Wien Museum startet Sammlung zu Migration

Das Wien Museum und die Stadt haben ein gemeinsames Projekt zur Migration gestartet. Eine Sammlung von museumsrelevanten Objekten aus der Zeit der Anwerbung der „Gastarbeiter“ soll erstellt werden.

Beim Projekt „Wien erleben“ werden ab sofort Exponate aufgenommen, die beim Anschauen Erkenntnisgewinn bringen, wie Wolfgang Kos, Direktor des Wien Museums, am Mittwoch formulierte. Das könnten Gegenstände, aber auch Bilder sein. Das Problem sei, dass gerade in einem Milieu der Armut oft wenig hinterlassen werde. Als erster Schritt sei nun jedenfalls eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden, die über die Ausgestaltung der Sammlung berate.

Fokus auf Türkei und Ex-Jugoslawien

„Migration sammeln“ lautet der Name des Projekts. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Geschichte der Zuwanderung aus den klassischen „Gastarbeiter“-Ländern Jugoslawien und der Türkei, so Projektleiterin Vida Bakondy. Erfasst werden soll die Zeitspanne vom Anwerbeabkommen in den 1960er Jahren bis zum Anfang der 1990er Jahre. Was die Aktion durchaus zu einer dringlichen mache - denn viele Gebrauchsgegenstände könnten bald schon verloren gehen, da sie nur selten aufbewahrt würden.

Objekte für Sammlung zu Integration im Wien Museum

ORF

Lebensmittelverpackungen für das Wien Museum

Werbegeschenk und türkische Milchpackung

Die Geschichte der Migration soll anhand von Alltagsobjekten erzählt werden - wie zum Beispiel mit einer Musikkassette. „Die Kassette war ein Werbegeschenk, das Mitte der 80er Jahre an die Gastarbeiter seitens der jugoslawischen Banken, die hier in Wien angesiedelt waren, verteilt wurde“, so Ljubomir Bratic von der Projektgruppe. Die Kassette zeige auf, dass die Gastarbeiter „nicht nur arme Menschen waren, sondern sehr wohl seitens bestimmter Organisationen auch als Kunden angesprochen wurden“.

Als weiteres Beispiel präsentierte Wolfgang Kos einen Milchkarton mit türkischer Aufschrift. „Es gab Überlegungen in Wien, die Milchpackung auch türkisch zu beschriften. Aber offenbar hat das österreichische Publikum sehr negativ reagiert. Dadurch ist die Packung wieder aus den Geschäften verschwunden“, so Kos gegenüber „Wien heute“.

Präsentiert wurde am Mittwoch etwa auch der beliebte „türkische“ Tee Karadeniz, der keineswegs von dort kommt, sondern in Sri Lanka von einer Wiener Firma produziert wird - und in der Türkei gar nicht erhältlich ist, wie Bakondy berichtete.

Exponate mit „Showeffekt“

Das Sammlungsprojekt soll gemeinsam mit den migrantischen Communitys umgesetzt werden. Auch Präsentationen in Cafes oder Vereinen sind geplant. Ob und wie die Sammlung zu sehen sein wird, ist noch nicht fix. Laut Kos wird sie jedenfalls ins Depot aufgenommen - Exponate mit entsprechendem „Showeffekt“ könnten aber durchaus Teil einer künftigen Dauerausstellung werden, befand er.

„Wir wollen auch gemeinsam Danke sagen“, begründete die Wiener Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) die Initiierung des Projekts, das mit 195.000 Euro dotiert ist. Die einstigen Gastarbeiter seien ins Ungewisse aufgebrochen, um ein besseres Leben zu finden. Dokumentiert seien deren Geschichte und Lebenszeugnisse aber nur unzureichend - im Gegensatz etwa zur Situation um die Jahrhundertwende, als Wien Anziehungspunkt für Menschen aus den Kronländern war.

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