Vienna Film Commission: „Jahr der Blockbuster“

Vor sechs Jahren wurde die Vienna Film Commission als Anlaufstelle für Filmdrehansuchen in Wien gegründet. Bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag blickt man auf ein sehr arbeitsreiches „Jahr der Blockbuster“ zurück.

357 Filmprojekte wurden 2014 eingereicht, und damit 4,1 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Vienna Film Commission, die sich als Vermittler zwischen Filmschaffenden und den jeweils zuständigen Behörden versteht, hat für diese Projekte 636 Ansuchen um Drehgenehmigung gestellt und 664 Empfehlungsschreiben verfasst - eine Steigerung von 25,9 respektive 22,9 Prozent, sagte Geschäftsführerin Marijana Stoisits.

Zig Millionen Werbewert

Neben dem boomenden TV-Geschäft, „ohne das wir nicht leben könnten“, haben nicht zuletzt internationale Produktionen dazu geführt, dass das Drehaufkommen in der Bundeshauptstadt „enorm gestiegen“ ist, so Stoisits. 108 internationale Produktionen waren zu Gast, ein Großteil davon aus Deutschland, gefolgt von Japan, den USA, Großbritannien und Slowenien.

Das „doppelte Sahnehäubchen“ darunter bringt Stoisits noch heute zum Strahlen, würden Simon Curtis’ an 13 Wiener Schauplätzen gedrehter Klimt-Restitutionsfilm „Woman in Gold“ sowie der unter großer Aufmerksamkeit entstandene Actionstreifen „Mission: Impossible 5“ mit Tom Cruise doch Wien „wunderbar zur Geltung“ bringen und der Stadt „zig, zig Millionen Euro an Werbewert“ einbringen.

Großprojekten wie diesen liege der „wichtigste Teil“ der Arbeit der Film Commission zugrunde: Location-Touren, die vorrangig internationalen Filmschaffenden Drehmotive der Stadt schmackhaft machen sollen. Für die Riesentruppe rund um „Mission: Impossible 5“-Regisseur Christopher McQuarrie habe man besondere Geschütze aufgefahren - mehr dazu in Tom Cruise: Drehstart in der Oper.

WU-Campus eigentlich als Drehort geplant

Im die Pressekonferenz beherbergenden Palais Todesco dinierte man nach einem langen Tag gemeinsam mit Blick auf die Staatsoper - wo just an diesem lauen April-Abend vor den Fenstern „Der Rosenkavalier“ auf der riesigen Leinwand übertragen wurde. „Unsere Gäste sind dahingeschmolzen“, erinnert sich Stoisits. „Wären sie zu dem Zeitpunkt nicht bereits sicher gewesen, in Wien drehen zu wollen, hätte dieser Moment sie darin gefestigt“ - mehr dazu in Cruise sprang von der Staatsoper.

Ein geplanter Drehort neben Staatsoper und Wiener U-Bahn fiel wegen Änderungen im Drehbuch kurzfristig weg: der neue Campus der Wiener Wirtschaftsuniversität, zu dem die Commission nun ein eigenes Showreel produzierte. Die gefragtesten Drehmotive waren 2014 indes zum vierten Mal in Folge die Wiener Stadtgärten und Parkanlagen, gefolgt von Märkten wie Nasch- und Brunnenmarkt, den Wiener Gewässern, Spitälern und Gemeindebauten.

Döbling durch „Vorstadtweiber“ am Vormarsch

Mit 27 Magistratsabteilungen habe man dafür eng und sehr gut zusammenarbeitet, allein die MA 46 (Verkehrsorganisation) habe 1.200 Bewilligungen für Dreharbeiten gegeben - ein Plus von 151 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neben dem Dauerbrenner Innenstadt, auf die 26 Prozent des Drehaufkommens fiel, arbeitete sich im Bezirksranking zuletzt Döbling auf Rang sechs vor, was Stoisits auf die neue ORF-Serie „Vorstadtweiber“ zurückführte - mehr dazu in „Desperate Housewives“ auf Wienerisch.

Heimische TV- und Kinoproduktionen seien es dann auch, die die Basis der Arbeit ausmachen. So wurden im Vorjahr etwa „Jack“, „Gruber geht“ und „Chucks“ sowie die Serien „Altes Geld“, „CopStories“ und „Soko Donau“ in Wien gedreht. In der ersten Jahreshälfte 2015 liegt der Fokus laut Stoisits auf dem Eurovision Song Contest, durch den eine Vielzahl an Drehansuchen anfallen.

Kein Verständnis für Kritik

Kritik aus der heimischen Filmbranche an der finanziellen Unterstützung von Hollywoodproduktionen sieht Stoisits fehlgeleitet, würden diese doch Unsummen in der Stadt lassen - „Woman in Gold“ konkret 2,5 Millionen Euro, „Mission: Impossible 5“ 4 Millionen Euro. „Und das kommt mehrfach zurück“, sagte Stoisits, die infolgedessen eine Verdoppelung der Standortförderung des Wirtschaftsministeriums (FISA) für „sinnvoll“ hält, „um den Sog, den wir derzeit spüren, aufzunehmen“ - mehr dazu in Filmbranche kritisiert Cruise-Dreh.

Kleine beziehungsweise heimische Produktionen seien gegenüber derart großer Fischen jedenfalls nicht im Nachteil, erkämpfte die Film Commission doch unter aanderen bei den Wiener Linien und bei Wiener Wohnen Vergünstigungen für Studentenprojekte. Mit einer angemessenen Vorlaufzeit, so Stoisits, finde sich in Zusammenarbeit mit den Behörden immer eine Lösung. „Wir machen das grundsätzlich für alle, und grundsätzlich ist auch alles möglich.“

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