles Gounod) und Olga Bezsmertna („Dove Sono“ aus „Le nozze di Figaro“ von Wolfgang Amadeus Mozart) gaben zwei Sängerinnen des Ensembles ihr Debüt bei der Eröffnung. Als internationaler Gaststar wurde Carlos Alvarez gewonnen, der die „Champagner-Arie“ aus „Don Giovanni“ von Wolfgang Amadeus Mozart sang.

Die Ballettcompagnie der Staatsoper interpretierte in funkelndem Weiß-Silber den „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß Sohn. Eine der Solotänzerin verwandelte sich dafür in Kaiserin Sisi. Auch der Nachwuchs bekam ein bisschen Scheinwerferlicht ab: Die Eleven gaben den „Barrel Organ Waltz“ aus der „Gadfly Suite“ von Dmitri Schostakowitsch zum Besten - inklusive akrobatischer Einlagen an einer Stange. „Aus ist es mit der Liebe“ aus der „Csardasfürstin“ von Emmerich Kalman brachte dann wieder das Wiener Staatsballett auf das Parkett.

Mit der Polka „Wo man lacht und lebt“ von Eduard Strauß und dem Walzer „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß Sohn schlossen dann die Debütanten ab. Die etwas komplizierte Eröffnungschoreografie wurde von der Salzburger Tanzschule Brigitte Luger gestaltet - mehr dazu in Junge Frau mit Down-Syndrom als Debütantin. Das Kommando „Alles Walzer“ kam dieses Jahr von allen Gästen.

Helmut Berger ließ sich in Oper tragen

Bizarr gestaltete sich der Auftritt von Skandalschauspieler Helmut Berger. Er ließ sich aufgrund eines Knöchelbruchs in die Oper tragen, die blanken Zehennägel seines verletzten Beines waren tiefrot lackiert. Im Verlauf war Berger jedoch so unauffällig, dass zwischendurch Gerüchte aufkamen, dass ihn der Notarzt abtransportiert hätte.

Begleitet wurde Berger von Unternehmerpaar Arnold und Oskar Wess, besser bekannt als „Botox-Boys“. Sie trugen zum Frack Sonnenbrillen. Christina Lugner, die nach Jahren an der Seite von Richard Lugner heuer in Begleitung des Unternehmerpaars Wess kam, meinte: „Es ist einmal etwas Anderes, jung, fit und faltenfrei.“ Die „Botox-Boys“ waren ganz angetan vom Opernball: „Wir kommen bestimmt wieder. So etwas gibt es auf der ganzen Welt nicht.“

Frischverheirateter Glööckler ohne Botox

Im Gegensatz zu seinem Besuch 2013 war der heurige Auftritt von Designer Harald Glööckler, der am Opernball seine Hochzeit mit seinem langjährigen Lebensgefährten Dieter Schroth feierte, sehr dezent. Und Glööckler konnte sogar lachen: „Seitdem ich kein Botox mehr nehme, habe ich wieder eine Mimik“, strahlte Glööckler.

Nationalratspräsidentin Dores Bures (SPÖ) verriet, dass sie ihr Kleid im Internet gekauft hatte - und es danach noch von einem Schneider anpassen ließ, und dass sie zwar in jungen Jahren auf mehreren Demonstrationen war, aber nie gegen den Opernball demonstrierte. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) zeigte sich arbeitsfreudig: „Die Gespräche werden von tagesaktuellen Themen wie der Ukraine oder Griechenland dominiert“, erklärte er. Es sei eine gute Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und alte zu vertiefen.

Martin Lang

ORF

TV-Hinweis

Für „Wien heute“ war „Balljunge“ Martin Lang auf dem Opernball unterwegs. 13.2.2015, 19.00 Uhr, ORF2 und on demand.

Ball restlos ausverkauft

Für den Ball selbst hatte Treichl-Stürgkh ein paar Neuerungen eingeführt. Im Vestibül war etwa eine winterliche Orangerie aufgebaut worden, samt Orangenbäumen, Eukalyptus, Moos und Farnen. Für kleine Malheurs stand für die weiblichen Gäste erstmals ein eigener „Emergency-Couture-Salon“ bereit, in dem kleidertechnische Notfälle wie gerissene Reißverschlüsse wieder in Ordnung gebracht werden konnten. Der Blumenschmuck bestand heuer aus Lilien.

Das Fest war seit Wochen restlos ausverkauft. Insgesamt kamen 5.150 Besucher in die Oper. Diese konsumierten erfahrungsgemäß 800 Flaschen Sekt und Champagner, 900 Flaschen Wein, 1.800 Paar Würstel, 1.000 Petit Fours und Sandwiches, rund 800 Portionen Gulaschsuppe, allerdings nur 230 Austern. Insgesamt lukriert die Staatsoper mit dem Ball Einnahmen in Höhe von 3,4 Millionen Euro, die Gesamtausgaben belaufen sich auf 2,3 Millionen Euro.

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