Installation zeigt Erniedrigung bei „Reibpartie“

Die Installation „The Missing Image“ vor der Albertina erinnert ab Donnerstag an die Erniedrigung der Juden, die sie in „Reibpartien“ nach der Machtübernahme der Nazis erfahren haben. Filmisch ergänzt Ruth Beckermann damit das Hrdlicka-Mahnmal.

In einer Endlosschleife zeigt die Installation einen fünf Sekunden langen Filmclip, in dem zwei Juden zu sehen sind, die kniend das Pflaster reinigen. Zudem hält ein SA-Mann den Besen in der Hand einer Jüdin in die Kamera, die umstehende Menge ist sichtlich amüsiert. Der Dauerloop ist auf einer Zweikanalprojektion auf LED-Screens zu sehen, die an den Sockeln von Alfred Hrdlickas „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ angebracht sind. Damit nimmt die österreichische Dokumentarfilmerin und Autorin Ruth Beckermann unmittelbar Bezug auf Hrdlickas 1988 geschaffene Gedenkstätte.

Mann

the missing image

Mit Bürsten mussten Juden Parolen vom Gehsteig waschen

Installationshinweis

„The Missing Image“ von Ruth Beckermann, bis 10. November am Albertinaplatz.

Die Gedenkstätte zeigt unter anderem die Bronzefigur eines bärtigen Mannes mit Bürste in der Hand, die auf diese „Reibpartien“ während der Nazi-Diktatur anspielt. Bei diesen wurden Juden gezwungen, mit Lauge und Bürsten, manchmal auch mit Zahnbürsten, gegen die Nationalsozialisten gerichtete Symbole und Parolen von Häuserwänden und Gehsteigen zu entfernen.

„Das Problem am Mahnmal ist, dass die Zuschauer fehlen. Es hat ja jemand die Juden auf die Knie gezwungen, und das waren die Wiener Antisemiten", sagte Beckermann gegenüber wien.orf.at. „Diese Demütigungen und Grausamkeiten waren Wiener Spezialität.“

Erste Filmaufnahme einer „Reibpartie“

Beckermann ergänzt diese skulpturale Darstellung nun mit historischem Filmmaterial. „Ich habe den fünf Sekunden langen Clip bearbeitet, Zooms gemacht und Verlangsamungen eingebaut, um Details herauszuarbeiten", sagte Beckermann, die rund neun Monate am Projekt „The Missing Image“ gearbeitet hat. Diese Filmsequenz, die 2013 im Österreichischen Filmmuseum entdeckt wurde, ist die einzige bisher bekannte Filmaufnahme einer solchen „Reibpartie". „Ich habe das Filmmaterial gesehen und habe mir gedacht, mit dem kann ich was machen. Denn der Film bietet die Qualität, dass er alles wieder lebendig macht“, sagte Beckermann.

Dame

the missing image

Straßenwaschende Juden und lachende Zuschauer sind im Filmclip zu sehen

Durch die Einschreibung der Filmszenen in das Mahnmal treffen nun drei Körper und drei unterschiedliche Materien aufeinander. Die Bronzefigur des Opfers, die in einer Zweikanalinszenierung auf LED-Screens projizierten Körper der historischen Täter und die realen Körper der Passanten, die sich jenen gegenüber sehen. Das zugehörige Sounddesign steuerte die Komponistin Olga Neuwirth bei. „Die Töne bieten eine weitere Irritation. Sie sind sehr abstrakt und sind ein weiterer Kommentar zu meinem Werk", sagte Beckermann.

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