Albertina zeigt Erzherzog Johanns Sammlung

Eine Bootsfahrt am Grundlsee oder die Pasterze des Großglockners: Die Albertina gewährt derzeit einen Blick auf die österreichische Land- und Gesellschaft vor knapp 200 Jahren, aus der Perspektive von Erzherzog Johann.

Es handelt sich um „die schönsten Bilder“ der rund 1.400 Werke umfassenden Sammlung Erzherzog Johanns (1782-1859), wie Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder erläuterte. Allen voran die Werke von Matthäus Loder und Thomas Ender beeindrucken in ihrer Detailtreue und schillernd-einnehmenden Farbgebung. Entsprechend handle es sich bei diesen beiden Vertretern auch um „zwei Planeten, die alles überragen“, so Schröder.

Dokumentierte Reisen in die Krim

Aber auch die restlichen Protagonisten Johann Kniep, Karl Ruß und Jakob Gauermann stünden für Aquarell- und Zeichenkunst auf der Höhe der Zeit: Zwischen 1802 und den frühen 50er-Jahren des 19. Jahrhunderts ließ der Erzherzog seine Reisen und Interessen dokumentieren, von Jagdszenen über Porträts des ländlichen Lebens bis zu seinen Exkursionen in die Krim oder nach Athen. Der Fokus lag aber - im doppelten Sinn des Wortes - naturgemäß auf Österreich: Steirische Wälder, Salzburger Dörfer oder die beeindruckende Tiroler Bergwelt wurden von den unterschiedlichen Künstlern eingefangen.

Vergessene und verwehrte Werke

Eine wesentliche Rolle spielt auch die Beziehung Erzherzog Johanns zu Anna Plochl, die nicht nur in Auftragsarbeiten von Loder zum Ausdruck kommt, sondern auch in einem von ihm für die spätere Gemahlin des Erzherzogs angefertigten Stammbuch. Nicht zuletzt deshalb stand dieser „Chronist seines Lebens“ dem Erzherzog wohl am nächsten, wie Kuratorin Maria Luise Sternath unterstrich. Zusehends schob sich im Verlauf der rund 50 Jahre dauernden Tätigkeit der Kammermaler das Persönliche vor den dokumentarischen Duktus.

Leopold Kupelwieser: Erzherzog Johann im Rock mit grünem Aufschlag, 1828

Albertina

Leopold Kupelwieser: Erzherzog Johann im Rock mit grünem Aufschlag, 1828

Dieser bildete aber den grundsätzlichen Ausgangspunkt und die Motivation, wie Sternath erläuterte. So seien auch die landwirtschaftlichen Holzmodelle in der Schau, eine Leihgabe des vom Erzherzog gegründeten Joanneums in Graz, „typisch“ für ihn. „Sein Ziel war immer, eine Verbesserung zu erreichen und das Leben zu reformieren. Dafür benötigte es zuvor aber Recherche, Forschung und Dokumentation.“ Wurde sein „innerösterreichisches“ Bild zunächst mit Zahlenmaterial gefüttert, sollten die Kammermaler eine optische Ergänzung anfertigen.

Genau diese Auftragstätigkeit sei für die fünf Künstler aber auch zur Krux geworden: Abgesehen von Ender, der bereits vor seinem Engagement beim Erzherzog als Maler in Erscheinung getreten war und seine Bilder auf den Markt brachte, gerieten sie großteils in Vergessenheit, da ihre Werke der Öffentlichkeit verwehrt blieben. Dafür erwartete sie allerdings ein „vergleichsweise großzügiges“ Salär von 100 Gulden pro Monat plus Naturalien und Bezahlung einzelner Werke, wie Sternath aus den Aufzeichnungen Gauermanns zitierte.

Schön gefärbte Natur und Tradition

Als Kammermaler orientierten sie sich nicht nur an den konkreten Vorgaben des Erzherzog, sondern auch seinem Verständnis von Natur und Tradition. „Wir sehen hier ein Ideal der Berge, wie er es sich vorgestellt hat“, sagte die Kuratorin. „So kam es zu einer Überhöhung der Landschaft, Tätigkeiten und Trachten.“ Zumindest bis Ender habe sich diese Stilisierung fortgesetzt.

Ausstellungshinweis:

„Von der Schönheit der Natur. Die Kammermaler Erzherzog Johanns“, bis 31. Mai in der Albertina. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.)

Der Letzte der Kammermaler, der 1828 in den Dienst des Erzherzogs trat, verfügte einerseits über größere Freiheiten und sollte andererseits mit seinen Gemälden der Hohen Tauern das Bild der Alpen wesentlich prägen. Im Katalog zur Ausstellung werden seinen Ansichten aktuelle Fotografien eines Glaziologen gegenübergestellt, der versuchte, die Position des Kammermalers zu rekonstruieren. „Seine Gletscherbilder gehören sicher zu den herausragendsten Werken dieser Sammlung“, betonte Sternath.

Links: