Karola Kraus bleibt MUMOK-Direktorin

Karola Kraus bleibt weitere fünf Jahre als wissenschaftliche Geschäftsführerin an der Spitze des Museums Moderner Kunst Stiftung Ludwig (MUMOK). Ihr zur Seite wird Cornelia Lamprechter als wirtschaftliche Geschäftsführerin gestellt.

Die Entscheidung für Kraus und Lamprechter gaben Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und der Kuratoriumsvorsitzende Johannes Attems heute in einer Pressekonferenz bekannt. Karola Kraus hatte ihr Amt als Nachfolgerin von Edelbert Köb im Herbst 2010 angetreten.

Der Posten der wirtschaftlichen Geschäftsführung wurde erstmals ausgeschrieben, Cornelia Lamprechter wird ihr Amt am 1. Oktober 2015 antreten. Sie ist derzeit Geschäftsführerin der Kunstmeile Krems und war davor bei der Schallaburg Betriebs-GmbH, der NÖ Museum-Betriebs-GmbH, dem Archäologischen Park Carnuntum und der österreichischen Filmgalerie.

Cornelia Lamprechter und Karola Kraus

APA/Herbert Pfarrhofer

Cornelia Lamprechter und Karola Kraus bilden die Geschäftsführung im MUMOK

Ostermayer: „Wollten klares Vier-Augen-Prinzip“

„Wir wollten ein klares Vier-Augen-Prinzip. Das hat aber nichts mit Misstrauen gegenüber der jetzigen Leitung zu tun“, sagte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ). Von der Findungskommission seien sechs Personen zu Hearings für die wissenschaftliche Geschäftsführung und sieben für die kaufmännische Leitung eingeladen worden.

Von der Kommission sei ihm die bisherige Direktorin Kraus sowie je ein Mann und eine Frau für die neu geschaffene wirtschaftliche Führungsposition vorgeschlagen worden. Nach intensiven Gesprächen, bei denen mit Kraus auch „ganz offen und konstruktiv“ die verschiedentlich gegen sie vorgebrachten Gegenargumente besprochen worden seien, habe er sich für eine Vertragsverlängerung von Kraus und für Bestellung von Lamprechter entschieden.

In einem „längeren, intensiven Gespräch“ habe er mit Kraus auch die Fragen, die in der Öffentlichkeit diskutiert wurden, „ganz direkt angesprochen“, meinte Ostermayer: „die Frage der Sammlung der Familie und der Galerie der Schwester, die Frage der Besucherzahlen, die Frage der Künstler aus Österreich. Wir haben auch über das Programm von Frau Kraus für die nächsten fünf Jahre gesprochen. Alles zusammen war ausschlaggebend für die Entscheidung.“

Kulturminister Josef Ostermayer mit Karola Kraus und Cornelia Lamprechter

APA/Herbert Pfarrhofer

Das Vier-Augen-Prinzip hatte für Minister Ostermayer „nichts mit Misstrauen“ zu tun

Diskussionen als Beleg für Stellenwert

„Die hitzigen und öffentlichen Diskussionen um meine Verlängerung zeugen auch vom hohen Stellenwert dieses Museums“, sagte Karola Kraus. Sie habe „prinzipiell keine Probleme mit Kritik“, habe sich aber geärgert, dass in der Diskussion teilweise mit falschen Fakten argumentiert worden sei. Dass sie zu wenig Fokus auf österreichische Positionen gelegt habe, wies sie zurück, auch die Sammlungspolitik widerlege dies, sagte Kraus.

„Ich freue mich auf die Doppelspitze. Ich hoffe, dass Sie mir sehr viel abnehmen werden und ich mich verstärkt auf die Inhalte konzentrieren kann“, sagte Kraus zu ihrer künftigen wirtschaftlichen Geschäftsführerin. Cornelia Lamprechter freute sich auf eine „unglaublich spannende Position“, das MUMOK sei „national und international höchst angesehen“. Sie sehe es als ihre Aufgabe, „weiterhin eine stabile und wirtschaftliche Gebarung sicherzustellen“.

Mindestens ein „Blockbuster“ pro Jahr

Kraus betonte die Notwendigkeit von mindestens einer Blockbuster-Ausstellung jährlich, „wenn man weiterhin die Besucherzahlen halten möchte. Irgendwann werden die nur noch mit Erhöhung der Basisabgeltung möglich sein.“

Sie stellte gleich zahlreiche konkrete Ausstellungspläne vor: Bei den „Sonderausstellungen zu wegweisenden Einzelpersonen“ seien etwa die erste große Retrospektive von Julius Koller (1939-2007), eine Schau zum gebürtigen Vorarlberger Martin Beck, eine große Ausstellung zu Cindy Sherman sowie eine große Ausstellung des Frühwerks von Bruno Gironcoli samt Skulpturenpark im Museumsquartier geplant.

Bei den thematischen Ausstellungen werde es eine Schau mit Fokus auf die „immer wieder totgesagte“ Malerei und deren Einflüsse auf andere Medien, eine Schau „zum Thema Naturgeschichten“ oder eine „große Frauenausstellung mit der feministischen Avantgarde der 70er-Jahre“ in Kooperation mit der Sammlung Verbund geben.

MUMOK in Wien

ORF.at/Sabine Koder

Verlängerung trotz Kritik an Kraus

In den vergangenen Wochen hatte es verschiedentlich Kritik an der Amtsführung der Direktorin gegeben. „Ich möchte sagen, auch wenn einige es nicht hören wollen, dass ich sehr, sehr gerne weitere fünf Jahre mit meinem Team an unserem Erfolg arbeiten würde“, hatte Kraus Mitte Jänner auf ihrer Jahrespressekonferenz gesagt - mehr dazu in Entscheidung über MUMOK-Führung.

2014 hatte das Museum 186.170 Besucher verzeichnet, um 5.000 mehr als im Jahr zuvor. Derzeit wird die große Ausstellung „Ludwig Goes Pop“ gezeigt - mehr dazu in MUMOK zeigt „Ludwig goes Pop“.

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