Albertina-Chef: Beltracchi ist „Selbstvermarkter“

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder bezeichnete den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi als „Selbstvermarkter und Lügner“. Er reagierte damit auf Beltracchis Behauptung, eine Fälschung sei 2013 in der Albertina zu sehen gewesen.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder geht mit dem verurteilten Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi hart ins Gericht. „Er wirft mit Nebelbomben. Weil er weiß, nur in diesem Graubereich der Andeutungen, der Gerüchte kann er gedeihen.“ Der Museumsleiter glaubt nicht, dass eine Fälschung von Beltracchi 2013 bei einer Max Ernst-Ausstellung in der Albertina zu sehen gewesen war - mehr dazu in Rätsel um Fälschung in Albertina (wien.ORF.at; 23.2.2015).

Schröder: „Halte es für unwahrscheinlich“

Völlig ausschließen möchte Schröder diese Möglichkeit nach wie vor nicht. „Dazu bin ich zu sehr Wissenschafter“, so Schröder. „Aber ich halte es für so unwahrscheinlich“, verwies er auf die Tatsache, dass bei der Ernst-Retrospektive in Wien vor knapp zwei Jahren nur Werke aus dem ersten Oeuvre-Katalog des Künstlers gezeigt wurden, die von ihm selbst als solche anerkannt wurden. „Das war eine prinzipielle Entscheidung, um keine Zweifel aufkommen zu lassen.“

TV-Hinweis:

Einen „ZIB“-Beitrag vom 25. Februar über die Fälschung in der Albertina gibt es in der ORF TVthek.

„Ich nehme an, nach allem was ich mir vorstellen kann, dass es kein Bild in dieser Ausstellung war“, stellte Schröder Beltracchis in der gestrigen „ZiB 2“ getätigte Behauptung in Abrede. „Was möglich ist - und da denke ich aber schon viel positiver, als Beltracchi verdient -, dass in einem der Berichte über die Ausstellung vielleicht auch die Max Ernst-Fälschungen von ihm mitverarbeitet worden sind. Und dann sieht er das halt.“

Beltracchi „ein Selbstvermarkter und Lügner“

Dass Beltracchi „ein Fälscher und Betrüger, ein Übertreiber, Selbstvermarkter und Lügner“ sei, lasse sich Schröder zufolge daran festmachen, dass er seine Aussagen seit dem Auftritt in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz mehrfach abgeändert hat.

„Ist er aber bereit, irgendeine andere Fälschung bekannt zu geben? Nein! Weder vor Gericht, noch danach“, echauffierte sich der Albertina-Chef. „Niemand würde ihn hindern zu sagen: Ich habe 300 Bilder in den berühmtesten Museen der Welt. Vermutlich hat er sie nicht. Vielleicht hat er nicht einmal zehn oder fünf, dann würde der ganze Nimbus sehr schnell zusammenfallen.“

Kein Kontakt zwischen Schröder und Beltracchi

Auf seine Kontaktversuche habe Beltracchi bis dato jedenfalls nicht reagiert. Drei Anrufversuche am gestrigen Dienstag blieben Schröder zufolge erfolglos. „Seine Frau sagte mir: ‚Schauen Sie, mein Mann ist ein Star. Er hat den ganzen Tag Fernsehteams bei sich, und kann sich hier nicht ohne weiteres einfach auf Telefonate einlassen.‘ Es ist traurig, dass man diesem Mann überhaupt ein Forum gibt.“

Allerdings räumte Schröder gleichzeitig ein, dass es auch andere Fälle berühmter Künstler gebe, die eigene Werke als Fälschungen bezeichnet hätten oder umgekehrt. Dabei handle es sich aber um „einen außergewöhnlich seltenen Sonderfall“. Aus seiner Sicht nutze Beltracchi die aktuelle Aufmerksamkeit für seine kommende Ausstellung. „Es wurde ihm offenbar zu still, also versucht er sich im Gespräch zu halten.“

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