AMS setzt auf Speed-Dating

Im Jänner waren in Wien 128.977 Menschen arbeitslos vorgemerkt. Um zu helfen, setzt das AMS künftig auf neue Maßnahmen wie Speed-Dating, bei dem ältere Arbeitssuchende mit Personalchefs direkt zusammengeführt werden.

Das AMS geht neue Wege, um vor allem Arbeitssuchende über 50 Jahre besser vermitteln zu können. So wird am 21. April zum ersten Mal Speed-Dating für diese Gruppe angeboten, bei dem Arbeitssuchende direkt mit Personalchefs sprechen können. "Einerseits sind Arbeitskräfte mit Know-how und Erfahrung für Unternehmen noch immer schwer zu finden. Andererseits fällt es älteren Menschen, die arbeitslos werden, oft schwer, wieder eine Beschäftigung zu finden - oft gelingt es nicht einmal, überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden“, erklärt AMS-Sprecher Sebastian Paulick die Idee gegenüber wien.ORF.at.

„Wollen Enttäuschungen vermeiden“

Das Speed-Dating findet im Rahmen eines Bewerbungstages statt. Die Veranstaltung ist jedoch nicht öffentlich. Mitmachen dürfen nur jene Arbeitsuchenden, die vom AMS über sechs Monate vorgemerkt und für das Speed-Dating vorausgewählt werden. „Und zwar deshalb, weil wir Enttäuschungen vermeiden wollen“, so Paulick. Der Bewerbungstag gilt als „Versuchsballon“. Es werden rund sieben große Unternehmen eingeladen, die Personalbedarf haben. Paulick: „Wenn das gut funktioniert, werden wir dieses Instrument natürlich evaluieren und nach den gemachten Erfahrungen ausbauen und wiederholen.“

AMS Esteplatz

ORF

Lokalaugenschein beim AMS Esteplatz in Wien-Landstraße

Beihilfe für ältere Arbeitssuchende

Im Jänner waren in Wien 31.127 Menschen arbeitslos gemeldet, die über 50 Jahre alt sind. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg um 19,3 Prozent - mehr dazu in 7,8 Prozent mehr Arbeitslose (wien.ORF.at; 2.2.2015). Als Anreiz für Unternehmen, ältere Menschen einzustellen, übernimmt das AMS derzeit mindestens drei Monate lang die Lohn- und Lohnnebenkosten, wenn ein Betrieb eine über 50-jährige Person aufnimmt, die mindestens ein halbes Jahr arbeitslos gemeldet war. Weitere drei bis neun Monate lang werden bis zur Hälfte der Kosten - bis zu einem Betrag von 20.000 Euro - getragen.

26 Millionen Euro stellt das AMS für diese sogenannte Eingliederungsbeihilfe bereit. 200 neue Dienstverhältnisse pro Monat kommen derzeit auf diese Art und Weise zustande. „Wir hätten noch Geld, um mehr Personen zu fördern. Also bis zu 300 pro Monat könnten wir mit dieser Beihilfe sicher versorgen“, so AMS-Wien-Geschäftsführer Winfried Göschl.

Keine Zwangsverpflichtung für AMS-Kurse

Neben der neuen Speed-Dating-Aktion und der Eingliederungsbeihilfe setzt das AMS auch allgemein auf neue bzw. veränderte Hilfsangebote. Zum Beispiel bietet das AMS Arbeitssuchenden seit langem als Zwischenlösung Schulungen an. Nach viel Kritik an der Sinnhaftigkeit der Kurse, gibt es seit November Änderungen.

Kurszentren heißen jetzt Job-Werkstatt und Arbeitssuchende werden nicht mehr zwangsverpflichtet. „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können jetzt aus einer Vielzahl an Modulen selbst wählen und selbst entscheiden, was für sie wichtig ist und was sie auf dem Weg zum Job brauchen“, so ams.job.werkstatt-Projektleiterin Tatjana Baborek gegenüber „Wien heute“ - mehr dazu in AMS schafft Aktivierungskurse ab (wien.ORF.at; 11.3.2014).

Waff

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Das Nachholen des Lehrabschlusses für Berufstätige wird seit Jänner gefördert

3.000-Euro-Scheck für Ausbildung

Besonders gefördert werden inzwischen auch jene, die über keine gute Ausbildung verfügen. Sie haben am Arbeitsmarkt die schlechtesten Karten. Bei Personen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, liegt die Arbeitslosenquote bei 32,1 Prozent, mit Lehrabschluss bei nur 9,8 Prozent.

Sendungshinweis:

„Wien heute“, 25.2.2015

Ausbildung verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt. Das Nachholen des Lehrabschlusses für Berufstätige wird seit Jänner vom WAFF, dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfond, erleichtert. Mit dem sogenannten Chancen-Scheck sind Ausbildungskosten bis zu 3.000 Euro direkt einlösbar. Bislang musste man alles selbst bezahlen und sich dann den Kostenbeitrag des WAFF rückerstatten lassen.

„Das ist gerade für Menschen, die bisher eine schlechte Ausbildung hatten und in aller Regel wenig verdienen eine große Hürde. Und wir wollten ihnen diese Hürde abnehmen, indem wir jetzt die Vorfinanzierung auch gegenüber den Kursinstituten übernehmen“, so Waff-Geschäftsführer Fritz Meißl - mehr dazu in Auf der Qualifizierungsmeile zum Lehrabschluss (wien.ORF.at; 9.9.2014).

Mehr Kontakt zu Unternehmen

Doch auch mit besserer Ausbildung gibt es nicht genug Jobs am Markt bzw. im AMS-Angebot. So waren im Jahr 2014 in Wien rund 250.000 Menschen arbeitslos gemeldet. Offene Stellen beim AMS gab es hingegen nur 90.000. Insgesamt sind in Wien im Jahr 2014 aber rund 270.000 Stellen neu besetzt worden. Damit das AMS künftig noch mehr offene Stellen registriert hat und dadurch auch mehr Jobs vermitteln kann, nehmen AMS-Mitarbeiter künftig verstärkt Kontakt mit Unternehmen auf.

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